Schreibt ihr ein Buch?
13.04.2012 um 23:36
wie gefällt euch folgender Beginn?
Es begann alles mit einem Klick..das war nicht nur irgendein Klick sondern DER KLICK, der mein Leben so richtig auf den Kopf stellen wollte.
Ich hatte mich vor kurzem bei einem Onlinekontaktportal angemeldet, denn den Glauben an die ewige wahre große Liebe hatte ich trotz meiner kürzlich gescheiterten Ehe nicht aufgegeben. Vielleicht klang mein Wunsch etwas kindlich,naiv und verkitscht.. wie auch immer, er war einfach da; und da war eigentlich auch meine soeben erklickte Soquasi-Beziehung, die so müde, träge und leidenschaftslos neben mir im Bett lag und schlief. Da hoffte man nach Jahren der freiwilligen Abstinenz auf ein meeeeeeeeehr als nur ein Geschnarche und Geschlafe. vergebens! Abhilfe, versprach da nur ein Weiterklick.
Ein Pseudonym sprang mir förmlich in´s Gesicht, da gab sich doch tatsächlich jemand den bescheuerten Namen grfdracula.
Nun hat aber auch ein Graf Dracula meiner Meinung nach eine sehr anzügliche und erotische Seite an sich und töten tut er im eigentlichen Sinne ja nicht, vielmehr macht er
seine Opfer zu seinesgleichen. So saugt er sie aus um existieren zu können soweit bis mit dem Kuss, dem Biss der letzte Funke jeglichen Lebens entwich, und dennoch war dieser Vorgang kein Akt des Sterbens...vielmehr eine Art Leben nach dem Leben und zuletzt dazu verdammt weiterzubeissen
eine Form von Ewig -das war es!
Dieses Ewige war um so vieles tiefer, sinniger, gründiger als dieses gewöhnliche Sterben. Was mir jedoch missfiel war dieser Biss, diese Verletzung, und dennoch war er/sie unabdingbar, sogar nötig,denn dieser Biss, musste brennen, musste töten was zu töten war um wieder zu entstehen, zu entfachen.Vielleicht vergleichbar mit dem Anbeginn eines Kindes. Shizophren war, dass es Liebe war, die dieses Trennende entstehen ließ, eine Art von Liebe die schmerzte und dennoch war sie dienlich, schenkte dem geliebten Wesen das Leben. Diese Liebe, sie kämpfte nicht, klagend ließ sie ergebend geschehen.
Grfdraculas Profil lautete in etwa so:
ich glaube an sinnvolle Gespräche und an die Leichtigkeit des Seins
natürlich bin ich eine Mischung aus Prad Pitt, George Clooney, Tokio Hotel usw.
Frauenversteher sowieso
..Midlifecrisis verleitet allerdings zuweilen zu gnadenloser Selbstüberschätzung..
Mein Schicksal schien besiegelt zu sein, dieser Text sog mich förmlich in den Bann
Meinem "sympathisches Profil" folgte ein " Friedvoller Krieger, atme und lächle...sein Nick habe ausser seiner Herkunft nichts zu bedeuten.."
Oh weh, die Deutung des Bedeutungslosen ließ ein merkwürdiges Gefühl in meiner Magengegend entstehen. Egal! was viel interessanter war, war diese merkwürdige Antwort. Wie konnte grfdracula scheinbar wissen, dass ich Dan Millmans Buch "Der Pfad des Friedvollen Kriegers"nicht nur gelesen hatte, sondern auch eine Übende war. Jedenfalls übte ich mich seit ungefähr eineinhalb Jahren bis dahin jeden Abend direkt vor dem Einschlafen im Wünschen, natürlich meinen Traummann, meine Seelenhälfte und so ein Abenteuer der friedvollen Kriegerin selbst einmal erleben zu dürfen. Hätte ich doch nur geahnt dass Wünsche in Erfüllung gehen können und dass 2 Wünsche für größeres Fiasko sorgen würden als nur einer.
Dann hatte ich sowas wie Sex oder eher eine Vorstufe davon und danach ein schlechtes Gewissen zumindest verriet mir das mein seltsamer Gefühlsgedankenmix "Ich hätte das besser gemacht" oder aber?...so langsam beschlich mich eine düstere Ahnung, das konnte doch unmöglich sein! Konnte grfdracula etwa?...Nein! Ich entschied mich für ein Nein! Meine Gedanken zu lesen, sich gar ihrer zu bemächtigen? Nein und immer wieder nochmals Nein, das konnte, NEIN das durfte gar nicht sein...und schon wieder und immer wieder war ich in Gedanken nur bei diesem Grafen, bei seinen Schrieben.
Tags darauf fanden wir uns in Wortgefechten lateinischer Floskeln wieder. Ich war der lateinischen Sprache google sei Dank scheinbar unberechenbar mächtig, denn ich bezeichnete ihn irrtümlicherweise als meinen persönlichen Weltuntergang...
Er gefiel sich wohl in der Rolle des Klugscheißers und korrigierte meinen vermeintlichen Fehler, waren doch Weltanschauung und Weltuntergang für ihn so ganz und gar nicht das gleiche.Ich sah es anders: Folgte nicht jedem Ende ein neuer Anfang? Und diese vermeintliche Tatsache hatte für mich sehr wohl mit Weltanschauung zu tun. Der Anfang meiner Soquasi Beziehung war somit dem Untergang geweiht.
Grfdracula war alles was Frau sich so wünschte, romantisch, leidenschaftlich, gebildet, wohl situiert, scheinbar ein Gentleman, der stets wusste, wie weit er bei einer Frau zu weit gehen durfte und er hatte Sinne für die Langamkeit, die in unserer Hin-und-Wieder-weg-Fastfoodgesellschaft scheinbar so fehlte, so wünschte er sich mir mit allen Sinnen zuerst zu erfahren und dann erst mit den Augen. Wie aufregend der Gedanke doch war einander wie Taube und Blinde zu begegnen und dennoch ließ mich dieser Wunsch ein wenig zweifeln:
"Tun wir es nicht Beethoven gleich?"
"Beethoven mein Schatz, war viel beneidenswerter, er brauchte keine Ohren um zu hören"