Welches Buch lest ihr gerade?
27.12.2020 um 18:36nairobi schrieb:Da ich sehr krimiaffin bin, freue ich mich schon daraufIch bin das auch.
Welche Autoren liest du gerne?
nairobi schrieb:Da ich sehr krimiaffin bin, freue ich mich schon daraufIch bin das auch.
umma schrieb:Welche Autoren liest du gerne?Zuerst mal natürlich Agatha Christie. Außerdem Joy Fielding, Ruth Rendell, Patricia Highsmith, Dorothy Sayers, Minette Walters, Petra Hammesfahr (tolle deutsche Autorin, lebt bei Köln), Mary Higgins Clark (erst kürzlich verstorben), Elisabeth George, sind mir als Autorinnen eingefallen.
nairobi schrieb:Und Du ? Hast ja schon einige aufgezählt...Oh wow!
Um sie herum waren Baumstümpfe, Hunderte davon, hier war ein ganzer Wald abgeholzt worden. Sie kamen durch ein bis auf die Grundmauern niedergebranntes Dorf, und da sahen sie einen Leichenhaufen. Der dicke Graf wandte den Blick ab und sah dann doch hin. Er sah geschwärzte Gesichter, einen Rumpf mit nur einem Arm, eine zur Klaue gekrampfte Hand, zwei leere Augenhöhlen über einem offenen Mund und dort etwas, das wie ein Sack aussah, aber der Überrest eines Leibes war. Ein beißender Geruch hing in der Luft.Da ist der Besuch Friedrichs von der Pfalz im Winterlager von Gustav Adolf. Die Beschreibung des Wegs durch das Lager:
Und dann hatte er sie durch die äußeren Kreise des Lagers in die inneren geführt. Während der Gestank, der doch schon derart pestilenzhaft gewesen war, dass man hätte glauben mögen, er könne nicht noch stärker werden, immer stärker wurde, kamen sie an den Planwagen des Trosses vorbei: Deichseln ragten in die Luft, kranke Pferde lagen auf dem Boden, Kinder spielten im Dreck, Frauen stillten Säuglinge oder wuschen Kleider in Zubern mit braunem Wasser. Das waren die käuflichen Soldatenbräute, aber es waren auch die Ehefrauen, mit denen so mancher Söldner reiste. Wer eine Familie hatte, brachte sie mit in den Krieg, wo sonst hätte sie bleiben sollen?Es ist das immer wieder aufblitzende Grauen, das die Frage stellen lässt: Was will Kehlmann?
Da sah der König etwas Grausiges. Er blickte darauf, erkannte es erst nicht, es widersetzte sich gleichsam, aber wenn man länger darauf blickte, ordnete es sich, und man verstand. Schnell blickte er woandershin. Neben sich hörte er Graf Hudenitz stöhnen.
Es waren tote Kinder. Wohl keines älter als fünf, die meisten noch kein Jahr alt. Da lagen sie aufgehäuft und verfärbt, blonde, braune und rote Haare, und wenn man genau hinsah, stand manches Augenpaar offen, vierzig oder mehr, und die Luft dunkel von Fliegen.
Narrenschiffer schrieb:Darstellung der Armut der Bauern und des Grauen des Dreißigjährigen Krieges hat.Ich habe das Buch vor längerer Zeit gelesen und konnte es in der Tat nicht unterbrechen.
Narrenschiffer schrieb:Ich packe den Text mit möglichst vielen Abstrakta und Fachwörtern voll.Das kann ich ja gar nicht leiden.
Narrenschiffer schrieb:dann ist das Schwurbelei und nicht Wissenschaft.Eben !
Narrenschiffer schrieb:Nach einer britischen Studie sollen regelmäßige Leser*innen von fiktiver Literatur eine höhere Lebenserwartung haben als Nicht-Leser*innenHaha, made my day. Diese Erkenntnisse sind wahrscheinlich in einem Pub entstanden...
Narrenschiffer schrieb:Hingegen unterstütze das Vorgelesen-Werden von Texten das Erlernen von Textmustern und somit das Lesen-Lernen.Durch das Zuhören, wenn jemand etwas vorliest, wird das unterstützt oder durch das eigene laute Vorlesen ?
Narrenschiffer schrieb:Alle scheinen nach einem gleichen Bauschema gestaltet zu sein:Da frage ich doch:
- Ich packe den Text mit möglichst vielen Abstrakta und Fachwörtern voll.
- Ich zitiere möglichst viele grundlegende wissenschaftliche Werke.
- Ich zeige meine umfassende Belesenheit.
Damit werden die Texte sprunghaft und oberflächlich,
Narrenschiffer schrieb:ob es sich um eine Korrelation oder eine Kausalität handelt.Da ich literaturwissenschaftliche Texte kenne, die obige Kriterien erfüllen, aber dennoch nicht sprunghaft und oberflächlich sind, würde ich auf Korrelation setzen...
Narrenschiffer schrieb:Die historische Verteilung der Lesekompetenzstufen in Deutschland wird in einer Grafik wiedergegeben:Grafiken wirken immer sehr wissenschaftlich. Darf man fragen, auf welcher empirischen Grundlage die prozentuale Verteilung der Lesekompetenz in der Bevölkerung im 17. 18. und frühen 19. Jahrhundert festgestellt wurde?
nairobi schrieb:Durch das Zuhören, wenn jemand etwas vorliest, wird das unterstützt oder durch das eigene laute VorlesenDurch das Zuhören. Da gab es Studien mit Kindern.
KimByongsu schrieb:Darf man fragen, auf welcher empirischen Grundlage die prozentuale Verteilung der Lesekompetenz in der Bevölkerung im 17. 18. und frühen 19. Jahrhundert festgestellt wurdeJost Schneider nennt Reinhard Wittmanns Geschichte des deutschen Buchhandels aus dem Beck-Verlag. Mehr nicht. Aber Schneiders Beitrag ist, was Quellenangaben betrifft, erschreckend schlecht ausgestattet (das ist der mit den "Geisterjägerromanen").
Narrenschiffer schrieb:Durch das Zuhören. Da gab es Studien mit Kindern.Unsere Eltern/Mutter lasen uns früher viel vor. Wir merkten es sofort, wenn sie abkürzen wollten und etwas anders vorlasen als sonst ...
In Madrid musste vor zwei Tagen eine Eishalle zum Leichenhaus umfunktioniert werden, weil die Zahl der Toten dramatisch gestiegen war. In mehreren Altenheimen stießen Soldaten auf verwirrte Bewohner, die schon vor einigen Tagen sich selbst überlassen worden waren, und in vielen Betten lagen bereits Leichen.Eine der Ursachen, oder die Ursache für Glavinic, dessen Alter Ego eigentlich total zurückgezogen lebt, ist das Ende aller sozialen Bindungen, durch die Pandemie aber auch durch die Maßnahmen:
Man muss sich vor Augen führen, was das heißt. Menschen, die zu uns gehören, die bloß ein wenig früher zu leben begonnen haben als wir, werden von den Jungen schon in diesen ersten Tagen einer Weltkrise aussortiert bzw. zum Verhungern und Verdursten zurückgelassen. Die Tatsache, dass manche von uns schon nach einer Woche Ausnahmezustand begonnen haben, die Humanität zu begraben, könnte ein Zeichen dafür sein, dass neben unserer Gesundheit auch unsere Würde auf dem Spiel steht.
Der Mensch reduziert sich gerade auf die Einzelheit.Sehr angewidert stellt er sich auch gegen das Konzept der Herdenimmunität, die zwar erreicht werden könne, aber möglicherweise nicht lebend.
Boris Johnson [...] setzt auf Herdenimmunität, die erreicht wird, wenn etwa zwei Drittel der Bevölkerung die Krankheit hatte, aber nicht mehr hat, was die Möglichkeit einschließt, dass sie gelebt hat, aber nicht mehr lebt.Sehr präzise vorausblickend sieht er einen aufkommenden Widerstand gegen die Maßnahmen, vor allem die Argumentation, wie sie augenblicklich aktuell ist:
Ich fürchte, irgendwann könnten die ersten Menschen nicht ganz zu Unrecht auf die Idee kommen, die soziale Distanzierung als Hausarrest zu empfinden und, unterstützt von Verfassungsrechtlern und manchen Medien, damit beginnen, sich den Beschränkungen zu widersetzen. Je mehr Menschen die Straßen in Besitz nehmen, je mehr Restaurants und Geschäfte unerlaubt öffnen würden, desto schwieriger würde die Lage der Sicherheitsorgane.Solche Passagen machen eine "verspätete" Lektüre noch interessanter. Selbst die Verschwörungstheorie bezüglich "Microsoft", wie er noch schreibt, wird im April von ihm dokumentiert. In dem interessanten Zusammenhang, dass das Alter Ego offen gesteht, so manchen Verschwörungstheorien selbst nachgehangen zu sein, selbst ein "Idiot" gewesen zu sein.
umma schrieb:Aber „Genozid“..... falscher Ausdruck.Er schreibt von "Gerontozid" (Tötung der Alten).
umma schrieb:Ich spreche primär für D, in Ö bin ich nicht gut informiert.Die Covid-Verordnungen des österreichischen Gesundheitsministeriums vom Frühjahr sind in Österreich vom Verfassungsgerichtshof kassiert worden. Alle Strafen waren unrechtmäßig. Das konnte Glavinic noch nicht wissen.
Narrenschiffer schrieb:Er schreibt von "Gerontozid" (Tötung der Alten).Oh ja, Entschuldigung, ich wollte das auch zitieren, habe nicht genau hingesehen.
Groucho schrieb am 23.12.2020:Ach ja, eines noch: In den meisten unserer Bücherregale stehen sie mittlerweile zweireihig.Das Problem habe ich aktuell auch schon - wobei ich mir selbst immer schmackhaft mache, das mein Bücherregal eben einfach zu klein ist *online shop* :D
In dem einen frei stehenden Regal ist das unproblematisch, da man von beiden Seiten die Buchrücken sehen kann, aber in anderen sieht man die zweite Reihe gar nicht mehr und da wird es dann manchmal schwierig ein Buch wieder zu finden.