Jim Thompson - King BloodEiner der brutalsten Noir, den ich je gelesen habe. Brudermord, Schwesternmord, Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Kannibalismus ...
Der Roman handelt von der Familie King (Vater und drei Söhne), die als Sooner in Oklahoma siedeln und hoch verschuldet sind. Der jüngste Sohn, Critch, wird mit 10 Jahren von seiner Mutter entführt und kommt mit einem geraubten Vermögen von 70.000 Dollar nach 13 Jahren zurück.
Das Geld stammt einem Massenmörder-Schwesternpaar, das als Besitzerinnen eines Landgasthauses am Durchreise-Trail nach Kalifornien an die 40 Gäste ermordet und beraubt hat. Die Jüngere reißt das Geld an sich, flieht und wird von Critch bestohlen. Sie selbst wird von ihrer älteren Schwester bestialischt ermordet.
Die Ältere wiederum wird vom Mittleren der Brüder, Arlie, bei der Jagd nach dem Geld verstümmelt und in einem Anfall von Schmerzwahn von ihrem Unterschlupf-Partner, einem alten Deutschstämmigen, in Notwehr getötet.
Arlie, der den ältesten Bruder bei einer Streiterei umgebracht hat, und Critch verwenden schließlich das Vermögen zur Abzahlung der Schulden und beginnen nach dem Tod ihres Vaters ein neues Leben.
Auf dem Hintergrund möchte ich auf jeden Fall eingehen. Oklahoma wurde 1889 zur Besiedelung freigegeben. Diejenigen, die bereits früher ihren Claim abgesteckt haben, werden "Sooner" genannt.
Das Problem mit Oklahoma war, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die sogenannten "Fünf zivilisierten Stämme" des Südostens in das Gebiet des späteren Oklahoma zwangsumgesiedelt wurden. Etwa ein Drittel der Menschen kam auf diesen Zwangsmärschen ums Leben, die als "Tränenmärsche" ("Trail of Tears") bezeichnet werden.
Die weiße Besiedelung beraubte diese Stämme bereits nach 2-3 Generationen des Rechts, selbstbestimmt in dieser Region zu leben.
Vater Ike King - als Sooner - dürfte ein typischer Vertreter der weißen Sooner gewesen sein. Er pflegt enge Beziehungen zu den Nativen, spricht fließend Apache und Spanisch. Sein bester Freund ist ein alter Apache, die Söhne sind mit dessen Enkelinnen verheiratet.
Gewalt ist Teil des Alltags, jeder kümmert sich ausschließlich um sich selbst. Wie man zu seiner Habe kommt ist irrelevant, nur innerhalb der Familie darf nicht gestohlen werden. Selbst Brudermord ist akzeptabel - der Stärkere setzt sich durch.
Selbst das Massenmörder-Schwesternpaar Ethel und Anna Anderson hat seine reale Vorlage, die Bender-Family.
Der Roman wurde 1954 geschrieben und erst 1973 fand sich ein Verlag, der ihn veröffentlichte. Und Cormac McCarthy nahm schließlich diese Schreibtradition wieder auf, welche die frühen Jahre der USA in ihrer ungeschönten Brutalität zum Thema machte.
Wikipedia: Fünf Zivilisierte StämmeWikipedia: Bender-Familyhttps://www.allmystery.de/blogs/narrenschiffer/cormac_mccarthy__blood_meridian