@clubmaster Abhauen! Ganz schnell! Rasch ein hektischer Blick in die nähere Umgebung. Kein Zeuge zu sehen? Dann nichts wie weg. Der Fluchtreflex setzt zuverlässig ein. Er steckt tief in uns drin. Vermutlich ein Überbleibsel aus grauen Vorzeiten der menschlichen Entwicklungsgeschichte.
Die Reaktion "Mich kriegt keiner" ist überraschend weit verbreitet in Deutschland. Gerade im Straßenverkehr geben immer mehr Menschen ihrem Instinkt nach – und nach einem Unfall Gas. Nach Schätzungen des Auto Club Europa begehen jedes Jahr mehr als 500.000 Autofahrer Unfallflucht. Tendenz steigend.
Fahrerflucht ist ein alltägliches Delikt. Doch unter dem Begriff wird viel zusammengefasst, was von der Dimension kaum zusammen gehört: Für Parkrempler gilt Paragraf 142 des Strafgesetzbuches genauso, wie für einen Horrorcrash mit Toten. Im schlechtesten Fall gibt es sieben Punkte, eine Gefängnis- oder Geldstrafe und in der Regel wird der Führerschein eingezogen. Bei Bagatellschäden, die etwa 90 Prozent ausmachen, hat die Staatsanwaltschaft allerdings einen Ermessenspielraum bis hin zur Einstellung des Verfahrens.
Bernhard Schlag, Professor für Verkehrswissenschaften an der Technischen Universität Dresden, erklärt solche mentalen Aussetzer so: "In Notlagen reagiert der Mensch, vereinfacht gesprochen, entweder mit Kampf oder mit Flucht. Das sind Stresssituationen, in denen der Verstand oft in den Hintergrund tritt. Vor allem, wenn noch Panik hinzukommt."
Oft hauen die Leute nur deshalb ab, weil sie andernfalls fürchten müssen, dass ihr Schadenfreiheitsrabatt der Autoversicherung hoch gestuft wird. Ganz vorne in der Skala der Gründe, sich unerkannt aus dem Staub zu machen, stehen jedoch Drogen und Alkohol am Steuer.
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse geben Anlass zu der Vermutung, dass die Beschuldigten manchmal tatsächlich nichts gemerkt haben.