ThoFra schrieb:In den 1990er - Jahren war am Steintor in Bremen auch die Drogenszene, war dies im Jahr 2002 ebenfalls noch so?
Ob das Opfer intoxikiert war oder Drogen konsumiert hat, wissen wir ja nicht. Ob es eine toxikologische Untersuchung gab und ob diese ausgewertet werden konnte, wissen wir auch nicht.
Ja, auch 2002 gab es, und gibt es bis heute, im Steintor die Drogenszene. Sie ist aber schon damals nicht mehr so auf das Steintor fokussiert gewesen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Es verteilte sich dann mehr auch auf andere Stadtteile und die Bahnhofsvorstadt. Das entzerrte einerseits, zog aber eben auch andererseits andere Stadtteile mit hinein. Damit verteilten sich auch die Modellwohnungen und -Häuser mehr auf die gesamte Stadt.
Direkt am Ziegenmarkt, gegenüber der Helenenstraße, war bis in die 90er ein Hotspot der Drogenszene. Von dort geht auch die Friesenstraße ab, wo es einen Straßenstrich gab und vor allem etwas weiter die Humboldtstraße mit einem überregional bekannten Straßenstrich. Dort standen dann aber eben auch die Männer und vor allem Frauen der Drogenszene, die sich sehr günstig feilboten.
Ich habe damals in direkter Nähe zum Ziegenmarkt gewohnt. In meiner Straße haben die Damen, die in der Helene tätig waren, häufig ihre Hunde Gassi geführt. Ich kannte daher auch einige von ihnen vom sehen und schnacken. Sie sprachen alle einwandfreies Deutsch und ich würde sagen, es waren auch überwiegend deutsche Frauen. Einige Afrikanerinnen waren dort auch. Ob es einige osteuropäische Frauen gab, kann ich gar nicht sagen. Inwiefern dort Zwangsprostitution lief und diese Opfer dann aber Hunde halten durften und diese Hunde dann sogar ohne Begleitung ausführen durften, möchte ich ein klein wenig bezweifeln. Ich weiß es aber nicht.
Man muss sich die Helene so vorstellen, dass es damals eine Sachgasse war, die durch eine Sichtwand zur Straße Vor dem Steintor abgeschirmt war. Frauen, die nicht dort gearbeitet haben, hatten strenges Zutrittsverbot. Es sind dort Reihenhäuser mit mehreren Wohnungen und die Damen saßen dann am Fenster und warteten auf Kunden. Die Frauen haben dort aber eigentlich nicht gewohnt. Sie waren auch keine Drogensüchtigen. Sie waren sehr gepflegte und aufgetakelte Frauen mit teuren Klamotten. Ich habe nie gesehen, dass dort Frauen in Begleitung hingebracht und abgeholt wurden. Inwiefern sie aber dort ohne Luden arbeiteten, kann ich auch nicht sagen. Es gab aber wohl häufiger Konflikte zwischen den Frauen, wer welche Rechte dort hatte und welche was durfte.
Kleines Funfact am Rande: Die Damen hatten zwischen der Helenenstraße und meiner Straße einen Grünstreifen/Garten, in denen sie/Nachbarn Hühner hielten. Mitten in der Großstadt krähte dann regelmäßig der Hahn
:)Heute ist die Helene offen für alle begeh- und einsichtbar. Es gibt dort auch "normale" Wohnungen. Aber Prostitution gibt es weiterhin ganz offen.
Jedenfalls, die Frauen aus der Helene kannten sich alle und wenn da eine fehlte ohne dass sie wüssten, weshalb, würden sie es merken/wissen. Ob diese Frauen dann auch mit Opfern aus "richtiger" Zwangsprostitution zusammengearbeitet hätten oder das zugelassen hätten, kann ich nicht sagen.
Es gab damals einige Skandale rund um die Helene, wo es kleine Läden gab (Wettbüros oder so und Schnellimbisse und Integrationsvereine oä), die ihre Finger in Geldwäsche und Prostitution und Drogenhandel gehabt haben sollen, wie weit genau und wie es konkret war, weiß ich nicht (mehr).
Ich würde das unbekannte, tote Opfer aber wenn denn eher in einer Modellwohnung bzw einem Haus verorten, wo es quasi unter Beobachtung stand und nicht flüchten konnte, keine Außenkontakte hatte, außer zu Kunden/Freiern. Diese gab es damals dort aber sicherlich auch oder eben in Hafennähe, wo es viele Trucker und arbeitende Männer gab. Gerade in Hemelingen ist die Industrie sehr verbreitet, die ebenfalls sehr viele Trucker und Männer beinhaltet (Mercedes, Atlas Electronic, Rheinmetall, Deutsche Bahn, usw.)
Auch wenn es wahrscheinlich ist, wir wissen aber nicht, ob das Opfer überhaupt aus Bremen stammte oder dort arbeitete oder dort starb oder dort in die Weser gelangte oder irgendetwas mit Prostitution oder Drogen zu tun hatte.