@hubertzle oh natürlich na klar mach
Bitteschön :-)
Seit dem 29. November 2012 ist für Frank Bittner nichts mehr so, wie es einmal war: Es war der Tag, an dem Nachbarn seine Frau erschossen in der Küche auffanden. Mit zwei gezielten Genickschüssen wurde die 47-jährige Familienmutter ermordet. Nach über einem Jahr ist noch immer unklar, wer sie getötet haben könnte. Auch ein klares Motiv ist bislang nicht gefunden.
Sabine Bittner war Mutter zweier Töchter im Alter von damals 15 und 18 Jahren. Sie und Ehemann Frank B. waren seit 22 Jahren verheiratet, beide arbeiteten beim VW-Konzern in Wolfsburg. Als Sachbearbeiterin der „Volkswagen Leasing GmbH Braunschweig“ war Sabine Bittner für die Bereitstellung von Behördendienstwagen zuständig, unter anderem für die Polizeibehörden. Die 47-Jährige war sportlich aktiv, traf sich regelmäßig mit Freundinnen, sang manchmal im Chor und engagierte sich ehrenamtlich in der katholischen Kirche. Die Familie lebte bereits seit 20 Jahren im gutbürgerlichen Wolfsburger Stadtteil Reislingen. Dass hier jemand gewaltsam aus dem Leben geschieden sein soll, ist schwer zu glauben. Noch wundersamer sind jedoch die Ungereimtheiten rund um den Fall, die Anlass zu Spekulationen geben.
Ein Nachbar macht die schreckliche Entdeckung
Rückblick: Sabine Bittner steht an ihrem Todestag gegen 6.30 Uhr auf. Ihr Mann hat sich bereits verabschiedet, da er vor der Arbeit seine Winterreifen bei der Werkstatt abgeben will. Etwa eine Stunde später besucht die 47-Jährige ihr Sportstudio. Später wird Frau Bittner von einer Zeugin beim Einkaufen in einem Aldi-Markt im Wolfsburger Stadtteil Nordsteimke gesehen. Videoaufzeichnungen belegen außerdem: Sabine Bittner geht noch in den nahegelegenen Real-Markt und verlässt ihn um 10:06 Uhr mit Einkäufen.
Kurz darauf sieht ein Nachbar, dass der VW-Sharan der Frau in der Einfahrt des Wohnhauses steht. Die hintere Autotür und die Haustür sind geöffnet – offenbar bringt die Familienmutter die Einkäufe ins Haus. Am Vormittag des 29. Novembers erwartet die Familie außerdem noch eine Möbellieferung. Als die Möbeltransporteure gegen elf Uhr klingeln, wird ihnen nicht geöffnet. Die Mitarbeiter der Möbelfirma sehen durch die Haustür mehrere, unausgepackte Einkaufstüten im Flur stehen. Sie gehen einmal um das Wohnhaus herum und entdecken eine geöffnete Terrassentür. Sie wenden sich an einen Nachbarn, der Frank Bittner im Büro anruft.
Der Ehemann bittet seinen Nachbarn, in das Wohnhaus zu gehen und nachzuschauen, warum seine Frau den Möbelpackern nicht geöffnet hat. Dabei macht der Nachbar die schreckliche Entdeckung: Sabine Bittner liegt in einer großen Blutlache auf dem Küchenboden. Er fordert Frank Bittner auf, sofort nach Hause zu kommen, seine Frau sei schwer gestürzt. Dann bringt der Nachbar sie in eine stabile Seitenlage, fühlt den Puls und verständigt den Notarzt. Zu diesem Zeitpunkt ist Sabine Bittner schon tot. Sie war mit zwei Genickschüssen in ihrer Küche erschossen worden.
Viele Ungereimtheiten prägen den Fall
Bei der zuständigen Mordkommission ermittelten bis zu 20 Beamte gleichzeitig im Fall Sabine Bittner. Die Polizei Wolfsburg befragte bis heute fast 2000 Menschen - Familienmitglieder, Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte der Familie. Immer wieder taten sich einzelne neue Spuren auf, die jedoch nicht zur Klärung des Mordes führten. Auch Frank Bittner geriet als möglicher Täter ins Visier der Ermittler. Zwar hat der Ehemann für die Tatzeit ein Alibi: Unbestritten ist, dass dieser in seinem Büro war. Dennoch forscht die Polizei in seinem Umfeld. Dadurch sei an ein normales Leben für ihn nicht mehr zu denken, sagt Bittner. Er fühle sich von der Polizei verfolgt, inzwischen hätten sich auch Freunde und Familienmitglieder von ihm abgewendet: "Das hängt wie ein Damoklesschwert über unserer Familie. Wenn der Mord nicht aufgeklärt wird, bleiben für viele einfach immer Zweifel. Es ist schwer, damit zu leben", so der 49-Jährige.
Ob Spekulationen über Scheidungsabsichten von Sabine Bittner, ein Brief an ihren Mann, in dem sie "Fehler" erwähnt oder ein vermutetes Doppelleben, das die 47-Jährige geführt haben könnte – der Fall gibt viele Rätsel auf. So soll die Frau mehrere Monate bis kurz vor ihrem gewaltsamen Tod Taxifahrten in die Stadt und zurück unternommen haben. Auf dem Rückweg soll sie sich jeweils nicht zu Hause, sondern etwa 200 Meter entfernt absetzen gelassen haben. Eine Taxifahrerin bestätigte eine solche Fahrt am Tag vor dem Mord an Sabine Bittner. Auch sei sie sehr bedrückt gewesen. Frank Bittner sagt: "Ich weiß nur, dass sie Geheimnisse rumgetragen hat, die ihr Angst, richtig Angst gemacht haben."
Darüber hinaus gibt es weitere Spuren, die die Polizei verfolgt hat. So haben Zeugen Wochen vor der Tat auffällige Fahrzeuge in der Nähe des Hauses der Bittners beobachtet. Vor und nach der Tatzeit will eine Zeugin außerdem einen Radfahrer auf der Wiese hinter dem Wohnhaus von Sabine und Frank Bittner beobachtet haben, der sich zum einen auffällig verhalten habe, zum anderen durch eine zugezogene Kapuze vermummt gewesen sein soll. Ein weiterer Aspekt der Geschichte: Zwischen Sabine Bittner und der kanadischen Austauschschülerin, die ein Jahr lang bis Juli 2012 im Haus der Familie gelebt hatte, hatte es häufig Streit gegeben. Kurz bevor die damals 18-jährige bei den Bittners auszog, schrieb sie einer Freundin in Kanada unter anderem folgende Zeilen: "Und nach allem, was diese Frau getan hat, um mir mein Jahr hier zur Hölle zu machen, kann ich (…) nur eines sagen: Ich bin froh, dass die noch kriegt, was sie verdient."
Ermittlungen blieben erfolglos
Ehemann Frank Bittner leidet nach eigenen Angaben sehr darunter, zum Kreis der Verdächtigen zu gehören. Er habe schwere Schlafprobleme, könne sich kaum länger als eine Stunde am Tag auf etwas konzentrieren. Oft ist der Mann krankgeschrieben. Seit einigen Monaten lässt sich Bittner von einem Psychotherapeuten behandeln. Außerdem hat er einen Rechtsanwalt engagiert, der seine Unschuld beweisen soll. „Aus meiner Sicht und nach Kenntnis der Ermittlungsakten bis zum heutigen Tage wird hier ein Scheinverdacht gegen meinen Mandanten aufrecht erhalten, damit man sagen kann, wir haben einen Tatverdächtigen", so Anwalt Matthias Doehring. Letztendlich stünde man aber nach einem Jahr mit leeren Händen da. Der Sprecher der Polizei Wolfsburg Sven-Marco Claus bedauert zwar, dass der Ehemann des Opfers unter der Ermittlungsarbeit leidet. Trotzdem stellt er klar: "Wir können uns bei den Ermittlungen nicht auf eine bestimmte Richtung festlegen." Die polizeiliche Erfahrung habe sie in anderen Fällen gelehrt, dass es oftmals dann am Ende ganz anders gewesen sein könnte.