Ein neuer Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger:
Prozess um verschwundene Kim M. Bei der neuen Freundin wuchs das Misstrauen
Erstellt 12.10.2015
Kim M. aus Kerpen wurde 2012 zuletzt gesehen. Foto: Polizei
Die frühe Phase der Beziehung zu dem Angeklagten beschrieb die Zeugin als unbeschwert. Doch dann wuchs immer mehr das Misstrauen. Fragen zu der verschwundenen Frau Kim M. habe er nur knapp beantwortet und „eher blockiert“. Von Bettina Jochheim
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Köln/Kerpen.
„Die Lügen, die Täuschungen – alles war genau ausgeklügelt“, vermutet die 21-jährige Zeugin und trocknet ihre Tränen. Die junge Frau, die gestern vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Köln aussagte, war gerade 18 Jahre alt, als sie den jetzt angeklagten Jens-Peter M. im Mai 2012 bei einem Scheunenfest kennenlernte. Damals habe ihr der 33-Jährige erzählt, ein Kind zu haben und von seiner Ehefrau, Mutter des Kindes, verlassen worden zu sein. Spurlos verschwunden sei sie, weil sie mit der kleinen Tochter nicht klargekommen sei. Nach einem Streit sei seine Frau, Kim M., am 12. März 2012 in ein dunkles Auto mit Siegburger Kennzeichen gestiegen und habe ihn mit der Tochter alleingelassen. Das Mädchen war damals zehn Monate alt.
Verdacht des Totschlags
Erst Monate nach dem Verschwinden von Kim M. kamen bei der Polizei Zweifel an der Geschichte des Ehemanns auf. Die Ermittlungen führten zur Festnahme des 33-Jährigen, der sich nun wegen des Verdachts des Totschlags verantworten muss. Er selbst bestreitet eine solche Tat und macht ansonsten keine Angaben zu seiner Person und zu den Tatvorwürfen.
Nach dem Scheunenfest habe sie sich noch zweimal mit dem Angeklagten getroffen und sei dann bei ihm eingezogen. Dass das Verschwinden Kim M.’s erst sechs Wochen zurückgelegen habe, habe sie nicht gewusst. Er habe mit ihr eine neue Familie gründen wollen. Fragen zu Kim M. habe er nur knapp beantwortet und „eher blockiert“.
Finanzielle Probleme
Die frühe Phase der Beziehung beschrieb die Zeugin als unbeschwert. Rasch seien jedoch erste finanzielle Probleme aufgetreten. Schließlich habe man von ihrem Ausbildungsgeld gelebt, wegen verschiedener Krebserkrankungen habe er nur Hausmeister-Dienste ausüben können. Um als solventer Mieter auftreten zu können, habe er ihre Gehaltsabrechnungen – ohne ihr Wissen – gefälscht. Als sie davon erfahren habe, sei ihr Misstrauen wach geworden: Die Krankheiten, die Arztbesuche, die finanziellen Engpässe, ein vermeintliches Frauenhandy in einer Schublade, eine während einer polizeilichen Routinekontrolle schnell versteckte Sim-Karte in der Dichtung am Schalthebel eines Opel Kombis – all dies habe sie stutzig gemacht. „Und wenn ich ihn auf all dies ansprach, hab ich in das Gesicht eines Ertappten gesehen“, so die 21-Jährige. Im November 2012 habe sie sich von ihm getrennt.
http://www.ksta.de/kerpen/gericht-prozess-kim-m-kerpen-sote-freundin-zeugin,15189188,32142542.html (Archiv-Version vom 18.10.2015)