Nochmals zum Obduktionsbericht und zu den in der MoPo mit Bericht vom veröffentlichten Auszügen aus dem Bericht
Zunächst möchte ich betonen, dass es sich meiner Meinung nach bei einem Obduktionsbericht um ein vertrauliches Dokument handelt, das nicht an die Öffentlichkeit gehört. Dass überhaupt Auszüge aus dem Obduktionsbericht an die Öffentlichkeit gelangen konnten, erachte ich als einen Skandal. Das wirft kein gutes Licht auf die Arbeit der Polizei. Entweder waren sie so schlampig, dass sie dieses vertrauliche Dokument nicht sicher genug aufbewahrt haben und auf einem Hochsitz vergessen haben, so wie vom Journalisten behauptet oder es steckt noch etwas anderes Schlimmeres dahinter, was sich jeder denken kann. Man kann jedenfalls mit Fug und Recht behaupten, dass die Presse ein sehr großes Interesse an dem Obduktionsbericht hatte, weil sich durch die darin enthaltenen Beschreibungen ein Doppelmord bzw. ein Vierfachmord besonders blutrünstig darstellen lässt, was die Verkaufszahlen der Zeitungen erhöht, weshalb seine Zeitung, die Themen reißerisch aufarbeitet, sich solche Informationen auch eine Kleinigkeit kosten lassen kann. Eine Hand wäscht die andere. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Ich stelle das hier bewusst nicht als Behauptung auf, sondern nur als Meinung.
Nun zum Inhaltlichen.. Ein Obduktionsbericht ist in drei verschiedene Abschnitte gegliedert. Man kann sich heutzutage per Google seht gut über den Aufbau informieren
Kurz und knapp kann man sich hier informieren:
http://books.google.de/books?id=cD-NF8rFDysC&pg=PA403&lpg=PA403&dq=Obduktionsprotokoll+vorl%C3%A4ufig&source=bl&ots=XME3zn2R16&sig=9Ox0KNgfqbPgHYTwPeJH2LynaJc&hl=de&sa=X&ei=yVjeU7qTKYXk4QTMk4GwAQ&ved=0CE8Q6AEwCQ#v=onepage&q=Obduktionsprotokoll%20vorl%C3%A4ufig&f=falseDer erste Abschnitt besteht aus einer Niederschrift über die äußere und innere Besichtigung der Leiche sowie der Körperhöhlen und der inneren Organe.
Wenn man den Zeitungsbericht in der MoPo liest, dann stellt man fest, dass Auszüge aus diesem ersten Abschnitt veröffentlicht worden sind, denn es werden die objektiv festgestellten Verletzungen der Leichen beschrieben.
Beispiel bei Frau W.
"Bruchspalten in beiden Augenhöhlen"
"Brustorgane sind nicht mehr vorhanden"
Beispiel bei Herrn K.:
Einschuss durch den rechten Jochbeinbogen, Kopfdurchschuss von rechts nach links"
"Sichere Merkmale einer schweren Strangulation. Zungenbein gebrochen. Kopfschuss wahrscheinlich nach der Strangulation erfolgt.
"Der Oberkiefer des Mannes fehlt"
Zu den objektiv festgestellten Verletzungen ( fehlende Brustorgane) liefert der Verfasser des Berichtes sogleich seine subjektive Meinung, nämlich Spekulationen in Richtung sadistischer Sextäter.
Was in der MoPo leider nicht erwähnt wird, sind die viel wichtigeren gutachterlichen Stellungnahmen zu der Entstehung der Verletzungen. Wenn lediglich festgestellt wird, dass die Brustorgane fehlen, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Täter die Brüste abgeschnitten hat. Die brüste können verschwunden sein durch schnell einsetzende Skelettierung ( siehe Sternbericht von Boccer) oder durch Tierfraß.
Dass der Täter die Brüste von Frau W. abgeschnitten hat, ist eine Interpretation des Journalisten, der den Bericht verfasst hat. Genauso dürfte es sich mit der "herausgepuhlten" Munition verhalten. Das ist eine Interpretation des Bekannten des Journalisten .
Wenn die rechtsmedizinischen Gutachter festgestellt hätten, dass der Täter der Frau die Brüste abgetrennten hat, dann kann es am Motiv keinen Zweifel geben, denn dann hätte ein sadistisch veranlagter Sexualstraftäter die Morde begangen.
Die Polizei hat aber immer wieder verlauten lassen, dass die Tatmotive unbekannt sind.
In einem späteren Mopo Artikel werden die angeblich sexuell gefärbten sadistischen Verstümmelungen nicht mehr erwähnt, sondern es wird auch in dieser Zeitung abschließend festgestellt, dass das Tatmotiv nie ermittelt werden konnte. Ich erachte das als Kehrtwendung in der Berichterstattung.
Hamburger Morgenpost vom 15.07.2009 Seite 12 / HH Hamburg
"Nach 20 Jahren! Führen zwei Haare zum Göhrde-Mörder?
Unbekannter tötete zwei Paare im Wald / Neueste DNA-Technik soll den Täter überführen
Die Göhrde - ein idyllisches Waldstück an der B216 zwischen Lüneburg und Dannenberg. Vor 20 Jahren ermordete hier ein Unbekannter ein Ehepaar aus Bergedorf und ein Liebespaar aus Niedersachsen. Nun hat die Kripo Hoffnung, den Göhrde-Mörder dank DNA-Test doch noch zu ermitteln.
Der 21. Mai 1989 ist ein wunderschöner, sonniger Tag. Als der Wetterbericht 25 Grad voraussagt, entscheiden sich der Bergedorfer Peter R. (51) und seine Frau Ursula (45) spontan, ein Picknick im Wald zu machen. Im Honda Civic fährt das Ehepaar gegen 9 Uhr in die Göhrde. Am Forsthaus Röthen stellt der ehemalige Seemann, der jetzt in einer Maschinenfabrik arbeitet, den Wagen ab. Das Paar geht einige hundert Meter in den Wald und breitet am "Jagen 138" eine Decke aus, holt die Thermoskanne raus und pellt gekochte Eier. Dann taucht ihr Mörder auf. Erst am 12. Juli finden Blaubeersammler die verwesten Leichen. Wie genau das Paar starb, kann nicht mehr festgestellt werden. Eine Großfahndung beginnt, die am 27. Juli zu einer großen Suchaktion in der Göhrde führt. Nur 800 Meter vom ersten Tatort entfernt finden Polizisten die Leichen von Ingrid W. (45) aus Uelzen und Bernd-Michael K. (43) aus Hannover. Der Frau wurde der Schädel zertrümmert, der Mann war per Kopfschuss getötet worden. Gerichtsmediziner stellen fest, der erneute Doppelmord geschah genau an dem Tag, an dem die Polizei am Tatort des getöteten Hamburger Paares war. Fast 2000 Spuren wurden seitdem verfolgt und mehr als 10000 Menschen befragt - ohne Erfolg. Nun will die Kripo Lüneburg zwei Haare, die im Auto von Opfern gefunden worden sind, untersuchen. Mit dem Fahrzeug war der Killer damals geflohen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 60 Prozent kann nach heutigem Stand der Technik eine DNA gewonnen werden. Das Problem: Die Haare werden beim Test zerstört.
Das Tat-Motiv des Vierfachmörders konnte niemals ermittelt werden."
Ich möchte bezweifeln, dass heutzutage der komplette Obduktionsbericht öffentlich kursiert. Da aber nun mal Auszüge in der Welt sind und es immer wieder Spekulationen zu den Verletzungen der Opfer gibt, wäre es an der Zeit, dass die Staatsanwaltschaft Lüneburg einmal Stellung bezieht zum Umgang mit vertraulichen Berichten aus den Ermittlungsakten und auch zu den Feststellungen der Gutachter zu den Verletzungen und zur Todesursache der Opfer, um Spekulationen Einhalt zu gebieten. . Ansonsten wird es um dieses Thema, was eigentlich ein sehr trauriges Thema ist, niemals Ruhe geben.