@Pfannkuchen Wenn ich einfach mal meinen spontanen Eindrücken bei Betrachtung der Auffindesituation von Short folge, dann entsteht bei mir folgendes Bild:
Der Täter hat Short sehr gegenständlich, sachlich und fast schon dinglich wahrgenommen, wenig persönlich. Die Verletzungen, die er ihr beibrachte und die Art, wie er sie drappierte mutet mir an, als habe er sie wie eine Puppe behandelt, nahezu als solche exploriert, untersucht und ihr versucht, ein Leben einzuhauchen, einen Ausdruck zu verleihen, den er in ihr sehen wollte oder sah, ohne wahrzunehmen, dass sie ein eigenständiges lebendiges Subjekt ist. Objektive Ästhetik schien ihm dabei sehr wichtig zu sein. Wann immer ich mir die Bilder der Leiche anschaue, insbesondere des Torsos, komme ich nicht umhin, an Bilder der "Schlafenden Schönen" von Chasseriau oder an "Die schlafende Ariadne auf Naxos" von John Vanderlyn zu denken. Meinem Eindruck nach war der Täter mit Sicherheit fasziniert von Short, nahezu obsessiv fasziniert, nur dürfte er jemand sein, der keinen natürlichen Bezug zum Umgang mit dem weiblichen Reiz haben dürfte. Die Entstellungen und insbesondere die Zerteilung ihres Körpers ab Bauch könnte seinen eigenen (psychischen) Bruch im Bereich Sexualität anzeigen: Da ist einerseits ein Täter, der obsessiv an einer sterilen Ästhetik der erotischen Ausstrahlung einer Frau interessiert ist, aber gleichzeitig dem Trieb, den dieses "Objekt" in ihm auslöst, nicht in Passung bringen kann, dieser ihm schlichtweg bedrohlich und übermächtig erscheint und er es daher im wahrsten Sinne des Wortes aggressiv fraktionieren muss.
Es ist m.M.n. kein Zufall, dass die Leichenteile in der Form da lagen, wie sie da lagen. Ihren Torso hat er verehrt, vergöttert, ihn daher als schlafend dargestellt. Ihren Unterleib zur Schau gestellt, ein wenig versetzt zum Torso drappiert. Alle charakteristischen weiblichen, primär sexuellen Organe hat er entstellt: Ihre Brüste, Ihre Scham sowie den Bereich der Gebärmutter. D.h., dass er diese Bereiche schlichtweg nicht so "lassen"/ akzeptieren konnte, sondern das getan hat, was seinem ästhetischen und damit auch seelischem Empfinden als akzeptabler erschien. Er hat diese Bereiche verletzt und entstellt, ihnen quasi "die Macht" genommen.
Ich würde den Täter als einen Menschen einschätzen, der intellektuell ist, wahrscheinlich hoch gebildet, jemand, der lediglich sehr distanzierten Kontakt zu anderen Menschen einging. Jemand, dessen Empathievermögen sehr gering ausgeprägt ist und der ein sehr flaches Gefühlsempfinden hat. Er dürfte im alltäglichen Kontakt mit Frauen sehr "anständig" und galant gewesen sein, hat Frauen vielleicht aus der Ferne nahezu künstlerisch verehrt, jedoch im näheren Kontakt als abartig und vulgär abgelehnt haben. Die sadistischen Elemente in seiner Tat dürften lediglich das Ziel gehabt haben, seine eigene flache Emotionalität zu steigern, zu triggern, quasi an ihr stellvertretend Emotionen entstehen zu lassen, die er selbst kaum empfinden kann, sondern abspalten muss. Solch ein Mechanismus mutet schizoid an.