FritzPhantom schrieb:Na ja, die Oma hat sich nicht super verhalten, das finde ich auch und es wird sie sicher heute noch verfolgen. Aber die Kleine war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon tot.
Nein, ich denke auch nicht, dass Hilal hätte gerettet werden können, wenn die Großmutter von vornherein die Wahrheit gesagt hätte. Das sicher nicht.
Aber wenn ich an die ARD True Crime-Doku denke, dass leidet die Familie natürlich noch heute vor allem unter dem Verlust der Tochter, aber es ist eben besonders schlimm für sie zu ertragen, dass zum einen nie ein Täter gefunden und verurteilt werden konnte, und sie zu anderen nie erfahre haben, was damals wirklich passiert ist und wo Hilals Leiche liegt. Das ist es, was die Familie heute noch sehr umtreibt.
Es ist Spekulation zu sagen, dass wenn die Großmutter die Ermittler nicht wochenlang belogen hätte, der Fall schon damals gelöst worden wäre. Aber diese Falschaussagen und das offensichtlich erlogenene Alibi hat damals eben die Ermittlungen in eine falsche Richtung gelenkt und sehr sehr viele Kapazitäten gebunden. Andere Spuren konnten damit nicht so schnell und nicht so aufwendig verfolgt werden, weil die Polizei sich auf die in ihren Augen wichtigste Spur konzentriert hat. Ressourcen sind faktisch nun mal begrenzt...
Firlefranz schrieb:Inwieweit ihr die Lage von Hilal wirklich bewusst war, vermag ich nicht zu beurteilen - es ist in der Tat ein seltsames Verhalten.
Ich meine in der Doku in der ARD True Crime wurde berichtet, dass sich diese Lügereien tatsächlich über Wochen hingezogen haben. Es sind sogar zwei Ermittler in die Türkei geflogen. Sie ist auch mehrfach damit konfrontiert worden, dass ihre Aussagen einer Überprüfung nicht standgehalten haben.
Da muss sie doch also gemerkt haben, dass sie die Ermittler damit auf eine total falsche Spur lenkt!
Firlefranz schrieb:Ich möchte aber zu bedenken geben, dass diese Familie auch im Laufe der Ermittlungen mit gewissen Vorurteilen gegenüber ihrer - in damaligen Zeiten fremden - Kultur zu kämpfen hatte. Da verschwindet deine Enkelin, man ist ohnehin verzweifelt und dann muss man sich auch noch mit gezielten Fragen der EB auseinandersetzen.
Aber diese gezielten Fragen bekommen alle Angehörigen von entführten oder getöteten Opfern gestellt. Das hat in meinen Augen wenig mit Vorurteilen, sondern einfach mit Statistik zu tun. Demnach sind die gefährlichsten Personen für ein Kleinkind nicht die großen Männer, die hinter Büschen lauern und kleinen Kinder mit Schokoigeln locken oder Wikinger, die kleine Mädchen auf offener Straße in eine Auto zerren, sondern leider die nächsten erwachsenen Angehörigen, v.a. Vater und Mutter, je nach Straftat aber auch Onkel oder Großeltern.
Und das hat nichts mit Nationalität und fremden Kulturen zu tun.
Im Fall Hilal sind die Lügen der Großmutter halt aufgeflogen und sie ist trotzdem nicht mit der Wahrheit rausgerückt. Da war es offensichtlich, dass die Großmutter etwas vor den Ermittlern verheimlichen will. Das eine 54-jährige Frau so etwas tut, um vor der eigenen Familie eine Affäre mit dem Ex-Ehemann geheim zu halten, lag da sicher nicht besonders nahe. Dass sie eher dachten, die Lügerei habe etwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun, empfinde ich für absolut nachvollziehbar.
Ich finde überhaupt nicht, dass man ihnen anlasten kann, sie haben da in eine falsche Richtung ermittelt. Im Gegenteil: es wäre grob fahrlässig gewesen, diesen Lügereien nicht auf den Grund zu gehen.