Der tragische Tod von Tanja Gräff
11.03.2013 um 11:03
Hallo in die Runde, war ja einiges los hier am Wochenende. Aus beruflichen Gründen komme ich erst heute wieder ins Internet und konnte meine E-Mails abrufen. Bereits am Freitag abend hat Murmillo mir folgendes geantwortet:
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Ok, valadon, ich kann dir antworten.
Die AussageN zur Sichtung an der Strasse sind tatsächlich nicht publiziert worden. Sie sind aber dennoch seriös und ich beschreibe sie unten (Punkt 6).
"Ich" müsste eigentlich "Wir" sagen, weil unser Kanal von mehreren Menschen betrieben wird. Momentan antworte ich aber als Einzelperson.
Erstmal vielen Dank für die Anfrage. Ich antworte der Übersichtlichkeit halber kurz in Abschnitten, sonst verzettelt man sich bei einem so komplizierten Fall leicht.
1. Unser Kanal interessiert sich für Geschichte, Sprachen, Historisches Fechten, Kriminalistik und Diverses.
Wir betreiben die Beschäftigung mit berühmten Kriminalfällen (z. B. aus den USA) aber lediglich als Hobby.
Uns war nicht klar, dass wir einmal selber über einen solchen Fall stolpern würden.
Der Name Murmillo klingt für viele seltsam, bezeichnet aber nur einen römischen Gladiatortyp.
2. Aufgrund unseres historischen Interesses und weil wir unser HQ im Raum Mannheim haben und die regionalen Museen schon gut kannten, lag es also nahe, einmal die berühmten Antikenmuseeum in Köln, Xanthen und Trier zu besuchen (Römerstädte!). Wir kennen dort auch einige Institutsmitarbeiter.
So kamen wir auch ungeplant mit dem Kriminalfall in Berührung.
3. Wir haben also das Landesmuseum in Trier besucht und dort von dem Vermisstenfall Kenntnis erhalten, der erst wenige Tage her war.
Einige aus unserem Bekanntenkreis waren auch an der FH-Party selbst zugegen.
Die Party fand an einem Donnerstag vor einem langen Wochenende statt. Daher war die Stimmung zunächst gut.
Nach dem Fall haben Angehörige der Vermissten sehr schnell PR-Massnahmen mit Plakaten und Flugblättern durchgeführt.
Durch das lange Wochenende wurde der Fall vielen aber erst in der Folgewoche bekannt - so auch uns beim Museumsbesuch!
4. Dabei sind uns Irritationen aufgefallen, die ich unten beschreibe. Ich habe aber in diesem Fall auch eindeutig geschrieben, dass wir keine krassen Verschwörungstheorien vertreten, wie sie im Internet gerne verbreitet werden. Hinter der Tat stecken sicher keine Illuminaten, Freimaurer, Juden etc.!
5. Unter den Historikern/Sprachwissenschaftlern/Philosophen etc. aus vielen Städten, die sich beim Museum getroffen haben, waren auch einige zugegen, die vorher auch an der FH-Party anwesend waren. Einige, die direkt von der Uni Trier kamen, kannten T. G. sogar aus Seminaren. Kurz nach ihrem Verschwinden war der Fall natürlich das Thema Nr. 1.
Wir begannen uns also auch, dafür zu interessieren.
6. Auffällig war nun Folgendes:
Einige Teilnehmer haben T. G. (oder eine ähnliche Frau) nicht nur an der FH gesehen, was naheliegt, sondern auch in Richtung der obigen Parkplätze!
Hier widersprachen sie der Darstellung auf Flugblättern der Angehörigen oder der Polizei.
Dazu muss man wissen, dass das Fest gut besucht bis überfüllt war und daher, weil es sich um eine gebirgige Moselufergegend handelte, sternförmig an Serpentinen in alle Richtungen geparkt wurde. Das gilt besonders für die Hauptstrasse in Richtung Luxemburg. Dort gibt es auch einige Parkbuchten.
Dort wiederum wurde T. G. (oder eine ihr ähnlich sehende Frau) mit dem oder einem ominösen schwarz gekleideten Mann gesehen.
Auch über Google Map ist der Bereich gut einsehbar!
Der Zeitpunkt konnte nicht genau fixiert werden, weil man auf einer an sich gut laufenden Party ja nicht dauernd auf die Uhr schaut, um potentiell eine Aktennotiz zu tätigen. Die Dynamik des Falles wurde erst später ersichtlich. Es ist aber eine Grobeinschätzung für "vor 4 Uhr" oder "um 4 Uhr" möglich.
Es schien sich bei den beiden auch nicht um eine Zufallsbekanntschaft zu handeln - denn sie hätten dann einfach getrennte Wege gehen können.
Die Frau lief hinter ihrem Freund her und machte ihm heftige Vorwürfe, bis beide in eine Parkbucht (links) einbogen. Der Mann grummelte nur.
Das Paar sah laut Aussage der Anwesenden dem auf den Flugblättern beschriebenen Paar sehr ähnlich. Die Lichtverhältnisse waren aber ungünstig. Das Licht kam fast nur von den Scheinwerfern vorbeifahrender Autos.
Auf jeden Fall stritten die beiden, waren schnell zu Fuss unterwegs und verschwanden in der Parkbucht in einem Auto. Der Wagentyp wurde nicht identifiziert - es war ja spät und völlig unklar, wie sich die Sache entwickeln würde.
7. Diese Informationen sind kein "Geheimwissen". Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass sie nicht öffentlich kursieren. Sie wurden auch der Polizei umgehend mitgeteilt.
Diese scheint sie auch nicht aus ermittlungstaktischen Gründen zurückzuhalten, denn die Polizisten reagierten auf die obigen Ansichten eher desinteressiert.
Aus unserer Sicht bestand und besteht aber kein weiterer Handlungsbedarf, da die Polizei ja von mehreren Personen informiert wurde.
Uns hat nur die augenscheinlich etwas einseitige öffentliche Diskussion irritiert. Da war immer nur von Sichtungen am FH-Gelände die Rede.
Wenn ihr diesen vermeintlich neuen Denkansatz in die Diskussion des Falles einbringen wollt, dann könnt ihr das gerne tun.
Verbreitet es aber bitte nicht als Murmillo-Einzelmeinung oder als Verschwörungstheorie, da es sich um ganz normale Beobachtungen von mehreren FH-Besuchern handelt!
8. Wir haben keinerlei Kontakt zum Umfeld der Opfer oder zu dem der potentiellen Täter (soweit Verdächtigungen über mögliche Täter medial geäussert wurden). Ich bin nicht einmal sicher, ob es sich bei dem Fall um Mord bzw. Totschlag handelt, wie oft suggeriert wird. Vielleicht war es nur ein Unfall und der Verursacher hatte Angst, ihn der Polizei zu melden. Die Gegend ist eine gebirgige Ufergegend, da kann man bei einem Streit schnell ausrutschen.
So wie es aussieht, ist es aber wahrscheinlich, dass es um einen Konflikt im nächsten Bekanntenkreis geht.
Es ist daher gut möglich, dass der Täter zwar namentlich bekannt ist, man ihn aber nicht als Täter identifizieren kann. Eine plötzliche Entführung scheint unwahrscheinlich.
Ebenso verhält es sich mit Diskussionen um einen "grossen Unbekannten" oder internationale Frauenhändlerringe, die öffentlich kursieren.
Sicher kann man sich aber nicht sein, solange der Fall nicht aufgeklärt ist. So oder so halte ich es aber für unwahrscheinlich, dass T. G. noch lebt.
9. Überraschend ist allerdings, dass die Polizei die Zeugenaussagen nicht Ernst nahm. Unverschämt ist sogar, dass einige Zeugen bei ihren Aussagen auf gleichgültige oder kopfschüttelnde Beamte trafen. Ich vermute aber nicht, dass die Ermittlungsbehörden einen Täter kennen und den Namen vertuschen wollen.
Dieser Verdacht wird ja oft im Internet geäussert.
Es schien eher so zu sein, als ob die Beamten die Information deshalb für einen Irrtum hielten, weil T. G. zur selben Zeit an der FH gesichtet wurde.
Dazu ist aber zu sagen, dass die Zeitangaben cum grano salis zu sehen sind und mit einem schnellen Lauftempo können auch die mühsamen Serpentinen in < 15 Minuten geschafft werden. Wurde sie also z. B. um 3.40 Uhr oder um 4.10 Uhr an der FH gesichtet, kann sie dazwischen trotzdem oben gewesen sein.
10. Zeugenaussagen sollte man immer ernst nehmen, auch wenn sie auf den ersten Blick komisch erscheinen. Durch eine schnelle Spurensuche bei den Serpentinen hätte man 2007 vielleicht noch Spuren entdecken können. Auch der Einsatz von Hubschraubern mit Wärmebildkameras erfolgte recht spät.
Da ich die genaue Ermittlungsstruktur nicht kenne, will ich mir aber kein detailliertes Urteil erlauben.
Viele Grüsse! Murmillo
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Auch an dieser Stelle vielen Dank an Murmillo für seine schnelle und ausführliche Antwort!