Ich habe eine Weile hier gelesen. Das Entwickeln von Theorien ist natürlich problematisch, denn es ist, wie von phoenix86 auf den Punkt gebracht: „Wir hier im Forum machen nix anderes als das zu bewerten, was vom Gabentisch fällt.“ ( 24.5.2015 um 00:50).
Man kennt ja nur das, was von den Ermittlern an die Öffentlichkeit weitergegeben wird und das, was in den Zeitungen steht, was nicht immer richtig sein muss – oft fehlt es hier ja an der präzisen (auch sprachlichen) Darstellung . Und auch hier im Forum ist der Informationsstand der Personen sehr unterschiedlich, denn es gibt ja neben den Texten im Forum auch die privaten Nachrichten (was auch in Ordnung ist).
Ich habe mir so meine Gedanken gemacht, habe für mich den einen oder anderen Links gespeichert und einiges niedergeschrieben, aber der Hinweis von lupenrein, dass man mehr auf die Einheimischen bzw. die Anwohner hören sollte, hat mich nun doch bewegt, mich zu äußern. (Nicht, dass ein Missverständnis entsteht: Ich komme nicht aus Trier.)
Zurzeit ist man ja seitens der Ermittler sehr bemüht, dass man keine Schnellschüsse macht. Daher wunderte es mich sehr, dass sich jemand aus dem Ermittlerkreis im Spiegel-TV-Video vom 17.05.2015 (?) schon genau festlegte (ab 2:40, aber besser ab 2:10 ansehen). Er sagt, dass Tanja Gräff „in jedem Fall in diesem Bereich hier von oben hinabgestürzt ist, wobei die Hintergründe dieses Sturzes natürlich unklar sind …“
http://www.spiegel.de/video/der-kriminalfall-tanja-graeff-tod-am-roten-felsen-video-1578329.htmlDiese Aussage finde ich bemerkenswert, denn das hieße ja, dass es bereits klare Beweise gibt, die keinen anderen Schluss zulassen. Man ist sich scheinbar sehr sicher, möchte aber die Öffentlichkeit noch nicht im Detail darüber informieren (was ja auch berechtigte Gründe haben kann).
Die ungünstigere Variante wäre, dass es sich um eine verfrühte Festlegung ohne eindeutige Beweise handelt, die aus dem Geiste heraus entsteht, dass man daran festhält, dass eine Ablage von untern unmöglich sei, was man ja gebetsmühlenartig wiederholt, um klarzustellen, dass man vor der Rodung keine Chance hatte, dort an den Fundort der Leiche zu kommen. Das würde bedeuten, dass man keinen richtigen Neuanfang wagt. Ich hoffe daher, dass diese Variante nicht zutreffend ist.
Es gibt eine dritte Möglichkeit, die ich hier mal weglasse …
Ich "kenne" den Fundort nur durch Fotos und Videos und kann daher die Gegebenheiten nur unzureichend beurteilen. Da ich selbst fotografiere, weiß ich, dass es z.B. oft sehr schwer ist die Steilheit eines Geländes fotografisch festzuhalten etc. Aber es gibt ja Leute vor Ort - ganz nah sind die Bewohner. In einem Artikel werden eine Mutter sowie ein älterer Bewohner zitiert. Die Aussage des älteren Bewohners hat mich stutzig gemacht: „Ist sie tatsächlich ’runtergestürzt?“ fragt der ältere Bewohner zweifelnd. Er glaubt eher, dass sie „von unten“ dort hingelegt worden sei. Mehr will er dazu aber nicht sagen. “
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Spurensuche-unterhalb-des-roten-Felsens-Polizisten-sind-weiterhin-in-Trier-Pallien-im-Einsatz;art754,4211566Das kann natürlich eine völlige Fehleinschätzung sein – aber vielleicht auch nicht. Vielleicht weiß er ja genau, wovon er spricht – er wohnt ja schließlich dort. Hat er vielleicht beobachtet, dass früher dort Kinder spielten, die sich eine Höhle unter den Brombeeren gebaut hatten („in Brombeersträuchern Höhlen bauen“ bei Google eingeben; scheint schon länger in Mode zu sein) oder sich dort vor Jahren Jugendliche trafen, sozusagen im Geheimversteck? Vielleicht gab es doch einen Zugang entlang des Felsens z.B. vom Garten aus zu einer „Höhle“ unter den Brombeeren nahe am Felsen? Das ist natürlich Spekulation meinerseits, aber irgendetwas muss ihn ja veranlasst haben, sich so zu äußern. Der Zusatz „Mehr will er dazu aber nicht sagen.“ ist schon bezeichnend, finde ich – wenn der Bewohner dies tatsächlich so gesagt hat. Die Bewohner des Hauses (die damals da wohnten) müssen kontaktiert werden und ich bin sicher, dass das auch getan wird.
Spontan gehörte ich anfangs auch der Fraktion an, die eher an eine Ablage von unten glaubte.
Ein Suizid scheint mir auch unwahrscheinlich, einerseits wegen der Aussagen aus ihrem Umfeld und andererseits wegen der Wahl des Ortes, denn es ist kein typischer Ort, an dem man einen solchen Selbstmord verüben würde. Dazu suchen sich die allermeisten eine Stelle aus, von der man aus hoher Höhe stürzt, ohne zwischendurch irgendwo anzuecken (also ein Wohnhaus oder Felsen ohne Vorsprünge, eine Brücke etc.). Das hat wohl gut nachvollziehbare psychologische Gründe. Dies ist auch bekannt, denn es ist EIN Kriterium, dass mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit – bei Unklarheit ob Selbstmord oder Unfall – herangezogen werden kann (es sind aber statistische Werte). Soweit ich es auf den Fotos und den Videoaufnahmen beurteilen kann, ist der Felsen aber nicht so, dass er senkrecht nach unten geht; zudem gibt es da noch die Bäume. Es wäre damit ein untypischer Ort für einen Suizid.
Ein weiteres Kriterium ist der Auffindeort. Liegt die Person weiter als 1-2 m von der Senkrechten weg (ausgegangen wird von einer hindernisfreien Wand, die hier wohl nicht vorliegt), dann ist ein Selbstmord wahrscheinlicher, denn da kommt der Schub des Absprungs zum Tragen. Bei Unfällen ist der Abstand meist geringer – für mich nachvollziehbar, denn da “rudert“ man zurück. Der Auffindeort würde dann eher für einen Unfall sprechen oder ein „über-die-Kante-Rollen“ einer bewusstlosen oder toten Person. Zumindest wäre dies wahrscheinlich, wenn keine Hindernisse beim Absturz vorhanden wären.
Quelle S. 126, 127, 128:
https://books.google.de/books?id=g_uWBQAAQBAJ&pg=PA226&dq=rechtsmedizin+sturz&hl=de&sa=X&ei=KsthVbS-OMLNygPR0oPQBA&ved=0CCgQ6AEwAQ#v=onepage&q=rechtsmedizin%20sturz&f=falseDen Auffindeort direkt am Fuße des Felsens finde ich aber dennoch seltsam, vielleicht auch, weil ich mir ein falsches Bild von dem Gelände mache (ich habe da den Eindruck, dass der Felsen an dieser Stelle etwas bauchig ist, also am Fuße wieder etwas weiter nach innen geht – kann da jemand GENAU Auskunft geben?) und vielleicht auch, weil ich zu wenig Ahnung von Physik habe. Aber ev. gibt es jemanden, der sich dazu äußern kann.
Ich denke an Folgendes: Wenn ich einen Gegenstand an einer Wand mit Vorsprüngen herunterfallen lasse, dann wird dieser im Falle eine Berührung mit der Wand umgelenkt – und zwar WEG von der Wand. Sehe ich das richtig? Die Schwierigkeit im Gelände mit Bäumen ist natürlich immer, dass durch die anschließende Berührung eines Baumes wieder eine Umlenkung stattfindet. Trotzdem scheint es mir höchst unwahrscheinlich, dass der Gegenstand direkt am Fuße ankommt, vor allem wenn es tatsächlich so sein sollte, dass der Felsen am Fuße wieder etwas nach „hinten“ (innen) geht. Ausschließen kann man es wohl nicht.
Dass kein Bewohner etwas gerochen bzw. gemerkt haben will, das finde ich ungewöhnlich. Fliegen müsste es auch unzählige gegeben haben. Wenn es eine Ablage von unten gab und man Erde aufgeschüttet hätte, dann wäre es etwas anderes, denke ich. Das müssten die Ermittler vor Ort aber festgestellt haben, denke ich.
Von den Obduktionsergebnissen darf man nach so langer Zeit nicht allzu viel erwarten, aber vielleicht gibt es doch noch eine kleine Überraschung, denn es gibt ja viele Dinge, aus denen man seine Schlüsse ziehen kann, nicht nur aus den Befunden vom Skelett. Einem möglichen Täter jetzt noch einen Tötungsdelikt nachzuweisen, ohne dass er ein Geständnis ablegt oder ein Zeuge vorhanden ist, das wäre - denke ich -nur mit sehr, sehr viel Glück möglich (denn ein Verdächtiger wird sich wohl einen Rechtsanwalt nehmen). Das gilt vor allem für das Szenario „vorgetäuschter Sturz von oben“. Bei einer Ablage von unten hätte ein Täter deutlich schlechtere Karten.