@allHabe mich übers Wochenende mal wieder mit einer der diversen Quellen zum Thema beschäftig, u.a. mit einem Podcast zu einer jüngst erschienenen Buchreihe "The Zodiac revisited" von Michael F. Cole.
Das Buch erhebt den Anspruch sich mit den "Fakten" zu beschäftigen, also beschäftigt sich bewusst nicht mit einem munteren HV- Raten, sondern damit, was man aus dem, was an gesicherten Erkenntnissen bekannt ist, schließen kann. Klingt selbstverständlich und nicht spektakulär, aber weil ja gerade im Zodiac Fall sehr schwer unterscheidbar ist, was ist "gesicherte Ermittlungserkenntnis" und was ist Hoax, Bias, selbst referenzierte Bestätigung von Falschmeldungen etc. macht das durchaus Sinn. Werde mir die drei Bücher mal bestellen und mich reinarbeiten. Die Bewertungen der Bücher sind sehr positiv.
Einen interessanten Seitenaspekt, den ich einem der die Bücher begleitenden Podcasts gehört habe, ist dass der Autor Cole davon ausgeht, dass der Zodiac zum "regime of terror", wie er es nennt, also 1968/70 circa 30-40 Jahre alt war. Er leitet das daraus ab, dass der Zodiac in seiner Kommunikation von "those kids", "the girl" oder "the boy" spricht. Ein Täter, der nahe an dieser Altersgruppe dran wäre, also irgendwo zw. 20-30, würde 17-21 Jahre alte Jugendliche nicht als "Kinder" bezeichnen (demnach wäre der Zodiac heute 83-93 Jahre alt wenn noch am Leben). Die Refernzierung auf die Sprachwahl ("kids", "girl", "boy") Leuchtet mir ein, muss aber natürlich nicht so sein, es kann bewusst verwendeter Slang sein, es kann absichtlich benutzt sein, um genau diese falsche Spur zu legen. Aber überlegenswert ist doch und es würde den Kreis pot. HV dann neu ordnen bzw. den ein oder anderen rausfallen lassen, z.B. auch den Morf- Verdächtigen. Der wäre ja zum Tatzeitpunkt 23 Jahre alt gewesen.
Insgesamt glaube ich, dass das muntere Präsentieren von neuen HVs, und damit meine ich weder uns in diesem kreise hier oder z.B. explizit Morf, sondern die seit den späten 90gern generell verbreitete Praxis, dass jeder Top-Zodiac Forscher mindestens einen HV haben muss. Ihr versteht meine Ironie und seht sie mir hoffentlich nach, aber ich denke, dies ist alles nicht wirklich hilfreich für die Erkundung des realen Geschehens. Natürlich ist das spannend und wir alle raten munter mit- das will ich auch nicht missen- nur möchte ich den Punkt mal in den Ring werfen: wenn man zu sehr von einer Persona auf ein mögliches Täterprofil matched landet man schnell in der Greysmith- ALA - Falle. Auch Tom Voigt war davor ja nicht zu 100% vor gefeit, Richard G. war ja lange "sein" HV, ehe sich dann herausstellte, dass trotz interessanter anderer (zufällig passender) Matches, RG für den LH Mord nachweislich ausser Landes war (Irland). Von daher finde ich den Ansatz, sich intensiver damit zu beschäftigen, was kann denn wirklich gesichert dem Zodiac zugeordnet werden und dann auf dieser Basis abzuleiten, was sich daraus für ein Täterprofil gibt, erfolgversprechender. Ein Täterprofil muss vollumfänglich auf einen HV passend und nicht umgekehrt und dann meist unvollständig. Irgendwas passt ja eben immer nicht. Es führt auch in die Sackgasse. Das heute immer noch Leute wie ALA oder RG als pot. HVs auf diversen Seiten geführt werden ist genau das Dilemma. Wider besseren Wissens werden da Nebelkerzen geworfen, die den Blick auf das Wesentliche verstellen und es heute eben genau dadurch auch schwer machen von außen noch durchzublicken, was kann man als gesichert ansehen, was nicht.
Von daher finde die die Beschäftigung mit den Briefen hochgradig relevant. Wenn man hier mal gesichert wüsste, bis bann hat der Zodiac überhaupt kommuniziert, würde ja auch das schon mal mehr Klarheit bringen. Mit den Briefen bin ich allerdings noch nicht weitergekommen.