Hallo Forum,
habe mit Interesse und einigem Schmunzeln all die "geistigen" Ergüsse hier gelesen. Und ich muss
@insideman recht geben, beschränken wir uns einfach auf die Fakten.
Am Anfang mein herzliches Beileid der Familie des Opfers.
Aber kommen wir zurück zu diesem recht ominösen Mord zu lasten von Frau Bögerl. Laut Kriminalstatistik*1 wurden im Jahr 2009 wurden 95%*1 aller, 2277 Fälle von Mord und Totschlag, Taten aufgeklärt. Weiterhin werden die Tatkomplexe Diebstahl, Betrug, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Rauschgiftdialekte am häufigsten verübt. In diesem Umfeld sind auch die Motive in diesem Fall zu suchen sein. Die Statistik lässt mich auch Glauben das der Täter auf jeden Fall gefasst wird !
Zusammenfassend ergibt sich mir folgendes Bild :
Hergang der Tat*2Am 12 Mai ist Frau Bögerl, im Laufe des Vormittages, entführt worden. Eine Lösegeldforderung erreicht etwa 12.25 Uhr den Ehemann. Es wurden 300.000 Euro gefordert. Der Anrufer nannte sich, bei diesem einzigen Telefonat, selbst "Schmid" und sprach einen schwäbischen Dialekt. In diesem Zusammenhang wurde geäußert "machen Sie keine Sperenzchen", der Täter hat einen gelassenen und ruhigen Eindruck hinterlassen. Der Ehemann von Frau Bögerl geht, aufgrund der Stimme des Mannes, davon aus dass dieser mittleren alters ist.
Die Polizei geht davon aus das der, die Täter aus der Region kommen. Weiterhin wird vermutet das die Familie und die einzelnen Tatorte, Geldablageort und Kloster Neresheim (Abstellort des Mercedes), ausgekundschaftet oder mehrfach besucht worden sind.
Frau Bögerl wurde ein Schlüsselbund entwendet (Autoschlüssel Mercedes, Türschlüssel und Schlüsselanhänger mit "Mercedesstern").
Ein Spaziergänger entdeckte am 3. Juni die Leiche von Frau Bögerl. Der Funort lag im Wald zwischen Nietheim und Niesitz, sie war unter Reisig und Ästen versteckt worden. Im Zuge der Obduktion stellte sich heraus das Frau Bögerl erstochen worden ist. Die Tatwaffe, so die Obduktion, soll ein "größeres" Messer mit 20cm Länge sein, die Klinge war einseitig geschliffen. Außerdem soll die breiteste Stelle des Messers 3cm betragen.
Bei Tat wurde eine silberne Handschelle (Handschließe) verwedet. Diese war gebraucht. Auf der Vorderseite trägt sie die Herstellerbezeichnung "BIANCHI", auf der Rückseite, auf einem beweglichen Bügel, steht "Taiwan".
Via Phantombild wird ein Zeuge gesucht. Dieser Mann ist 30 bis 40 Jahre alt, 1.80 bis 1.85 Meter groß, hat eine kräftige Statur, dunkle schulterlange Haare (zum Pferdeschwanz gebunden) und wahrscheinlich einen Dreitagebart. Er soll mit einer schwarzen Jacke, ausgeschwaschener, grauer Jeans, ockerfarbenem T-Shirt und Turnschuhen unterwegs gewesen sein. Diese Person wird als Anhalter beschrieben.
Am Mittwochvormittag wurden zwei Männer nicht weit der Wohnung von Frau Bögerl gesehen. Einer der beiden Personen ist ca. 30 Jaher alt etwa 1.70 - 1.74 Meter groß und schlank. Er hatte helle Haare, dunkle Hosen und helle Jacke.
Vermutungen hier im Forum Stichpunktartig habe ich die wesentlichen Fakten, welche ohne wichtig zu benennende Quellenangabe gemacht worden sind, zusammengefasst. Ich zähle auch Zeitungsangaben dazu, da oftmals unabhängig vom Wahrheitsgehalt berichtet wird und sich all diese "Behauptungen" schlecht prüfen lassen.
1. Es handelt sich um eine Beziehungstat.
2. Herr Bögerl, Sparkassenvorstand, hat ein Alleinunterzeichnungsrecht über 300.000 Eur.
3. Täter wäre naiv, gar delittantisch und hätte keinen Plan B gehabt.
4. Frau Bögerl soll mit Handschellen gefesselt gewesen sein, angeblich wurden Schnittwunden, welche als Abwehrverletzungen gedeutet werde, an ihren Armen gefunden.
5. Die Simkarte aus Frau Bögerls Handy sei entfernt worden.
6. Es sei ein Auto mit "CZ" Kennzeichen gesehen worden, Beamte aus dem Nachbarland waren vor Ort.
Betrachtung der Behauptungen1. Beziehungstat
Darüber gibt es keine schlüssigen Angaben, weiterhin kann man sich hassen. Aber jemanden Töten ist eine ganz andere Sache. Diese Schwelle wird selbst ein Vorstand einer Bank nicht überschreiten. Weiterhin halte ich Geld, z.B. einer Lebensversicherung, für unwesentlich. Der Mann wird als Bankvorstand finanzielle abgesichert sein und nicht am Hungertuch nagen.
2. Geldsumme
Sollte dem so sein, so spricht es für eine gut vorbereitete Tat. Weiterhin kann man daraus schließen das "Insiderinformationen" eine Rolle spielten.
3. Naivität des Täters
Für mich macht das nicht den Eindruck als hätten wir es mit einem "Dummkopf" zu tun, sonst hätte ihn die Polizei bereits geschnappt. Weiterhin hatte der Täter einen Plan B - Untertauchen.
4. Frau Bögerl soll mit Handschellen gefesselt worden sein, Abwehrverletzungen an den Armen
Die Polizei verweist darauf das eine "Handschließe welche bei der Tatausführung benutzt wurde"*2. Man kann nur mutmaßen aber der Umstand ist denkbar. Über Abwehrverletzungen macht die Polizei keine Angaben, was ja auch keinen Sinn ergeben würde wenn man gefesselt ist.
5. Simkarte wurde aus dem Handy entfernt
Hierüber schweigt die Polizei komplett. Aber über die Simkarte wird ein Handy dem Benutzer zugeordnet*3. Laut Wikipedia wäre es nur logisch diese zu entfernen.
6. Auto aus der Tschechei
Hierüber schweigt die Polizei auch. In irgendeiner Netzzeitung habe ich Fotos gesehen, wobei ich nicht sagen könnte ob diese auch zum Fall Bögerl passen. Also gehört das auch in die Schublade Gerüchte.
AusblickAber welche Schlüsse lassen die polizeilich gemachten Aussagen zu? Ganz am Anfang möchte ich noch einmal auf die Kriminalstatistik des BKA eingehen. Der Täter hat ein Kapitalverbrechen, Mord, in Tateinheit mit Diebstahl, Sachbeschädigung und Körperverletzung begangen.
Der Täter hat damit schon drei der meist verübten Verbrechen begangen. Bleiben noch Betrug und ein Rauschgiftdelikt übrig. Ich denke in diesen beiden Tatkomplexen sind die Motive zu suchen.
So wurde ein vermeintlicher Zeuge als Anhalter wahrgenommen. Nach dessen Aussehen wurde ein Phantombild gefertigt. Die Frage wäre, warum ist ein vermeintlicher Zeuge oder gar der Täter zu Fuss unterwegs ?
Ein mögliche Antort wäre, er besitzt keinen Führerschein, mehr. Schaut man in der Statistik des Kraftfahrzeugbundesamtes*4 nach so wird einem schnell klar warum, die meisten ihren Führerschein verlieren, aufgrund von Drogenmissbrauch (Alkohol ist auch eine Droge) und rasen.
Weiterhin wurde der Anrufer, Erpresser und Täter als ruhig und gefasst beschrieben. Eine solche Tat ist nicht nur Stress für die Opfer, sondern auch für die Täter. Nun ist nicht jeder in der Lage dazu, man muss entweder abgeklärt sein, also Erfahrung haben oder man ist einfach emotional erkaltet. Daraus könnte man auf einen elitär-fanatischen Narzissmus*5 schließen. Diese Art von Störung (F-60) wird nach ICD-10*6 diagnositiziert und ist durch einen Mangel an Emphatie, hochmute Verhaltensweisen, übertriebenes Anspruchsdenken, einer exzessiven Selbst-Bewunderung, Machtphantasien, Ausbeutung des näheren Umfeldes und Selbstüberschätzung geprägt. Weiterhin gehe ich auch in die Richtung einer endogenen Psychose(F20.0 nach ICD-10)*7.
Toxische Faktoren
Es gibt starke Hinweise dafür, dass der Cannabiswirkstoff THC bei Menschen mit genetischer Disposition nach dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell durch nachteilige Beeinflussung der Transmittersysteme (z. B. im Hippocampus) eine Schizophrenie auslösen kann oder den Ausbruch in einem jüngeren Lebensalter begünstigt, insbesondere, wenn Cannabis mit Amphetamin kombiniert wird. Ob jemand die Anlage in sich trägt, ist meist unbekannt. Das Auftreten von Schizophrenien in der näheren Verwandtschaft kann jedoch ein starker Hinweis sein. Cannabis scheint die Entwicklung von Psychosen im Allgemeinen zu begünstigen. Aber auch Steroide, Kokain, Phencyclidin und Ethanol können psychotische Zustände auslösen. Auch Psilocybin kann psychische Erkrankungen wie eine Schizophrenie auslösen oder zumindest einen Ausbruch begünstigen. Jedoch kommt es auch hier ganz auf die jeweilige Persönlichkeit an. Psilocybin ist ein Wirkstoff, der in halluzinogenen Pilzen vorhanden ist.
*8
Das soll keine Rechtfertigung des Täters werden, sondern einen Ausblick auf die Ursachen bringen, schließlich halte ich einen Führerscheinverlust in Folge von extensiven Drogen- und Alkoholkonsum für realistisch. Daraus ergeben sich zwangsläufig Krankheitsbilder die zur Spurenlage passen. Null Emphatie, Narzissten besitzen einen Blick fürs Besondere (Inselbegabung) was die gute Tatvorbereitung erklären könnte und sie sind extrem gefährlich, denn sie behandeln ihr Umfeld so wie sie selbst nicht behandelt werden wollen. Also ein Typ Mensch dem ich bei Nacht nicht unbedingt begegnen möchte.
Die Verbindung zur Familie Bögerl sehe nur mutmaßlich aber über die Kinder und deren Vita ist bis jetzt noch nicht viel publiziert worden, das ist verdächtig. Vielleicht hat sich eines der Kinder mal verplappert, angegeben (so nach dem Prinzip, mein Vater ist der Bankvorstand). An der Uni wird ja einiges gemacht, nur nicht all zu viel studiert. Sollten Drogen, auch THC gehört dazu, eine Rolle spielen oder die Verbindung zum Täter herstellen?
Denn nur ein sehr von sich überzeugter Täter geht zu Fuss, vielleicht hat er sich sogar in der Gegend ausgekannt. Weiterhin würde eine Verbindung zum Millieu die geringe Geldsumme erklären, ein junky*10, will seine Sucht, und das schnell, befriedigen und keine Reichtümer anhäufen.
Außerdem denke ich das jegliche Tat und deren Motive nicht unbedingt sehr kompliziert sein müssen. Die Natur liegt in der Einfachheit der Sache, ich verweise auf Ockhams Rasiermesser:
Steht man vor der Wahl mehrerer Erklärungen, die sich alle auf dasselbe Phänomen beziehen, soll man diejenige bevorzugen, die mit den einfachsten bzw. der geringsten Anzahl an Annahmen auskommt. Es enthält ebenso die Forderung, für jeden Untersuchungsgegenstand nur eine einzige Erklärung anzuerkennen.
*11
Je komplexer, desto unübersichtlicher, desto mehr Faktoren gibt es, weiterhin unterstelle ich nur Hollywood so durchdachte Verbrechen wie in Oceans XYZ zum Beispiel. In der Realität, das wird auch aus der Statistik des BKA klar, sind es banale Tathergänge, deren Routine durch die Erfahrung der Täter bestimmt wird. Wobei die Deutsche Polizei im internationalen Vergleich gute Zahlen*9 vorlegt. Amerika gehört für mich da zum "major crime spot".
Aber auch das nur ein paar Gedanken (und der Vormittag ist im Arsch)
cu chu
Quellenangaben :
*1 -
http://www.bka.de/pks/pks2009/download/pks-jb_2009_bka.pdf (Archiv-Version vom 10.07.2011); S32.ff
*2 -
http://www.polizei-bw.de/fahndung/personenfahndung/unbekannte_taeter/Seiten/20100512Heidenheim.aspx (Archiv-Version vom 10.10.2010)*3 -
Wikipedia: SIM-Karte*4 -
http://www.kba.de/cln_007/nn_125352/DE/Statistik/Kraftfahrer/Fahrerlaubnisse/Fahrerlaubnismassnahmen/2009__fe__m__grund.html*5 -
Wikipedia: Narzissmus*6 -
http://www.who.int/classifications/icd/en/*7 -
http://www.soziales.fh-dortmund.de/Michel/Material/Psypath/mat5.htm (Archiv-Version vom 12.01.2011)*8 -
Wikipedia: Schizophrenie#Toxische Faktoren*9 -
http://www.invest-in-saxony.net/de/Gruende_fuer_Sachsen/Sicherheit_und_Stabilitaet/Sicherheit/19587.html*10 -
Wikipedia: Abhängigkeitssyndrom*11 -
Wikipedia: Ockhams Rasiermesser