Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

222 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Ungeklärt, Leipzig ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

17.02.2016 um 23:50
@Menedemos
Ja, du hast meine Gedanken absolut richtig verstanden - eine Manipulation der zu verbreitenden Fakten in den Medien ist nicht immer zur ,,Vertuschung", sondern eher eben meistens um Täterwissen bei den Verdächtigen sichtbar zu machen.

Interessant für mich wäre, ob nach solch langer Zeit jenes überhaupt noch relevant wäre. Es könnte ja auch möglich sein, dass der Täter mittlerweile schon längst verstorben ist. Wäre es in einem solchen Fall nicht sinnvoller die alten offenzulegen? Wurde dies bereits schon mal gemacht? Wenn nicht in Deutschland, dann doch bestimmt im Ausland.

Bin gespannt auf Menedemos Ausführungen!


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

18.02.2016 um 17:59
Also ich versuche mal einen möglichst plausiblen Tathergang darzustellen, der mit den bekannten Fakten vereinbar ist:

Herr Rehfeld mag privat und im Allgemeinen ein sehr liebenswerter Mensch gewesen sein, aber in dieser Nacht hatte er etwas zu viel "gebechert" und sich deshalb auch nicht immer ganz vorbildlich und auch nicht immer ganz umsichtig verhalten. Das soll natürlich in keinster Weise seine Beraubung oder gar seine Ermordung rechtfertigen, aber für den Tathergang ist es schon wichtig zu wissen, dass er an diesem Abend nicht mehr der Nüchternste war.

Ich glaube eher der 2. Zeitung (Name: "WiL"?) vor allem in dem Punkt, dass Herr Rehfeld und der Tatverdächtige (im Folgenden "TV" genannt) sich in der Nähe des Bahnhofs kennengelernt haben (und nicht, wie die BILD behauptet, erst in der Carola-Bar). Warum? Weil die WiL dazu viel mehr Details zu kennen scheint und auch nennt.

Sie fuhren also zu zweit in einem Taxi zur Carola-Bar. Auch der TV sprach gehörig dem Alkohol zu, wie vor allem an seinem Verhalten später im Bahnhof deutlich wird, als er sich bei einem Toilettenmann noch um eine Flasche Alkohol bemühte und er mitten in die Bahnhofshalle pinkelte. Ein Nüchterner tut das nicht und es ist auch kaum vorstellbar, dass er erst in den Morgenstunden mit dem Trinken angefangen hat und sich in der Carola-Bar vorher in Abstinenz geübt hatte. Nein, auch der TV hatte getrunken und vermutlich nicht zu knapp.

Dann wird von einem Streit zwischen den beiden noch beim Verlassen der Carola-Bar berichtet. Trotzdem stiegen die zwei Streithähne anschließend in ein Taxi (ohne Lizenz). Dieses "Taxi" hat aber 300 Meter nach der Carola-Bar schon wieder angehalten, weil der TV pinkeln wollte.
Es haben ja schon einige angemerkt, dass das alles etwas merkwürdig klingt: erst streiten sie, dann nehmen sie trotzdem gemeinsam ein Taxi, nur um nach ganz kurzer Zeit wieder auszusteigen.
Aber das kann durchaus weitgehend der Wahrheit entsprechen: Ich nehme an, dass der TV allmählich zum Bahnhof zurückwollte, um seinen Zug nicht zu verpassen, Herr Rehfeld wollte aber mit ihm noch eine "Bekannte" aufsuchen, er wollte den Abend noch nicht beenden. Da der TV aber auf Rehfeld angewiesen war, da er in Leipzig ortsunkundig war und vermutlich überhaupt nicht wusste, wie er allein zurück zum Bahnhof finden könnte, kam es darüber zum Streit. Wahrscheinlich war der Besuch bei der Dame vorher nicht vereinbart worden. Möglicherweise hatte der TV auch gar nicht (mehr) genügend Geld, um sich selbst ein Taxi zurück zum Bahnhof zu leisten.
Irgendwie haben sie sich dann aber doch wieder zusammengerauft und vorübergehend geeinigt und sind in ein Taxi eingestiegen. Warum ging diese Fahrt dann aber nur ein paar hundert Meter weit?

Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Rehfeld nun das Fahrtziel genannt hat, dem TV dämmerte, dass Rehfeld weiterhin nicht den Hauptbahnhof zusteuerte, der TV erneut erbost war und unter einem Vorwand das Taxi verlassen wollte. Rehfeld aber folgte ihm. Dann kam es zu einer handfesten Auseinandersetzung.

Es ist schon wichtig hervorzuheben, dass nicht etwa der TV dem Herrn Rehfeld nachsetzte, sondern umgekehrt, Herr Rehfeld folgte dem TV. Das allein spricht eigentlich gegen eine "Mordabsicht" im engeren Sinne.
Viele weitere Punkte sprechen gegen einen regelrechten Mord:
- der Kampf in Hör- und fast Sichtweite des Taxifahrers
- eine Mülltonne als "Tatwaffe"
- die Rückkehr des TV zum Taxi (an seiner Stelle wäre ich zu Fuß geflohen)
- das regelrecht naive Verhalten des TV im Bahnhof, wo er freimütig von seiner Prügelei berichtete
- das sorglos-auffällige Verhalten des TV im Bahnhof; durch seine Pinkelei in die Bahnhofshalle wären sogar seine Personalien ja um ein Haar aufgenommen worden
- das auffällige Äußere: wenn ich von vornherein eine Straftat plane, kleide ich mich möglichst unauffällig. erst recht versuche ich nach dem Mord mich dieser auffälligen Kleidung zu entledigen, um nicht noch weiter aufzufallen
- ein einigermaßen "professioneller" Straftäter betrinkt sich nicht hemmungslos vor und nach der Tat (außer vielleicht er ist übelster Alkoholiker)

Aus diesen Gründen kann ich mir einen "Mord" - im Sinne des §211 - eigentlich nicht vorstellen. Mir hat es den Anschein, als habe der TV Herrn Rehfeld nicht direkt töten wollen, ja, als ob es ihm nicht einmal klar gewesen sei, dass er ihn de facto getötet hat. Sonst hätte er m.E. völlig anders reagiert. Vielleicht war Herr Rehfeld ja wirklich noch nicht tot, als der TV den Tatort verlassen hat.

Allerdings - und das spricht gegen ihn - hat er sein am Ende wehrloses Opfer beraubt. Aber der Raub muss nicht der Zweck der Handgreiflichkeiten gewesen sein. Vielleicht wollte er seinen Kontrahenten zusätzlich demütigen oder er ergriff einfach spontan die günstige Gelegenheit oder er brauchte schlicht Geld für die Taxifahrt (wobei er in diesem letzteren Fall allerdings nicht auch noch die Uhr hätte mitnehmen müssen).

Dass der Taxifahrer so lange gewartet hat, ist nicht so besonders verwunderlich. Ich nehme an, die "Geschäfte" waren so spät in der Nacht doch nicht als so florierend zu erwarten, dass er auf die beiden Fahrgäste leicht verzichten konnte. Es kann auch sein, dass er sich durchaus Sorgen machte und in dieser Situation nicht einfach davonbrausen wollte. Als zumindest einer der beiden Fahrgäste dann zurückkehrte, hat er dessen Erklärung aber ("mein Bekannter will lieber zu Fuß nach Hause gehen") akzeptiert. Allzu lange dürfte der Vorgang auf dem Schulhof aber nicht gedauert haben, ich gehe davon aus, dass der Taxifahrer höchstens 15 Minuten wartete. Hätte es länger gedauert, wäre er entweder wirklich weitergefahren oder er wäre ausgestiegen, um nach dem Rechten zu sehen.

Da der TV sich dermaßen naiv und "unprofessionell" verhalten hat und irgendwie auch kein Unrechtsbewusstsein zeigte, wie ich oben ausgeführt habe, könnte ich mir sogar vorstellen, dass er tatsächlich auch gegenüber der Bahnangestellten die Wahrheit gesagt hat, dass er also wirklich ein Schäfer in der Gegend von Schwerin war (und vielleicht immer noch ist!). Das einzig Mysteriöse bliebe dann, warum er nicht identifiziert werden konnte. Ich nehme zwar an, dass die Leipziger Polizei alles in ihrer Macht Stehende getan hat, den Täter zu ermitteln, hinsichtlich der Behörden in anderen DDR-Bezirken habe ich eher meine Zweifel. Da könnte durchaus einiges versandet sein, zumal eben gar nicht sicher war, ob der Täter wirklich in Mecklenburg zu suchen sei.

Es bliebe übrigens noch eine ganz andere Möglichkeit offen: Der Tatverdächtige hat Herrn Rehfeld wirklich nicht getötet und auch nicht beraubt, sondern nur verprügelt. Herr Rehfeld war, nachdem das Taxi mitsamt dem "Schäfer" abgefahren war, zwar verletzt (und immer noch alkoholisiert), aber durchaus noch lebendig. Diese missliche Situation hätte sich genausogut jemand ganz anderes zu Nutze machen können, der dann tatsächlich einen Mord begangen hat!
Angeschlagene Menschen werden von Räubern immer als leichte "Beute" betrachtet. Das hört und liest man häufig und auch in meinem privaten Umfeld hat da schon jemand einmal üble Erfahrungen damit gemacht.

Wer könnte dafür in Frage kommen? Das Folgende ist jetzt natürlich hoch spekulativ, aber ich gehe einmal davon aus, dass in der DDR in den 80er-Jahren zu dieser weit vorgerückten Stunde nicht mehr viele Menschen auf den Straßen waren, schon gar nicht an einem Wochentag. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass die wenigen Nachtschwärmer, die in diesen Straßenzügen noch unterwegs waren, aus - genau - der Carola-Bar kamen. Möglicherweise ein Gast, der mitbekommen hat, dass Herr Rehfeld sehr viel Geld bei sich trägt. Es könnte durchaus sein, dass DIESER sich die missliche Lage des Opfers zu Nutze gemacht hat und dass dieser der eigentliche Mörder ist. Wir können es nicht wirklich wissen.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

18.02.2016 um 20:25
Am Leipziger Bahnhof hat es im Bereich zwischen den beiden Hallen früher schon übel nach einer staubigen Mischung aus Zigarettenkippen und Pisse gestunken. In manchen Ecke im Bahnhof übrigens auch. Das scheint nicht so selten passiert sein, daß da die Säufer (vor allem aus den Mitropa-"Gaststätten", wenn man das so nennen darf) in die Ecken geseicht haben. Die VP wird da wohl nicht unbedingt gerufen worden sein. Oder Transportpolizei, wie sie hießen ( im Lpz.-Hbf. an Gleis 1).
Was ich nicht glaube, ist, daß in dem Moment, wo einer am Boden liegt und verletzt ist, gerade einer ums Eck kommt, der sich nicht geniert, ihn für ne Uhr und ein paar Piepen umzubringen. Da glaub ich eher, daß einer kommt, der die Polizei ruft.
Ich wundere mich auch darüber, daß man sich nach Streit mit einer flüchtigen Bekanntschaft wieder verträgt. Wenn ein mir im Grunde unbekannter so schnell unangenehm wird, würde ich mich von ihm nur noch fernhalten wollen.
Aber vielleicht machte es der Alkohol.
So ganz normal scheint der Lebenswandel des Ermordeen mir aber dennoch nicht, wenn er des nachts nach 2 noch eine spontan zu besuchende Bekannte weiß.
Eher ungewöhnlich in dem Alter und in de


1x zitiertmelden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

18.02.2016 um 20:32
... für DDR-Werktätige eher schräg.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

18.02.2016 um 20:38
Der Hut paßt übrigens auch zum Schäfer. In der DDR liefen die Handwerker allgemein noch sehr klassisch rum. Schäfer sahen wie Schäfer aus und Schornsteinfeger wie Schornsteinfeger. Ich denke, das werden die Leute schon richtig erkannt haben können.


1x zitiertmelden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 00:08
@HermannG
Zitat von HermannGHermannG schrieb:Was ich nicht glaube, ist, daß in dem Moment, wo einer am Boden liegt und verletzt ist, gerade einer ums Eck kommt, der sich nicht geniert, ihn für ne Uhr und ein paar Piepen umzubringen. Da glaub ich eher, daß einer kommt, der die Polizei ruft.
Du würdest vielleicht so handeln. Aber es kommt darauf an, wer vorbeikommt. Und zu so später Stunde kommen oft nicht die erfreulichsten Figuren vorbei. Ausschließen kann man es jedenfalls nicht.
Insgesamt halte ich diesen Ablauf freilich auch nicht für die wahrscheinlichste Version. Auf der anderen Seite müsste der "Schäfer" schon auch ziemlich kaltblütig gewesen sein, wenn er dem Herrn Rehberg noch Geld und Uhr abnimmt, wenn in höchstens 50 Metern Entfernung ein Taxifahrer auf ihn wartet und er damit rechnen musste, dass der jederzeit aussteigen und nach dem Rechten sehen könnte. Und so abgebrüht zeigte sich der "Schäfer" später ja nicht unbedingt. Auch rein zeitlich könnte es eng geworden sein, denn sehr lange wird sich der "Schäfer" mit dem Opfer nicht "beschäftigt" haben können, denn, wie gesagt, wenige Meter entfernt wartete ein Taxi mit laufendem Motor auf die beiden.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 00:23
Eine dritte Möglichkeit wäre übrigens, dass der "Schäfer" Herrn Lehberg zwar tötete im Rahmen des Streits, dass den Diebstahl der Uhr und des Geldes aber jemand anders beging, nämlich der, der die Leiche als Erster fand. Das müsste dann aber schon ein Mitarbeiter der Schule sein, denn ein Außenstehender würde die Leiche im Schulhof wohl nicht so schnell bemerken, denn ein Toter kann nicht mehr auf sich aufmerksam machen und bis 7 Uhr früh dürfte es im Dezember zudem noch dunkel gewesen sein.
Also nicht besonders wahrscheinlich, aber auch nicht völlig unmöglich.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 00:36
Mal eine Verständnisfrage an alle, die die DDR kannten:

Ich dachte immer, dass man in der DDR eigentlich eher nicht in die Kneipe ging, um sich zu besaufen, weil jeder Angst hatte, ein falsches Wort zu sagen, welches dann verpetzt werden konnte mit Folgen, die jedem klar waren.

Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 01:38
@Ingrid1
Was hast du denn für eigenartige Vorstellungen? Was sollen wir denn deiner Meinung nach in der DDR in Kneipen, Bars und Diskotheken so gemacht haben? Du scheinst ja Vorstellungen zu haben wie in Orwells "1984". Find ich jetzt lustig ...


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 09:30
@Menedemos
Der von dir vermutete Tathergang klingt ganz logisch.
Mich würde auch mal interessieren was die "Carola Bar" so für einen Ruf hatte. Ich bin zu der Zeit oft in Leipzig ausgegangen, aber in die "Carola Bar" habe ich mich nie verirrt. Ich wußte dass es sie gibt, aber ich glaube sie hatte einen ziemlich anrüchigen Ruf. Die Bar ist auch nicht sonderlich zentral gelegen. Hier steht irgendwo das Herr Rehfeld mit seinen Kollegen in die Innenstadt gezogen ist um einen drauf zu machen. Die "Carola Bar" liegt nicht wirklich in der Innenenstadt. Ich habe jetzt auf dem Plan noch mal nachgesehen, sie liegt in der Nähe zur Galopprennbahn Scheibenholz. Dewegen würde mich mal interessieren, was für Leute da so verkehrt haben. War Herr Rehfeld dort Stammkunde? Dann müßte er doch dem Personal dort bekannt gewesen sein. Die Garderobenfrau müßte z.B. auch wissen wer zeitgleich noch mit Herrn Rehfeld in der Bar war bzw. wer unmittelbar nach ihm gegangen ist.
Da es sich bei dem Tattag um die Nacht von Dienstag auf den Mittwoch gehandelt hat, wird es dort vom Publikum auch sehr übersichtlich gewesen sein. Das sind ja nun keine typischen Ausgehtage.
Ich glaube nach deinen Ausführungen auch, das eine dritte Person mit im Spiel gewesen sein könnte. Vermutlich sogar jemand der auch die "Carola Bar" besucht hat. Denn es gab dort damals in der Nähe keine anderen Lokaliäten die noch so lange geöffnet hatten und demzufolge werden dort auch kaum noch andere Leute auf der Straße anzutreffen gewesen sein.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 15:04
@darkunicorn

Zur Carola-Bar kann ich als Nürnberger natürlich nichts sagen, aber dafür habe ich noch eine dritte Version anzubieten:

Irgendwie kann ich mir nicht recht vorstellen, dass der Taxifahrer von der Prügelei im Schulhof so rein gar nichts mitbekommen hat. Zumindest könnte ihm das Blut am TV aufgefallen sein, als der ins Taxi zurückkehrte. Weiterhin dürfte der TV nach dem Kampf mächtig geschnauft haben und insgesamt einen nervösen Eindruck hinterlassen haben. Denn so "abgebrüht" erscheint mir der TV nun wirklich nicht, wie ich oben schon ausgeführt habe. Der Taxifahrer hat den TV aber wunschgemäß trotzdem zum Bahnhof gefahren, vielleicht auch, weil er nun selbst vor ihm Angst hatte.
Doch der Vorfall hat dem Fahrer keine Ruhe gelassen, er war besorgt. Nachdem er seinen merkwürdigen Fahrgast losgeworden ist, fuhr er zum Tatort zurück (in der Nacht dauert das höchstens zehn Minuten). Doch was fand er dort vor: eine Leiche. Nun könnte man natürlich zur Polizei gehen, aber wenn man selber etwas "Dreck am Stecken" hatte (wegen des illegalen Gewerbes), überlegt man sich das lieber dreimal, zumal mit der Volkspolizei nicht zu spaßen war. Unangenehme Fragen wären selbst ohne des illegalen Taxifahrens zu erwarten gewesen, zum Beispiel warum er nicht eingegriffen hat oder ob er nicht gar selbst an der Schlägerei beteiligt war. Der Fahrer könnte es also vorgezogen haben zunächst zu schweigen.
Und könnte nicht ER derjenige gewesen sein, der dem Opfer seine Habseligkeiten gestohlen hat, das Geld, die wertvolle Uhr? Immerhin war er auch kein ganz ehrbarer Bürger, immerhin betrieb er ein illegales Taxi-Gewerbe.
Auch diese Möglichkeit sollte man nicht ganz außer Acht lassen, zumal sie elegant erklären könnte, warum der Taxifahrer von dem Kampf angeblich nichts bemerkte, wie der "Schäfer" in so kurzer Zeit sein Opfer nicht nur töten, sondern sogar berauben konnte (was er demnach nicht tat), und wie Herr Rehfeld trotzdem sein Hab und Gut verlieren konnte, obwohl er relativ versteckt in einem dunklen Schulhof lag.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

19.02.2016 um 21:49
Wie könnte man den Fall heute noch aufklären?

1. Der "Taxi"-Fahrer muss einfach mehr wissen, als er zugibt. Dass er von der Prügelei im nahen Schulhof nichts mitbekommen hat und dass ihn der blutverschmierte TV nicht aufgefallen ist, ist nicht glaubhaft.

2. Wenn der TV gesagt hat, er sei ein Schäfer, und aussah wie ein Schäfer - dann war er wahrscheinlich ein Schäfer. Siehe auch hier:
Zitat von HermannGHermannG schrieb:In der DDR liefen die Handwerker allgemein noch sehr klassisch rum. Schäfer sahen wie Schäfer aus und Schornsteinfeger wie Schornsteinfeger. Ich denke, das werden die Leute schon richtig erkannt haben können.
Und wenn er sagte, er käme aus der Gegend von Schwerin, dann besteht eine recht hohe Chance, dass er aus der Gegend von Schwerin kam. Er hat sich ja insgesamt sehr naiv angestellt, von daher könnten diese Aussagen auch wahr sein. Ich glaube, dass die Suche eher im Behördendickicht der unterschiedlichen DDR-Behörden versandet ist, als dass seine Herkunft wirklich unermittelbar war.

Das Phantombild ist sicherlich erstklassig. Unzählige Leute haben den TV gesehen, die Polizei in Leipzig hat sie auch alle befragt. Selbst wenn sich einer nicht so gut erinnern konnte, gab es noch 30 andere, die das Bild ergänzen konnten. Also mit dem Bild kann man schon was anfangen. Eine neue Fahndung heute könnte immer noch erfolgreich sein, denn der TV müsste jetzt ca. 55 Jahre alt sein und dürfte noch leben.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 09:29
Und noch etwas ist mir eingefallen, warum der "Taxi"-fahrer nicht die ganze Wahrheit gesagt haben konnte:

Ich habe ja schon ein paar Punkte angeführt, die unwahrscheinlich machen, dass der Fahrer von dem Kampf nichts mitbekommen hat. Ein weiterer: Wenn eine Metallmülltonne umgestoßen wird, dann wacht doch von dem Lärm nachts die halbe Nachbarschaft auf. Nun gab es hier keine direkte Nachbarschaft, weil der Schulhof von Schulgebäuden umgeben war. Aber der Fahrer muss das eigentlich gehört haben, er war wach, wartete nur 50 Meter entfernt und eine umstürzende Mülltonne macht doch ein ohrenbetäubendes Geschepper. Also ich halte es für unmöglich, dass der Fahrer rein gar nichts bemerkt hat.

Es wäre schön, wenn hier ein paar Leute mehr mitdiskutieren würden. Ist ein hochinteressanter Fall, zwar schon ein bisschen länger her, aber nicht so lang wie Hinterkaifeck, der Mord an Herrn Rehfeld ist immer noch ungesühnt, die Angehörigen immer noch in Trauer und Ungewissheit und es ist im Übrigen gar nicht sooo unwahrscheinlich, dass man ihn noch aufklären könnte. Der Tatverdächtige dürfte auch noch leben.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 12:00
@Menedemos

Dass die beiden zum Pinkeln in den Schulhof gelaufen sind, kann ich mir nur schwer vorstellen. Wenn es Frauen gewesen wären, okay. Aber Männer stellen sich doch vollkommen ungeniert irgendwo hin und pinkeln. Außerdem wird es in der Carola Bar ja ein Klo gegeben haben.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 16:31
@Ingrid1
Es war je meiner Meinung nach nur ein Vorwand des TV, weil er seiner Wege gehen wollte. Aber Herr Rehfeld bedrängte ihn, weil er weiter Gesellschaft haben wollte. Gut, das erklärt auch nicht so ganz, warum er in den Schulhof hineinging. Vielleicht hat ja jemand dazu eine zündende Idee.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 16:37
Prostitution war in der DDR meines Wissens verboten. Vielleicht gab es dort im Schulhof einen geheimen Treff.

Ein Taxifahrer jedenfalls müsste wissen, wie lange ein Mann zum Pinkeln braucht. Jemanden in dem Schulhof mit einer Mülltonne zu erschlagen, dauert für meine Begriffe etwas länger und macht einen Höllenlärm. Höchstwahrscheinlich wäre der illegale Taxifahrer sofort abgehauen.

Deswegen glaube ich die Geschichte mit dem Taxifahrer nicht.


1x zitiertmelden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 17:07
Zitat von Ingrid1Ingrid1 schrieb: Vielleicht gab es dort im Schulhof einen geheimen Treff.
Dann hätte der TV vor anderen anwesenden Herrn Rehfeld ermordet? Oder gehst du in dem Szenario davon aus, man wollte Prostituierte treffen und es waren keine dort? Hätte man dann den Taxifahrer warten lassen und wäre mit einer Prostituierten wieder zugestiegen? Ich verstehe es auch so, dass der Schulhof von einem u-förmigen Gebäude umgeben war, so gäbe es dort keinen Fluchtweg und es wäre mMn kein guter Ort für illegale Geschäfte. Ich habe aber auch keine kluge Erklärung dafür, warum sie nur wenige 100 Meter nach der Bar aus dem Taxi aussteigen sollten - beide.

Ich halte den TV für einen unangepassten, eher rebellischen Typen (und gehe daher davon aus, dass er recht jung war), der gern auffiel in einem System, in dem dies nicht geschätzt wurde. Ich kann mir vorstellen, der TV hatte ein alternatives Leben jenseits geregelter Arbeitszeiten und geregelten Einkommens, ob er Schäfer war - möglich, aber auch ein anderes eher abgeschiedenes Leben in einem Kreise Gleichgesinnter kann ich mir vorstellen. Interessant wäre zu wissen, warum der TV überhaupt in Leipzig war (in Schwerin gab es sicher auch Bars?).

Ich sehe ein Motiv für die Tat eventuell im weitesten Sinne im homosexuellen Milieu.

Eine Frage stellte sich mir noch beim Lesen der Artikel: Wenn Herr Rehfeld den Abend über die Spendierhosen anhatte, wie viel Geld mag er zum Tatzeitpunkt noch gehabt haben?


1x zitiertmelden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 17:20
@Minderella

Ich glaube die ganze Taxi-Schulhof-Geschicht nicht.

Ein Taxifahrer, der dort sagen wir mal 20 Minuen wartet, dann nur einen der beiden Fahrgäste mitnimmt. Dieser Fahrgast ist voller Blut. Und den fährt er dann an den Hauptbahnhof, damit dieser blutverschmiert noch einen Kaffee trinken kann un d dann nach Hause fahren kann.


melden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 17:53
Falls es einen Taxifahrer gab, der nicht erst nach der Tat ins Spiel kam, nehme ich an, er wurde bestochen. Aber: falls es einen Taxifahrer gab, der aus Zeugenschutzgründen nicht in der Presse genannt wurde, war es evtl nicht so klug, ihn hier öffentlich im Forum zu nennen? Hm.


1x zitiertmelden

Ungeklärter Mord an W. Rehfeld in Leipzig am 4.12.1985

20.02.2016 um 18:10
@Minderella
Zitat von MinderellaMinderella schrieb:war es evtl nicht so klug, ihn hier öffentlich im Forum zu nennen
Solange kein Name dabeisteht, dürfte das eigentlich kein Problem sein.

@Ingrid1
Du bezweifelst, dass es die Taxifahrt überhaupt gegeben hat. Das kann man natürlich tun, aber warum hat sich dann dieser Mann überhaupt bei der Polizei gemeldet und das behauptet? Oder hat sogar der Polizist der Tochter eine falsche Geschichte erzählt - aber warum?

Bis ich darauf keine Antwort finde und sonst auch niemand, solange muss ich die Geschichte für wahr halten. Zumindest teilweise für wahr. Die Geschichte ist auch zu abstrus für meinen Geschmack, als dass sie sich jemand komplett ausgedacht hätte.
Zitat von MinderellaMinderella schrieb:Ich sehe ein Motiv für die Tat eventuell im weitesten Sinne im homosexuellen Milieu.
Das ist natürlich wegen der Forenregeln und wegen des Mitlesens von Angehörigen etwas heikel, darüber zu spekulieren - obwohl es nichts Ehrenrühriges darstellt, homosexuelle Kontakte zu haben. Wir kennen Herrn Rehfeld nicht persönlich, wir kennen nur die wenigen Fakten, aber nach denen ist es zumindest nicht auszuschließen. Könnte jedenfalls den Streit erklären.


1x zitiertmelden