@y-ray schrieb:
Ich fasse nochmal zusammen:
- Frauke hat sich nahezu täglich bei Chris gemeldet und einen Anruf ihres Bruders entgegengenommen.
- Sie hat keinerlei Versuche unternommen, ein längerfristiges Fernbleiben anzukündigen oder zu erklären.
- Möglicherweise ist sie Tag für Tag davon ausgegangen, dass sie nach Hause kann.
- Es wurde kein Beschluss auf umfassende Telefonüberwachung und Ortung erlassen.
- Es wird Gründe gegeben habe, dass Frauke dennoch nicht nach Hause gekommen ist.
- Chris hätte die Behörden "anlügen" können, um eine Ausweitung der Maßnahme zu provozieren, hat er offenbar aber nicht, ich denke, er war vertrauenswürdig und hat auch "vertraut".
- Frauke ist ggf. davon ausgegangen, dass Chris wisse, warum sie nicht nach Hause kommen könne.
- Im letzten Telefonat hatte Chris einen Vorsatz.
- Ausgerechnet nach diesem Gespräch folgen keine weiteren.
Wenn man hinter jede der o.a. Aussagen ein "Warum?" oder "Warum nicht?" setzt, kommt man zu möglichen Schlüssen und vielleicht auch zu konsistenten Szenarien.
@y-ray Mein 'Interpretationsversuch':
1)
- Frauke hat sich nahezu täglich bei Chris gemeldet und einen Anruf ihres Bruders entgegengenommen. Warum? Weil sie es mit psychologischem Gespür geschafft hatte, den Entführer davon zu überzeugen, dass es ihre Angehörigen 'beruhigen' würde, wenn sie sich meldet.
2)
- Sie hat keinerlei Versuche unternommen, ein längerfristiges Fernbleiben anzukündigen oder zu erklären. Warum? Weil sie nicht von einem längerfristigen Fernbleiben ausging, sondern jeden Tag die Hoffnung hatte, dass der Täter sie gehen lassen würde.
3)
- Möglicherweise ist sie Tag für Tag davon ausgegangen, dass sie nach Hause kann. Warum?Antwort siehe oben Nr. 2)
4)
- Es wurde kein Beschluss auf umfassende Telefonüberwachung und Ortung erlassen. Warum?Weil offenbar unterschätzt wurde, in welcher Gefahr sich Frauke die ganze Zeit befand.
5)
- Es wird Gründe gegeben habe, dass Frauke dennoch nicht nach Hause gekommen ist. Warum?Der Täter 'konnte' Frauke eben doch nicht gehen lassen. Vielleicht hat er da innerlich sogar mit sich gerungen.
Abgesehen davon, dass er Angst haben musste, Frauke würde ihn wegen Freiheitsberaubung (und evtl. noch Schlimmerem) anzeigen, hätte sein Freilassen von Frauke die Bankrotterklärung dessen bedeutet, was er sich in Bezug auf sie ausgemalt hatte. Solange sie blieb, konnte er sich noch in der Illusion wiegen, dass sie ihn attraktiv finden, und ihm 'gehören' würde.
[6]
- Chris hätte die Behörden "anlügen" können, um eine Ausweitung der Maßnahme zu provozieren, hat er offenbar aber nicht, ich denke, er war vertrauenswürdig und hat auch "vertraut". Warum? Ich bin überzeugt, dass Chris die Behörden niemals angelogen hätte. Aus den Gründen, die Du genannt hat: er war vertrauenswürdig und hat ihnen ebenfalls vetraut.
[7]
- Frauke ist ggf. davon ausgegangen, dass Chris wisse, warum sie nicht nach Hause kommen könne. Warum? Weil sie festgehalten wird: das war Fraukes verklausulierte Botschaft. Sie durfte dies ja nicht direkt sagen.
Deshalb korrigierte sie sich ja so schnell, als es ihr zuvor doch herausgerutscht war.
[8]
- Im letzten Telefonat hatte Chris einen Vorsatz. Warum? Weil er sich vorgenommen hatte, jetzt unbedingt mehr an echter Info aus den Telefonaten herauszufiltern.
[9]
- Ausgerechnet nach diesem Gespräch folgen keine weiteren. Warum? Weil Frauke aus Tätersicht "das Falsche" gesagt hatte: Denn sie hatte durchblicken lassen, dass sie lieber bei ihren Angehörigen als beim Täter wäre. Und gesagt, dass sie festgehalten wird, also nicht freiwillig bei ihm geblieben war.
Die Realität drang nun endgültig in sein krankes Hirn ein: Frake würde ihm nie 'gehören'. Womit seine Illusion kollabierte. Da er Frauke nie wirklich besitzen konnte, sollt auch kein anderer sie jemals wieder 'besitzen'.
Das war Fraukes Todesurteil ...