@allIch möchte doch noch was loswerden hier. Es geht hier nicht darum, jemanden zu Unrecht zu verdächtigen oder jemanden in seiner ganz persönlichen Trauerarbeit zu verletzen. Es geht darum, einmal nüchtern zu ermessen, wer objektiv nach derzeitigem Kenntnisstand nach acht Jahren das faktische Opfer ist: Das ist Frauke Liebs. Sie ist nachweislich tot und mit sehr sehr großer Wahrscheinlichkeit Opfer eines Verbrechens geworden. Mehr wissen wir nach 1800 Seiten nicht.
Wer jetzt die Aufklärung dieses Verbrechens zur absoluten Priorität macht, muss notwendigerweise alles andere ausblenden. Die Polizei tut das in ihrer objektiven Ermittlungsarbeit, muss das für die erfolgreiche Aufklärung tun. Daraus folgt aus ihrer Perspektive...
Punkt 1: Unmittelbar Betroffene von Opfern sind in der polizeilichen Ermittlungsarbeit erfahrungsgemäß oft schlechte Zeugen, und zwar
a) weil sie natürlich immer auch zuerst zu den Tatverdächtigen zählen,
b) weil sie durch ihre verständliche emotionale Betroffenheit in ihren Zeugenaussagen bestimmte Dinge häufig ungenau wiedergeben oder gar nicht wiedergeben
c) weil sie aus welchen Gründen auch immer mitunter für den Fall wichtige persönliche Hintergrundinformationen über das Opfer nicht preisgeben, da sie verständlicherweise kein falsches Bild von der Person zeichnen möchten, es damit aber dann doch tun
Punkt 2: In diesem Fall gibt es neben den technischen Datenzeugen nur Stimmzeugen, die zum Kreis der Betroffenen zählen, keine Augenzeugen.
Das hat es der Polizei bisher in diesem Fall mehr als schwer gemacht, mit entsprechenden Vermutungen, die sie sicher ihrerseits auch intern durchgegangen sind, zu objektiveren Zeugenaussagen zu kommen. Daraus folgt...
Punkt 3: Man stelle sich nur einmal vor, die Polizei hätte in diesem Fall öffentlich frühzeitig auch die Vermutung nicht ausgeschlossen, dass sie mangels objektiver Zeugen an die von den Zeugen und unmittelbar Betroffenen geschilderten Anrufe Fraukes nicht glaube.
Mit solchen Zweifeln, und wären sie noch so leicht angedeutet gewesen, hätte man der öffentlichen Spekulation Tür und Tor geöffnet. Das wäre für die Familie gleichermaßen ein Schlag ins Kontor gewesen, wäre einer öffentlichen Vorverurteilung gleichgekommen, die ganze Existenzen aufs Spiel gesetzt hätte. Man denke auch einmal beispielsweise an die Ermittlungen bei den NSU-Morden, wie fatal die Konzentration auf eine Ermittlunsgrichtung sein kann.Die Polizei kann aber deshalb trotzdem nichts ausschließen und darf nichts ausschließen. So weh das den Angehörigen tun kann in manchen Fällen. Deswegen heißt es auch immer so schön, die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Bei drei Stimmzeugen, von denen zwei Geschwister waren, einer der Ex-Freund, geht man daher vermutlich auf der einen Seite davon aus, dass es sehr sehr unwahrscheinlich ist, dass sich alle drei in der Stimme Fraukes geirrt haben. Auf der anderen Seite wirkt aber der geschilderte Vorgang, dass das Opfer und womöglich spätere Mordopfer noch mehrere Anrufe tätigen durfte, bevor es dann zu einer erweiterten Straftat mit dem bekannten Ende kam, aus Täterperspektive ebenfalls schwer nachvollziehbar, weil es einen solchen Fall so in der Form noch nie gegeben hat. Es gibt möglicherweise Statistiken, nach denen Opfer von Verschleppungen innerhalb von 48 Stunden nach Tatbeginn getötet wurden. Ich suche mal danach.
Dass das Opfer bei Auffinden der Leiche die gleiche Kleidung trug, wirkt ebenfalls schwer gegen das geschilderte Szenario der Zeugen. Gleichermaßen der mit ihren Darstellungen vorstellbare Tathergang aus Sicht des Täters bereits in der ersten Nacht. Entlastend wirkt dagegen für sie, dass keiner der unmittelbaren Angehörigen ein Motiv für eine Straftat zum Nachteil Fraukes hatte.
Was ich damit sagen will, dass solche Abwägungen völlig normal sind. Wer diese ausschließen will, muss auch andere Versionen aus anderen Gründen ausschließen.
Die Spekulationen sind schon vor meinem Dasein im Forum wild ins Kraut geschossen. Da wurde einmal Florian der Busfahrer durchs Dorf getrieben, dann andere. Da trommeln offenbar viele User wesentlich schmerzunempfindlicher auf Theorien, die nicht bewiesen werden können. Egal, wie und welche Richtung man spekuliert. Solange es der möglichen Aufklärung dient, finde ich die Diskussion darüber berechtigt. Natürlich kann hier keiner Polizei spielen. Aber wenn mehrere Menschen unterschiedliche Details und unterschiedliche Versionen zusammendenken, bleibt eines in jedem Fall gewahrt: Dass Frauke nicht vergessen wird!