Mal kurz zur Beliebtheit des Tamam Shud: Das Buch scheint damals ja unglaublich verbreitet gewesen zu sein. Ich habe bei Ebay international mal gesucht... über 300 Exemplare werden jetzt im Moment angeboten, zum allergrößten Teil Antikbücher, und fast alle haben unterschiedliche Einbände. Rechnet man jetzt pro individuellen Einband eine durchschnittliche Auflage... das geht dann in die Zigtausende. Der Verbreitungszeitraum geht über die Jahrzehnte, angefangen um so 1910, bis in die 50er. Scheint auch gern verschenkt worden zu sein, jedenfalls finden sich oft Widmungen vorne drin.
Was die Schablonen betrifft, bin ich noch am Weitersuchen, es klingt für mich in den (vagen) Beschreibungen aber immer mehr danach, als seien es (vermutlich Buchstaben-)Schablonen zum Kennzeichnen von irgendwelchen Objekten. Wenn man schreibt, wie bei Seeleuten, dann werden es eher grobe/große sein. Sowas wie - Achtung, Bild nur zur Verdeutlichung gedacht - das hier:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ee/Metal_Stencil_W.jpg/727px-Metal_Stencil_W.jpgHier übrigens mal eine komplette Liste des Kofferinhalts, die ich gefunden habe.
Dressing gown and cord.
Laundry bag with the name "Keane" written on it.
One pair of scissors in a sheath.
One knife in a sheath (apparently a cut down table knife).
One stencil brush.
Two singlets.
Two pairs of underpants.
One pair of trousers (with dry cleaning marks), with a 6d coin in the pocket.
One sports coat.
One coat shirt.
One pair of pyjamas.
One yellow coat shirt.
One singlet bearing the name "Kean" (without an "e" on the end).
One singlet with name torn out.
One shirt, without name tag.
Six handkerchiefs.
One piece of light board.
Eight large envelopes, one small envelope.
Two coat hangers.
One razor strap.
One cigarette lighter.
One razor.
One shaving brush.
One small screwdriver.
One toothbrush.
Toothpaste.
One glass dish.
One soap dish containing a hairpin.
Three safety pins.
One front and back collar stud.
One brown button.
One teaspoon.
One broken pair of scissors.
One card of tan thread.
One tin of tan boot polish.
Two airmail stickers.
One scarf.
One towel.
An unspecified number of pencils, mostly Royal Sovereign brand. Three pencils were H.
Quelle:
https://owlcation.com/social-sciences/The-Mystery-of-the-Somerton-Man-Taman-Shud-CaseWobei hier wieder gar nichts von Schablonen steht, sondern nur der Schablonierpinsel. Aber anhand der Größe des Pinsels könnte man immernoch sagen, ob das für eher kleine oder große Schablonen gedacht war. Bei einem Pinsel sind allzu feine Motive aber ohnehin nicht machbar, also waren es - wenn es Schablonen überhaupt Schablonen gab - wohl eher welche für größere Markierungen, nicht für Technisches Zeichnen oder sowas.
Aber was fällt sonst auf? Auf dem Wäschesack stand "Keane". Auf einem "singlet" (Unterhemd) "Kean". Ein Mensch selbst weiß, wie er heißt, also nehme ich an, wurde auf einem der beiden Sachen der Name von einem Fremden geschrieben. Wahrscheinlicher beim Wäschesack (seine Unterhemden beschriftet man eher selbst). Es ist rein fiktiv, aber ich stelle mir die Situation so vor: Der Herr fängt irgendwo eine Arbeit an, oder geht an Bord eines Schiffes, wo er angestellt ist, er bekommt seinen Wäschesack zugeteilt und der Mann an der Ausgabestelle fragt, um den Sack gleich namentlich zu kennzeichnen (um Verwechselungen an Bord zu vermeiden), nach dem Namen. Der Herr antwortet mit "Kean", und der Mann an der Ausgabe schreibt es halt - wie er glaubt, dass es geschrieben wird. Generell halte ich den Namen für interessant. Selbst, wenn Second-Hand-Kleidung damals sehr üblich war, wieso sollte der Tote an mehrere Sachen derselben Person gekommen sein? Außerdem ist der Name Keane, sagt jedenfalls die Wikipedia, irischen Ursprungs, und beim Toten hatte man aufgrund der Haarfarbe ja so etwas vermutet.
Was ist eine "6d"-Münze? Wikipedia nennt unter der Bezeichnung entweder den britischen oder den irischen Sixpence:
Wikipedia: Sixpence (British coin)Wikipedia: Sixpence (Irish coin)Im Koffer waren auch ein Schraubenzieher und eine Haarnadel. Gut, Haarnadeln kann man für alles Mögliche nehmen, aber wer nimmt einen Schraubenzieher mit auf Reisen? Wäre das ggf. ein Hinweis auf den Beruf der Person, könnte es etwas gewesen sein, dass der Mann bei einer Arbeit auf einem Schiff brauchte?
Er hatte Briefumschläge und Luftpostaufkleber bei sich, also hatte er vor, Briefe ins Ausland ("nach Hause"?) zu schreiben.
Dann noch die Bleistifte, Härte H. Das sind harte. Eher zum Schreiben, nicht für etwas Künstlerisches (wobei, bisschen skizzieren kann man damit auch, aber nicht allzu fein). Den Hersteller, Royal Sovereign, gibt es heute noch. Damals war es einer der größten englischen Bleistifthersteller. Andererseits waren die Bleistifte von denen in aller Welt verbreitet, das heißt, der Tote muss sie nicht direkt in England gekauft haben.
Zuletzt fällt mir noch auf, dass auf einer Hose "dry cleaning marks" waren. Das sind diese Zettel, die an Kleider gehängt werden, wenn man sie chemisch reinigen lässt (damit man den Besitzer danach wiederfindet). Auf Schiffen wurde auch immer chemisch gereinigt - andererseits kann die Markierung auch schon vor der Reise erfolgt sein, falls der Tote vor der Reise seine Kleidung noch einmal in die Reinigung gebracht hat. Leider lässt sich anhand des Zettels aber wohl nicht sagen, welche Firma die Reinigung durchführte oder wo sie genau stattfand.
So, das wäre es für'r Erste. Werde weiter überlegen.