GrinningMouth schrieb:Ja eben, das ist doch genau meine Kritik.
Mit dem Unterschied, dass ich keinem den Guten Willen hinter der Geschichte abkaufe.
Es ist bei nahezu jedem sehr komplexen, scheinbar vollständig aufgeklärten, Sachverhalt schwierig noch etwas zu bewegen. Natürlich geht es dem Boulevardblatt nicht um guten Willen und edle Motive. Da geht es um Auflage. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der hier vorliegende Fall auch nach vielen Jahren noch Fragen aufwirft. Deshalb kann es manchmal durchaus dienlich sein, durch Veröffentlichung von Aussagen einer in den Fall involvierten Person wie Fr. Voitle, etwas Staub aufzuwirbeln. Seriöse Recherche und Expertise von Fachkompetenten Personen könnte sicher alsbald klären, ob sich die Polizei etwas über das bekannte Maß hinaus vorzuwerfen hat oder nicht. Nur muß es gewissermaßen erst angestossen werden. Leider sind viele seriöser arbeitende Journalisten und entsprechende Medien nicht mehr so häufig bereit, "heiße Eisen" aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Dann sind es eben die Klatschmagazine. Leider. Über die Qualität solcher Artikel brauche ich wohl nichts zu sagen und das wird dem eigentlichen Sachverhalt eben zu oft nicht gerecht. Keine Frage.
GrinningMouth schrieb:Mit nicht Faktenbasierten Aussagen kann keiner ernsthaft irgendwas aufbauen, ausser einem blöden Artikel vielleicht.
Ich persönlich halte das für zu kurz gegriffen. Natürlich muß ein "Anfangsverdacht" ausermittelt und mit entsprechend belastbaren Erkenntnissen bestätigt werden. Eine Behauptung steht ja ersteinmal nur im Raum und hat keinerlei Gewicht und Aussagekraft. Wenn jedoch aus der Behauptung etwas belastbares, fundiert erwiesenes entstehen würde, sieht der Sachverhalt schon anders aus. Nur muß diese fundierte Untersuchung erstmal stattfinden. Die Vorwürfe eines Opfers könnten der Anlass für neue, fundierte und seriöse Untersuchungen sein. Die können die Vorwürfe dann widerlegen oder bestätigen. Dann wären auch offene Fragen geklärt. Nochmal, es geht dabei nicht konkret um die Frage nach dem tödlichen Schuß auf S.B.. Es geht um die Frage, ob die Polizei den tödlichen Verlauf hätte abwenden können bzw. müssen. Und darum, ob es hier eine bislang ungesühnte Mitverantwortung seitens der Entscheider gibt. Nicht mehr, nicht weniger.
GrinningMouth schrieb:Der Vergleich hinkt aber etwas. Es wurde ja reagiert, mal zu zögerlich, mal zu forsch, hauptsächlich unkoordiniert. Nicht nur einmal wurde die Polizei aber auch aktiv behindert. Fehler findet man. Auch dass man den Zugriff nicht gewagt hat, als der eine Einkaufen und der andere Pinkeln war, war ein Fehler. Zumindest können wir das heute so denken. Wäre Rösner dann aber Amok gelaufen, wäre es doch nicht das Richtige gewesen und man hätte gesagt: hätten sie mal auf eine bessere Gelegenheit gewartet.
Das ist alles ein riesiges Hätte Wäre Wenn. Vielleicht wäre der Zugriff durch die GSG9 besser gelaufen, vielleicht wären aber auch beide Frauen heute tot. Wer wäre dann Mitschuld? Man findet immer irgendwas.
Er hinkt nur deshalb, weil es zum Geiseldrama von Gladbeck zum Glück (!) keinen Vergleichsfall gibt. Das Prinzip ist aber sehr ähnlich. Es geht hier nicht um eine konkrete, fehlende Reaktion, sondern um die Maßnahmen die eingeleitet wurden. Wenn das Jugendamt einen Hinweis erhält, muß es geeignete Maßnahmen einleiten. Das gilt auch beim Geiseldrama. Die Frage lautet also, ob die von der Polizei eingeleiteten Maßnahmen geeignet und adäquat waren, der bekannten Einsatzlage jederzeit zu begegnen, das Risiko für alle Beteiligten soweit wie möglich zu minimieren und die Aggressoren so schnell wie möglich handlungsunfähig/dingfest zu machen. Natürlich müßte man dafür die damalige Sicht, Erfahrung also die damaligen Grundvoraussetzungen berücksichtigen. Alles in allem sollte sich dann schon feststellen lassen, ob fahrlässig gehandelt wurde, ob es eine Mitschuld gibt und wenn ja, wer diese zu verantworten hat.
GrinningMouth schrieb:Du nicht; andere hier allerdings schon. Und ein Journalist, der so ein Interview veröffentlich, suggeriert und befördert den Eindruck einer Verschwörung ebenfalls. Das läßt sich doch nicht abstreiten.
Das will ich nicht bestreiten. Es gibt auch Menschen, die sich zur Abwehr von sog. "Chemtrails" zusammengeschusterten Hausmüll in den Garten stellen und das "Chembuster" nennen. Die echten "hardcore-VTler" wird es immer geben und man wird sie nie überzeugen. Doch oftmals wird ein kritischer Blick auch viel zu früh als VT abgetan. Manchmal lohnt aber der genauere Blick. Gerade wenn es um komplizierte Sachverhalte und Präzedenzfälle geht. Aber ich bin definitiv kein Freund von haltlosen Behauptungen. Da müssen Leute mit expertise ran.