Vermisstenfall Paul Burdach aus Rathenow
13.02.2025 um 20:49
Ich bin vor kurzem zufällig auf den Vermisstenfall Burdach aufgrund des Hinweises eines YouTubers gestossen, der den Fall demnächst in seinen Live-Chats vorstellen will. Da ich von dem Fall noch nie etwas gehört habe, habe ich versucht, ein paar Informationen zu finden - und ich bin überrascht, dass die Informationen, die man im Netz finden kann, kaum etwas hergeben. Man kann sich von der Persönlichkeit des jungen Mannes überhaupt kein Bild machen.
Das ist völlig anders als bei vielen anderen Vermissten-Fällen, in denen die Angehörigen oft ganz gezielt viele persönliche Dinge bekannt machen, um das Interesse der Öffentlichkeit an dem Fall aufrecht zu erhalten und um eventuell wertvolle Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen. Ein besonders krasser Fall ist das Verschwinden von Rebecca Reusch vor sechs Jahren, der sich sehr schnell in eine endlose Soap Opera verwandelte! Ich frage mich, ob man im Fall Paul Burdach ganz bewusst einen anderen Weg gegangen ist. Es ist jedenfalls interessant, dass die Detektei, die Pauls Mutter mit Recherchen beauftragt hat, dieselbe Firma ist, die in den letzten beiden Wochen für erhebliche Schlagzeilen gesorgt hat, weil sie ein Video mit spektakulären und bisher nicht öffentlich bekannten Aussagen einer jungen Frau präsentierte. Sie sagte, dass sie eine sehr enge gleichaltrige Freundin Rebeccas gewesen sei und viele Einblicke in Rebeccas Leben hatte, die sie der Polizei kurz, nach dem Rebecca verschwand, auch mitgeteilt habe. Bei der Firma handelt es sich um die Detektei Trovato, die vor einigen Jahren an einer RTL-Fernsehserie mitwirkte. Im Fall von Paul Burdach wurde das Rampenlicht aber nicht ständig gesucht.
Zu viel Medienpräsenz kann auch kontraproduktiv sein. Es ist möglich, dass die polizeilichen Ermittlungen behindert werden, da Unmengen von Hinweisen nachgegangen werden muss, von denen vielleicht nur wenige nützlich sind. Und wichtige Zeugen trauen sich eventuell nicht, auszusagen, weil sie sich vor den Reaktionen der Öffentlichkeit fürchten und Angst haben, dass sich ihr Leben völlig verändern könnte. Andererseits haben viele Angehörige offenbar den Eindruck, dass die polizeilichen Ermittlungen nicht ausreichen. Diese Befürchtungen können durchaus berechtigt sein, denn die offiziellen Ermittler/innen können sich ja nicht ausschliesslich um einen einzigen Fall kümmern, und kleine Polizeireviere können überfordert sein. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass vermisste Personen, die erwachsen sind, manchmal freiwillig ihr altes Leben hinter sich lassen wollen. So lange sie dabei keine Straftaten begehen, ist das ihr gutes Recht, und solange es keine Hinweise gibt, dass die vermissten Personen gegen ihren Willen irgendwo festgehalten werden, oder dass sie nicht mehr am Leben sind, sind den polizeilichen Ermittlungen gewisse Grenzen gesetzt. Privatdetektive haben da grössere Freiheiten.
Ich frage mich, warum die Polizei im Fall von Paul Burdach mittlerweile von einem Tötungsdelikt ausgeht. lch habe zumindest nichts gefunden, was eindeutig darauf hinweist. Das Argument, dass Paul niemals seine geliebte Katze unversorgt zurücklassen würde, schliesst mMn nicht hundertprozentig aus, dass Paul freiwillig verschwunden ist. Denn er wusste ja, dass seine Mutter einen Schlüssel zu seiner Wohnung hatte, und dass sie, wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn herstellen konnte, sehr schnell nach dem Rechten sehen und sich dann gut um die Katze kümmern würde. Es gibt immer wieder Menschen, die keinerlei Anzeichen zeigen oder irgendwelche Indizien hinterlassen, und dann trotzdem verschwinden! Daher ist die Tatsache dass Paul eine Erledigungsliste gemacht hatte, die seine Mutter in Pauls Wohnung fand, auch kein schlüssiger Beweis.
Petra P. aus Braunschweig war 31 Jahre lang verschwunden, und sie schaffte es irgendwie, keinerlei Spuren ihrer Existenz zu hinterlassen. Sie war schon lange für tot erklärt worden, als sie schliesslich in Düsseldorf rein zuffällig identifiziert wurde, weil die Polizei einen Wohnungseinbruch untersuchte. Im Fall von Inka Köntges, die im Sommer 2001 in Hannover auf dem Weg zur Arbeit mit ihrem Fahrrad verschwand, weiss man bis heute nicht, ob sie freiwillig untertauchte oder einem Verbrechen zum Opfer fiel. Es wird heutzutage im EU-Bereich allerdings immer schwieriger, komplett zu verschwinden und unterzutauchen. Aber es passiert trotzdem hin und wieder.
Im Fall von Paul Burdach ist es durchaus möglich, dass die Polizei interne Informationen hat, die auf ein Tötungsdelikt hinweisen. Die polizeilichen Ermittler/innen sind nicht verpflichtet, den genauen Stand ihrer Ermittlungen öffentlich zu machen. Manches muss gezielt unter Verschluss bleiben, damit man Personen, die sogenanntes Täterwissen haben, identifizieren kann.
lch wünsche es der Familie, dass der Fall irgendwann aufgeklärt wird!