Mordfall Kezhia H.

Interested schrieb:Bauernschläue! Aufregung, Adrenalin.

...das würde ggf. auch seine (mutmaßliche) Rumeierei erklären, bzgl. der Angaben, dass er mit Kezhia noch nach WOB gefahren sei (an einem Samstag?!). Das GPS vergisst er völlig, aber in Bezug aufs Handy könnte er ja noch nachträglich den Gedanken hinbekommen haben, dass es geortet werden kann. Also muss er sich ne Legende einfallen lassen, warum ihr Handy an dem Tag im LK GF war. Würde aber auch wiederum irgendwie nahelegen, dass er das Handy schlichtweg zu spät aufm Schirm hatte, oder?

traces schrieb:Würde aber auch wiederum irgendwie nahelegen, dass er das Handy schlichtweg zu spät aufm Schirm hatte, oder?

Ja, durchaus. Ich meine vom Adrenalin mal ganz zu schweigen, dass das Hauptaugenmerk darauf lag, die Leiche loszuwerden und da durchaus solche Fehler passieren können. Oder aber bewusst das Handy im Wissen um Ortung in Richtung GF angelassen. Ich glaube tatsächlich, dass er das GPS seines Transporters absolut nicht auf dem Schirm hatte. So Art Betriebsblindheit.

@Interested
...ich merke eh, dass ich da nen Bias habe ;) Es fällt mir schwer, ihm solche Planung zu unterstellen, weil das, was von ihm bekannt ist, vor (sorry) Dummheit strotzt. Von der Monstrosität der Tat mal zu schweigen.

@traces
Ja, aber irgendwie passt es, weil man ihm ja doch auf die Schliche gekommen ist, er das nie zuende gedacht zu haben scheint, sondern von Etappe zu Etappe mit großen Fehlerquellen.
Großartiges Umfeld, in dem er sich reflektieren konnte, scheint nicht vorhanden. Wenn so einer also mit sich die schlauste Kerze ist...die Tour kann auch zum "Runterkommen" genutzt worden sein. Ein inneres Hadern, Abfindenmüssen, es wirklich getan zu haben und mit der Nummer durchzukommen.
Bin gespannt, ob und wann er einknickt.

Interested schrieb:Ja, aber irgendwie passt es, weil man ihm ja doch auf die Schliche gekommen ist, er das nie zuende gedacht zu haben scheint, sondern von Etappe zu Etappe mit großen Fehlerquellen.
Großartiges Umfeld, in dem er sich reflektieren konnte, scheint nicht vorhanden. Wenn so einer also mit sich die schlauste Kerze ist...

Word!

Interested schrieb:Bin gespannt, ob und wann er einknickt.

Ich würde nen heißen Tipp abgeben: dann wenn die Anklage doch auf Mord lauten würde. Dann dürfte die helle Kerze auf der Torte das Bedürfnis haben, alle wissen zu lassen, dass er in Wahrheit das Opfer ist. So ähnlich hat es ja ein Mörder aus Regensburg auch gemacht, der seinen Auswei... äh... Spaten am Fundort vergessen hatte.

@inala
@18022020
Es ist unplausibel, warum man bei recht klarer Sachlage fernliegende Szenarien in Betracht ziehen muss, statt sich zunächst mit dem Naheliegenden zu beschäftigen. Das fällt bei sämtlichen Fällen immer wieder auf: Es gibt eine Spurenlage, die zum TV führt, der mit dem Opfer sprichwörtlich in direkter Beziehung stand und der - wie es der Infostand aktuell andeutet - nach eigener Aussage der Letzte gewesen sein dürfte, der das Opfer lebend sah. Und dann gibt es einen großen unbekannten Dritten, von dem weder klar ist, wer das sein soll, ob es ihn gibt, welches Motiv er haben sollte. Wundert mich einfach nur.

Interested schrieb:Mir ging es darum, dass die Stiche - von denen wir ja gar nicht wissen, wo und wie gesetzt - ich kann also total danebenliegen, auch in der Vielzahl, großtmögliche Wut ausdrücken. Nicht aber zwangsläufig todesursächlich, wie man annehmen könnte. Ist nur so ein Gedanke.

Da meine Reply darauf als "Chat" gelöscht wurde, führe ich meine Reply nochmal ausführlicher aus:
Diesen Punkt im Zitat sollten wir im Hinterkopf behalten, denn tatsächlich ist gut möglich, dass die Stiche nicht die todesursächlichen Verletzungen waren. Je nachdem, welche Funktion sie hatten und ob sie todesursächlich waren oder nicht, verändert das mitunter die anzunehmenden Szenen und Motive. Daher Danke nochmal an @Interested für diesen Aspekt.

@traces
@Interested

Das war ein sehr interessanter Gedankenaustausch, den Ihr gestern Abend hattet, auch die Hypothese zu gefahrenen Strecken Beitrag von traces (Seite 34).

Es gibt meines Wissens keine uns bekannte Angabe der Mutter, wann Kezhia am Samstag das Elternhaus verlassen hat, oder? Wir wissen von einem Mittagessen, aber die Gewohnheiten sind sehr unterschiedlich. Ich denke immer wieder über die kurze Zeitspanne zwischen der Bushaltestelle und der letzten Handyortung ca. 30 Autominuten entfernt nach. Offensichtlich hatte sie an jenem Samstag auch fußballfrei, das muss ja auch einen Grund gehabt haben. Hat sie sich den Samstag für eine eventuelle Aussprache freigehalten? Wenn ja, dann war das Thema wahrscheinlich nicht sehr belastend, denn sie erschien der Mutter normal, als sie ging. Jedenfalls frage ich mich, wie eine Situation in so kurzer Zeit derartig eskalieren kann.

JamesRockford schrieb:Es gibt meines Wissens keine uns bekannte Angabe der Mutter, wann Kezhia am Samstag das Elternhaus verlassen hat, oder?

@JamesRockford

Es hieß in den hier verlinkten Artikeln immer, dass sie so um 13 Uhr herum an der Bushaltestelle abgeholt wurde. Demnach gibt es ne Zeitspanne von ca. 1,5 Std. bis zum Ausschalten des Handys.
Die Mutter gab ja an, dass sie Sonntag wohl noch versucht hätte, Kezhia zu erreichen, für ein gemeinsames Abendbrot, bevor es in den Urlaub ging - dann aber selbst begründet mit, dass das Paar wohl seine Ruhe haben wollte, aber es sehr ungewöhnlich für K. wäre, das Handy auszuschalten. Und bei der Handyaffinität der meisten, gehe ich auch davon aus, dass es nicht freiwillig geschah.

Also da hat der TV tatsächlich alles sehr genau geplant und sicher auch gemeint, damit davon zu kommen.
Ich meine, wer hebt sowas einfach mal so aus?:
"drei Meter lang, drei Meter breit, zweieinhalb Meter tief. " war das von ihm ausgehobene "Grab".
In 1,70m (!!!) Tiefe fand man zuerst ihren Fuß. Später weiter Teile.
Quelle: https://www.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/mord-in-diesem-loch-war-kezhias-19-leiche-verscharrt-83639356.bild.html

Wenn da nicht die anderen Daten (Firmenauto, Handy etc.) zum Fundort geführt hätten, wäre Kezhia noch in 50 Jahren nur eine von vielen vermissten Personen.

Allein dieser Aufwand, um ihre Leiche verschwinden zu lassen zeugt für mich von einem sehr hohen kriminellen Potential. Gut, dass er damit nicht durchgekommen ist.

Es gibt einen neuen Beitrag, der soweit nicht allzu viel Neues beinhaltet. Der TV hat noch immer kein Geständnis abgelegt und sich auch bislang nicht weiter zum Sachverhalt eingelassen. Für diejenigen, die der Pol einseitige Ermittlungen unterstellten bzw., das Umfeld des TV außer Acht zu lassen, gibt der Artikel noch eine beruhigende Info her: "keine weitere Festnahme im Umfeld". Morgen findet wohl der offizielle Abschied in einer Trauerhalle statt:

https://www.az-online.de/altmark/kloetze/immer-noch-kein-gestaendnis-im-fall-kezhia-aus-kloetze-92297764.html

Hier ein weiterer aktueller Artikel mit der Traueranzeige für Kezhia:

https://www.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/kloetze-schiedsrichterin-ermordet-trauerfeier-fuer-getoetete-kezhia-84022042.bild.html

Ich hoffe wirklich, dass die arme Kezhia jetzt an einem besseren Ort ist. Der mutmaßliche Täter ist mMn praktisch überführt und ist nicht durchgekommen. Jetzt hoffe ich auf ein passendes Urteil.

Slaterator schrieb:Ich hoffe wirklich, dass die arme Kezhia jetzt an einem besseren Ort ist.

An einem besseren Ort? Sie ist tot. Weiß nicht, was ďa jetzt besser sein soll.

sooma schrieb:An einem besseren Ort? Sie ist tot. Weiß nicht, was ďa jetzt besser sein soll.

Das ist eine philosophische Frage.
Es gibt Weltanschauungen, in denen ein Leben nach dem Tod vorkommt oder der Aufenthalt auf der Erde nur vorübergehend ist. Oft wird an einen paradiesischen Zustand nach dem Tod geglaubt.
Gehört zwar nicht hierher, sollte man aber wissen und tolerieren.

traces schrieb am 04.05.2023:Das GPS vergisst er völlig, aber in Bezug aufs Handy könnte er ja noch nachträglich den Gedanken hinbekommen haben, dass es geortet werden kann.

Nur zu einer Sache am Rande.

So einfach war es nicht. Es war kein GPS-Tracker. Es war schlicht und einfach ein digitaler Fahrtenschreiber, der Geschwindigkeit und Zeit aufnahm.

https://www.stern.de/gesellschaft/tote-kezhia--wie-die-polizei-ihrem-tatverdaechtigen-freund-auf-die-spur-kam-33399090.html

Daraus rekonstruierte Institut für angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) an der niedersächsischen Jade-Hochschule programmunterstützt die wahrscheinliche Wegstrecke. Es war jedoch recht viel zusätzliche Plausibiltätsüberlegungen notwendig. Außerdem wurden Sichtungen des Fahrzeuges durch Zeugen und der sichere Endpunkt der Fahrt mit berücksichtigt. Das wurde im letzten c't-Magazin (leider nur ein Pay-Artikel) etwas näher erläutert.

Wahrscheinlich hat der Verdächtige eine solche Rekonstruktion nicht für möglich gehalten (dürfte auch das erste Mal angewendet worden sein) oder er war von seinem Arbeitgeber von der Aufzeichnung nicht informiert worden. Als Informatiker bin ich immer an den Fällen interessiert, wo solche neuen Informatik-lastigen Methoden mit zur Lösung des Falles beitragen (wie auch dem Badewannenunfall).

Lento schrieb:Nur zu einer Sache am Rande.

So einfach war es nicht. Es war kein GPS-Tracker. Es war schlicht und einfach ein digitaler Fahrtenschreiber, der Geschwindigkeit und Zeit aufnahm.

Zum digitalen Fahrtenschreiber habe ich bereits am 22.04.2023 einen Beitrag im Fall Kezhia geschrieben.
Der Fahrtenschreiber ist auch unter den Namen DTCO 1381 od. einfach auch als Kontrollgerät bekannt !
Die Bezeichnung Kontroll / Aufzeichnungsgerät trägt er allerdings nicht ganz ohne Grund.

Im Anhang ist ein solches Gerät sichtbar

Dateianhang: digitaler-fahrtenschreiber.pdf (553 KB)

Die StA Stendal hat nun Anklage wegen Mordes gegen den Tatverdächtigen erhoben. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest, das Landgericht Stendal wird zunächst die Eröffnung des Hauptverfahrens prüfen.

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/kloetze-kezhia-tod-anklage-100.html

Nach Angaben des Landgerichts Stendal wurde im Mordfall der im Mai 2023 getöteten Kezhia H. (†19) am heutigen Dienstag die Anklage gegen ihren Ex-Freund Tino B. (42) zugelassen.

Prozessauftakt soll im September sein.

https://www.tag24.de/justiz/gerichtsprozesse-sachsen-anhalt/mordfall-kezhia-19-hauptverfahren-eroeffnet-prozessauftakt-im-september-2930969

Spürnase62 schrieb:Nach Angaben des Landgerichts Stendal wurde im Mordfall der im Mai 2023 getöteten Kezhia H. (†19) am heutigen Dienstag die Anklage gegen ihren Ex-Freund Tino B. (42) zugelassen.

Prozessauftakt soll im September sein.

Ich habe gerade den dazugesetzten Link gelesen,
habe diesen Fall komplett verfolgt und bin entsetzt
über diese Kaltblütigkeit der Tat.
Einige Begebenheiten sind für mich neu,
leider geht nicht hervor in wie weit der Tatverdächtige
ausgesagt hat, denn irgendwie müssen die Ermittler ja
zu der Schlussfolgerung und den Ablauf gekommen sein.

edit.

Doppelt.

Spürnase62 schrieb:Prozessauftakt soll im September sein.

Weiter unten, unter der Werbung steht:

Das Strafverfahren beginnt am Dienstag, 19. September 2023, um 9 Uhr.

Der hier geschilderte Tatverlauf:

Der Angeklagte soll ... in einem Lieferwagen in einen Wald zwischen Hoitlingen und Jembke gefahren sein. Dort soll es zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gekommen sein, in dessen Verlauf oder unmittelbar danach der Angeklagte seinem Opfer mit einem messerähnlichen Gegenstand völlig überraschend 32 Stichverletzungen im vorderen Brustkorb und mittleren Oberbauch zugefügt haben soll.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Kezhia aufgrund der Verletzungen innerhalb weniger Minuten an Herzkreislaufversagen und Blutverlust gestorben ist.

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/kloetze-kezhia-tod-anklage-zugelassen-prozessbeginn-100.html

macht einen sprach- und fassungslos.