Spurlos verschwunden - Was geschah mit Herbert Gall?

Ich habe den ersten Teil des Podcast auch angehört. Und ich muss sagen, dass hier vielleicht doch versucht wird, eine künstliche Spannung zu erzeugen.
Dies war schon im Fall Christine Schwarz so. Wo dann im zweiten Teil doch klar war, dass es sich um einen Suizid handelte.

Ich gehe hier ganz klar von einem Unfall aus. Es spricht mehr dafür als dagegen.
Ich kann auch ehrlich gesagt nicht verstehen, warum man Herrn Gall alleine "raus" gelassen hat.

Laserline schrieb:Ich kann auch ehrlich gesagt nicht verstehen, warum man Herrn Gall alleine "raus" gelassen hat.

Nun ja, im Podcast wurde, glaube ich, auch gesagt, dass ein Pflegeheim kein Gefängnis ist. Ich kenne die gesetzliche Lage in Österreich nicht, aber man wird kaum eine Handhabe haben, jemandem das Verlassen des Hauses zu untersagen, wenn er das möchte. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es für jemanden, der in so einer Einrichtung leben muss, das letzte Stück verbliebener Freiheit ist, ab und zu auch mal das Gelände verlassen zu können.

Man hätte dem Mann einen Notruf zum Umhängen mitgeben können. So etwas gibt es mit SIM-Karte zu kaufen und ließe sich im eingeschalteten Zustand auch über die Mobilfunkmasten notfalls orten. Aber auch das setzt das Einverständnis des Bewohners und dessen Mitwirkung voraus - dass er das Gerät auch wirklich trägt und nicht unterwegs ausschaltet.

Laserline schrieb:Ich kann auch ehrlich gesagt nicht verstehen, warum man Herrn Gall alleine "raus" gelassen hat.

Seine Einschränkungen werden nicht so schlimm gewesen sein, dass man ihn daran hindern musste. Man kann ja niemanden, egal wie die genaue gesetzliche Regelung ist, "einsperren" wenn es dafür keinen triftigen Grund gibt. Und solange Herr Gall nicht schon öfter "weggelaufen" ist und nicht mehr heimgefunden hat, kann man das nun mal nicht. Er wird wahrscheinlich sogar einer der weniger eingeschränkten Bewohner dort gewesen sein, wenn man den Berichten glauben darf: Nicht in der Lage, völlig alleine zu leben, aber eben auch nicht auf permanente Hilfe und Überwachung angewesen.

Natürlich sind Pflegeheime keine Gefängnisse. Ich finde es halt etwas verantwortungslos, wenn er Schwindelanfälle hatte, ihn alleine laufen zu lassen. Es war ja ein See und Berge in unmittelbarer Nähe.
Aber ja, wir können nicht über seinen genauen Gesundheitszustand urteilen.

Laserline schrieb:Dies war schon im Fall Christine Schwarz so. Wo dann im zweiten Teil doch klar war, dass es sich um einen Suizid handelte.

Wieso ist das klar? Christine Schwarz ist nach wie vor vermisst.

Kokolores82 schrieb:Wieso ist das klar?

Sie hat sich im Internet über Suizid informiert. Und eine kleine Botschaft hinterlassen. Dass es aussichtslos ist.

brigittsche schrieb am 25.04.2022:Man konnte aber keinen Anruf auf seinem Handy feststellen, das hat man ja nach seinem Verschwinden überprüft.

Am 18.8. lief übrigens Aktenzeichen, zwar nicht mit dem Thema "falsche Polizisten", aber es ging um Anrufe wegen Microsoft Betrug. Auf falsche Polizisten wurde aber auch hingewiesen bei der Gelegenheit, glaube ich. Vielleicht hat er sich in den Filmfall so reinversetzt, dass er dachte, sie hätten ihn angerufen?

enidan17 schrieb:ielleicht hat er sich in den Filmfall so reinversetzt, dass er dachte, sie hätten ihn angerufen?

Könnte schon sein, dass er irgendwo (muss ja nicht Aktenzeichen XY gewesen sein) etwas von diesem Trick gehört hatte und/oder davor gewarnt wurde und sich dann "eingebildet" hat, dass es ihm selbst passiert wäre.

Aber dazu müsste man mehr über seine Erkrankung wissen und wie sie sich äußert - also, ob so etwas möglich oder zumindest wahrscheinlich ist.

enidan17 schrieb:Vielleicht hat er sich in den Filmfall so reinversetzt, dass er dachte, sie hätten ihn angerufen?

Dann hielte ich es schon für wahrscheinlicher bzw. nachvollziehbarer, diese 'Microsoft-Betrüger' hätten ihn tatsächlich angerufen, so wie es in AzXY beispielhaft dargestellt wurde. Er soll sich ja Bilder an seinem Notebook angeschaut haben, verfügte also über ein Gerät, das mit hoher Wahrscheinlichkeit unter MS Windows lief (wenn es kein MacBook oder Chromebook war).

Nachdem HG keine Bankomatkarte/ec-Karte mehr hatte und desgleichen vermutlich auch keine Kreditkarte, könnten die Täter von ihm verlangt haben, PaySafe-Karten, Amazon-Gutscheine oder ähnliches zu besorgen, was ihn zum Verlassen des Hauses gezwungen hat.

Man darf nicht unterschätzen, was so ein tragbarer Computer für den Mann für eine Bedeutung gehabt haben mag, wenn er damit Bilder anschauen und sich über das Leben draußen informieren konnte.

sallomaeander schrieb:Dann hielte ich es schon für wahrscheinlicher bzw. nachvollziehbarer, diese 'Microsoft-Betrüger' hätten ihn tatsächlich angerufen, so wie es in AzXY beispielhaft dargestellt wurde.

Aber dann hätte man den Anruf doch nachweisen können und ich traue es ihm in seinem Alter/Gesundheitszustand nicht zu, dass er den Anruf aus der Liste löscht. Außerdem könnte die Polizeitechniker das vermutlich trotzdem nachvollziehen.

Ich kannte mal einen mit HOPS (auch wenn jedes HOPS anders ist) in ähnlichem Alter und der hätte das nie geschafft (wenn es damals schon solche Handys gegeben hätte).

enidan17 schrieb:Außerdem könnte die Polizeitechniker das vermutlich trotzdem nachvollziehen.

Was den Computer anbetrifft, funktioniert dieser 'Microsoft-Betrug' ja, indem das Opfer dem Täter Fernzugriff auf seinen Rechner gewährt - und wer den hat, ist womöglich auch in der Lage, anschließend seine Spuren auf dem PC des Opfers zu verwischen. Dass der Anruf auf dem Handy oder auch Zimmertelefon verschleiert werden konnte, oder die Anrufliste gelöscht wurde, halte ich aber auch für unwahrscheinlich.

Wenn HG kein oder nicht viel Geld hatte, wird er auch keine PaySafe-Karten o.ä. zu kaufen in der Lage gewesen sein.

Insofern ist es schon recht unwahrscheinlich, dass er am Haken von irgendwelchen Kriminellen war - er kam ja an keine Geldsummen heran, die ihn als Opfer interessant gemacht hätten.

Wie hier bereits geschrieben dachte ich mir beim hören des Podcasts bereits - was heißt Handy ausgewertet? Einmal entsperrt und die Anrufliste angeschaut? Oder doch die Daten des Netzbetreibers eingeholt. ich glaube den Anruf gab es auf jeden Fall und offensichtlich kam er nicht von der Polizei. Aber diese Betrugsmaschen laufen doch nicht so dass Zahlungsverweigerer umgebracht werden. Also selbst wenn es tatsächlich Trickbetrüger wären sehe ich einen Zusammenhang mit dem verschwinden als relativ unwahrscheinlich. Interessant ist es auch dass soweit ich mich erinnere er ja dabei gesehen wurde wie er auf dem Parkplatz auf jemanden gewartet hat? Das ist mal wieder so ein Fall wo alles möglich ist vom Unfall bishin zur Straftat. Aber wo bleibt die leichte sollte er verunfallt sein. Er wird ja kaum in die Wälder gelaufen sein in der Nähe wo er dann verunglückte? Zumal er nur ca 1h Zeit hatte bis zum anstehenden Kaffee und Kuchen und sowas verpasst man als Bewohner eines solchen Heims doch nicht gerne nicht wahr?

infostream schrieb:Wie hier bereits geschrieben dachte ich mir beim hören des Podcasts bereits - was heißt Handy ausgewertet? Einmal entsperrt und die Anrufliste angeschaut? Oder doch die Daten des Netzbetreibers eingeholt. ich glaube den Anruf gab es auf jeden Fall und offensichtlich kam er nicht von der Polizei.

Also ich glaube mal nicht, dass die Polizei so blöd ist und technisch nicht wirklich alles überprüft hat, bevor sie sagt, dass es den Anruf nicht gab. Und zwar gab im Sinne von: "Es hat niemand angerufen" und nicht blos im Sinne von "Es war nicht die Polizei!".

brigittsche schrieb:und technisch nicht wirklich alles überprüft hat, bevor sie sagt, dass es den Anruf nicht gab. Und zwar gab im Sinne von: "Es hat niemand angerufen" und nicht blos im Sinne von "Es war nicht die Polizei!".

Davon darf man ausgehen. Ich möchte aber erwähnen, dass es anscheinend auch Varianten des "Microsoft-Betruges" ohne Verwendung des Telefons zu geben scheint:

Oft sprechen die Anrufer Englisch oder gebrochenes Deutsch. Die falschen Support-Mitarbeiter versuchen, ihre Opfer am Telefon zu überreden, unter ihrer Anleitung bestimmte Schritte am PC auszuführen. Zusätzlich zu den Fake-Anrufen nutzen die Betrüger heute aber auch vermehrt E-Mails, infizierte Webseiten und Pop-ups.

Quelle: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/vertraege-reklamation/abzocke/warnung-abzocke-durch-angebliche-microsoftmitarbeiter-24641, Hervorhebungen wie im Original

Das hieße, dass statt eines "Anrufs" auch eine Mail , ein plötzlich auftauchendes "Hinweisfenster" oder ähnliches das Opfer einer solchen Attacke angeprochen haben kann. Wenn dann die Betrüger noch "Bezahlung" in Form von irgendwelchen Wert- oder Gutscheinkarten, die es in jeder Tankstelle gibt, gefordert hätten, und dies HG zum Verlassen seiner Einrichtung motiviert hätte, würde alles ins Bild passen, zumal die Betrüger ihre Spuren auf dem PC, wie ich schon eimal schrieb, anschließend hätten verwischen können. Da sie ja Fernzugriff hatten.

Warum er dann aber auf dem Weg zu einer Tankstelle o.ä. verschwunden wäre, erklärt sich dadurch freilich nicht. Und, wie ebenfalls bereits gesagt, verfügte HG wohl auch gar nicht über entsprechende Barschaften. Aber wer weiß, vielleicht hatte er irgendwo einen Schein für Notfälle?

Aber vergessen wir nicht, die ganze Sache mit dem "Microsoft-Betrug" ist nur eine ziemlich wackelige Hypothese, für die wir keinerlei Belege haben.

sallomaeander schrieb:Das hieße, dass statt eines "Anrufs" auch eine Mail , ein plötzlich auftauchendes "Hinweisfenster" oder ähnliches das Opfer einer solchen Attacke angeprochen haben kann

Nun ja, er hat seiner Frau erzählt, es hätte jemand angerufen. Nichts anderes. Und wie Du selbst schreibst:

sallomaeander schrieb:Aber vergessen wir nicht, die ganze Sache mit dem "Microsoft-Betrug" ist nur eine ziemlich wackelige Hypothese, für die wir keinerlei Belege haben.

Und mal ganz abgesehen davon: Wieso sollte ein solcher Betrugsversuch, sofern er denn überhaupt stattgefunden hat, dann am Ende zu einem Mord führen? Das macht do alles gar keinen Sinn, denn ein Opfer (von dem wir nicht mal wissen, ob es überhaupt noch Zugriff auf irgendwelche Konten gehabt hätte, ob es überhaupt mehr als ein Taschengeld zur Verfügung hatte um die von Dir erwähnten Karten zu kaufen....) umzubringen, ist doch blöd. Wer tot ist, zahlt doch mal gerade gar nichts mehr.

brigittsche schrieb:Nun ja, er hat seiner Frau erzählt, es hätte jemand angerufen. Nichts anderes.

Wenn da plötzlich am Laptop ein Pop-Up-Fenster aufgeht und ein vorgeblicher Microsoft-Mitarbeiter auf dem Schirm erscheint, könnte HG schon von einem "Anruf" gesprochen haben - weil ihm für so einen Vorgang vielleicht keine geeignetere Vokabel zur Verfügung stand. Vielleicht kannte er ja auch Skype oder andere Dienste, die für ihn einfach "Telefon mit Bild" darstellten.

Aber es ist richtig, als Opfer hätte HG aus Tätersicht nicht viel Sinn ergeben. Das setzt nämlich voraus, dass ihn die Täter für vermögend gehalten hätten und HG zugleich geglaubt hätte, den Anweisungen Folge leisten zu müssen und/oder zu können.

Unwahrscheinlich.

Es geht auch nicht so sehr um die Frage, ob die Betrüger daran Interesse gehabt haben können, ihm etwas anzutun. Sondern den Grund heraus zu finden, warum HG überhaupt die Einrichtung verließ.

Danach kann ja wirklich ein Unfall passiert sein, der mit dem versuchten Betrug in keinem Zusammenhang steht.

Aber im Grunde ist das alles Spekulation.

Hat er auf seinem Zimmer überhaupt Internet gehabt? Ich bin davon ausgegangen, er hat den Laptop nur zum Fotos schauen.

infostream schrieb:Er wird ja kaum in die Wälder gelaufen sein in der Nähe wo er dann verunglückte? Zumal er nur ca 1h Zeit hatte bis zum anstehenden Kaffee und Kuchen und sowas verpasst man als Bewohner eines solchen Heims doch nicht gerne nicht wahr?

Ach nein?
Schließt du im Ernst aus, dass der Vermisste nach dem Mittagessen in die Wälder gelaufen sein könnte (und z.B. an einer abgelegenen Stelle verunglückt ist, so dass bis heute keine Leiche gefunden wurde), weil es um 15 Uhr im Heim ja schon wieder Kaffee und Kuchen gab?
Spannende Argumentation...

sallomaeander schrieb:Wenn da plötzlich am Laptop ein Pop-Up-Fenster aufgeht und ein vorgeblicher Microsoft-Mitarbeiter auf dem Schirm erscheint, könnte HG schon von einem "Anruf" gesprochen haben - weil ihm für so einen Vorgang vielleicht keine geeignetere Vokabel zur Verfügung stand. Vielleicht kannte er ja auch Skype oder andere Dienste, die für ihn einfach "Telefon mit Bild" darstellten.

Mehr an inhaltlicher Verrenkung geht ja kaum noch...
Schon mal darüber nachgedacht, eine irrige Theorie einfach mal zurückzuziehen anstatt immer weitere, noch absurder werdende Erklärungsversuche nachzuschieben?

@Kielius Die Mahlzeiten oder generell das Essen spielen unter den Bewohnern derartiger Einrichtungen eine herausragende Rolle:

«Wenn man älter wird, lassen Dinge wie Sex nach, dafür wird gutes Essen immer wichtiger. Essen ist die Erotik des Alters. Bei mir jedenfalls ist das so.»

Quelle: https://www.nzz.ch/articleF1U3C-ld.1110107

Wer wegen eines Ausflugs oder eines externen Termins die Essenszeiten nicht einzuhalten in der Lage ist, bekommt in derartigen Einrichtungen auch schon mal ein Essenspaket mit. Aber eine Mahlzeit komplett versäumen tut dort niemand gern.

Zu der Sache mit dem Microsoft-Betrug hatte ich selbst geschrieben:

sallomaeander schrieb:Unwahrscheinlich.

Ich versuche nur, einen behaupteten, aber nicht nachweisbaren "Anruf" zu erklären. HG wird das ja nicht geträumt haben. Vielen Älteren fehlen einfach die korrekten Begriffe für Dinge wie Videoanruf, Instant Message, WA-Nachricht, Sprachnachricht und so weiter - sogar dann, wenn sie die betreffende Gegebenheit selbst verwenden. Oder sie verwenden einen Begriff, der dem Gemeinten am nächsten kommt.

sallomaeander schrieb:Ich versuche nur, einen behaupteten, aber nicht nachweisbaren "Anruf" zu erklären. HG wird das ja nicht geträumt haben.

Halluzinationen kommen bei HOPS aber durchaus häufiger vor.