Spurlos verschwunden - Was geschah mit Herbert Gall?

Suesse_Maus schrieb:Ich habe keine Ahnung von wo diese Betrüger die Telefonnummer von den Senioren haben.

Üblicherweise durchforsten die Täter, die oft in ausländischen Callcentern sitzen, Telefonverzeichnisse nach Vornamen, die auf ein hohes Alter des Teilnehmers schließen lassen. Woher die Anrufer in diesem Fall die Nummer haben sollten, ist allerdings rätselhaft, da Handynummern meist nicht in Verzeichnissen aufgeführt sind. Ob Bewohner von Senioren-Einrichtungen in Telefon-Verzeichnissen gelistet sind, wäre noch eine Frage. Ich vermute, eher nicht.

Speziell der Name Herbert ist bei jungen Menschen sehr selten:

Herbert ist einer der häufigsten Jungennamen in Deutschland der Geburtsjahrgänge 1910 bis 1930. Seit 1955 nimmt die Popularität des Namens stark ab. Von 2006 bis 2018 wurde Herbert ungefähr 40 Mal als erster Vorname vergeben.

Quelle: https://www.beliebte-vornamen.de/5394-herbert.htm

sallomaeander schrieb:Woher die Anrufer in diesem Fall die Nummer haben sollten, ist allerdings rätselhaft, da Handynummern meist nicht in Verzeichnissen aufgeführt sind.

Die Sache mit den angeblichen Polizisten, die Herr Gall ein Mal in einem Telefonat mit seiner Frau erwähnt hat, führt nicht weiter.
Natürlich könnte man auf den ersten Blick an die bekannte Betrugs-Masche denken. Das Telefon von Herrn Gall wurde aber ausgewertet. Es konnte kein Anruf festgestellt werden.
Dass Herr Gall von einem Zeugen auf dem Parkdeck des Pflegeheims gesehen wurde und auf den Zeugen den Eindruck machte, als könnte er auf jemanden warten, besagt gar nichts. Herr Gall kann einfach dort gestanden oder einen Moment verweilt haben. Schließlich lebte er in der Heimanlage und konnte sich dort frei bewegen. Mit unbekannten Personen zusammen gesehen worden ist er jedenfalls nicht.
Das Risiko, mit einem Fahrzeug in das Parkdeck eines Pflegeheims einzufahren, würden Betrüger, die als falsche Polizisten agieren, auch nicht eingehen. Es wurde auch kein fremdes Fahrzeug auf dem Gelände gesehen.
Es gibt also keinen Beleg und noch nicht einmal einen validen Anhaltspunkt dafür, dass Herr Gall ins Visier falscher Polizisten geriet und der Betrugsversuch eskaliert sein könnte.
Diesen Ansatz kann man wohl getrost vergessen.

Zu dem Unfall den Herr Gall in 2012 hatte, findet man leider keine Zeitungsartikel.
Wobei solch schwere Unfälle immer in der örtlichen Presse erwähnt wurden.

Für mich ein besonders interessanter Fall, da ich selbst in der Nähe von Baunatal gewohnt habe, und ebenfalls nach Österreich gegangen bin.

Die wichtigste Frage die sich mir hier immer noch stellt: War Herr Gall schon zu Zeiten in Nordhessen auf Pflegeunterstützung angewiesen, oder war das seinerzeit noch nicht so, und hat sich das erst in Österreich in die Richtung entwickelt, dass er in ein Seniorenheim aufgenommen werden musste?

Kokolores82 schrieb:Die wichtigste Frage die sich mir hier immer noch stellt: War Herr Gall schon zu Zeiten in Nordhessen auf Pflegeunterstützung angewiesen, oder war das seinerzeit noch nicht so, und hat sich das erst in Österreich in die Richtung entwickelt, dass er in ein Seniorenheim aufgenommen werden musste?

Ob der Unfall von Herrn Gall 2012 in der Zeitung stand, denkbar ist das. Aber nicht jeder Betriebsunfall wird von der Lokalpresse aufgegriffen. Aufgrund der Schwere des Unfalls und der Verletzungen kann ich mir vorstellen, dass es damals eine Pressemeldung gab.

Dass Herr Gall bei dem Unfall eine dauerhafte schwere hirnorganische Störung (HOPS) erlitt und seither gehandicapt ist, geht aus den Berichten im Kurier, aus den darin eingebetteten Interviews mit seiner Ehefrau und dem Podcast "Dunkle Spuren" eigentlich klar hervor. Es ist den Quellen außerdem zu entnehmen, dass die Beeinträchtigungen von Herrn Gall und seine daraus resultierende Pflegebedürftigkeit im Zeitverlauf zunahmen.

Vor vielen Jahren, als er mit seiner Frau Elke noch in Deutschland lebt, arbeitet er in einem VW–Werk. 2012 kommt es dort zu einem schweren Arbeitsunfall mit einem Gabelstapler. Gall zieht sich dabei schwere Schädel-Hirn-Verletzungen zu und leidet seither unter dem Hirnorganisches Psychosyndrom, kurz HOPS, in dessen Folge es bei Erkrankten zu psychosoziale Störungen kommt. Weil Elke Gall sich ohne die Mithilfe ihres rekonvaleszenten Mannes nicht mehr um das große Haus und den Garten kümmern kann, zieht das Ehepaar wenig später aus einem Ort in der Nähe von Kassel nach Österreich – zuerst ins steirische Lachtal und dann in eine kleinere Wohnung in Bad Kleinkirchheim in Kärnten. Als er immer pflegebedürftiger wurde, entscheidet das Ehepaar gemeinsam, dass Herbert Gall in das Heim in Treffen ziehen soll.

Quelle: https://kurier.at/chronik/oesterreich/wenn-es-dunkel-wird-das-verschwinden-des-herbert-gall/401982815

Suesse_Maus schrieb:Es war der Betrug mit dem "Enkel", aber mittlerweile sind auch Fälle wo angeblich die Polizei anruft und sagt Ihr Enkel, Frau oder jemand hat Unfall gehabt und liegt im Krankenhaus und Sie müssen die Operation dringend bezahlen.Wir kommen das Geld abholen (da die Rentner oft Bargeld zu Hause haben).
Es war bei uns in TV, allerdings wohnevich nicht in AT sondern im Nachbarland.
Ich habe keine Ahnung von wo diese Betrüger die Telefonnummer von den Senioren haben.

Man konnte aber keinen Anruf auf seinem Handy feststellen, das hat man ja nach seinem Verschwinden überprüft. Und selbst wenn so ein Betrüger versucht hat, ihn zu kontaktieren: Herr Gall hatte ja weder Geld noch eine Bankkarte. Das heißt er hätte ja gar nichts zahlen können, selbst wenn er gewollt hätte. Und spätestens dann verlieren solche Betrüger ja das Interesse, weil nichts zu holen ist. Und dass er geistig so beeinträchtigt war, dass er gesagt hat, er habe Zugriff auf sein Konto oder Geld zur Hand weil er es fälschlicherweise glaubte, ist doch eher unwahrscheinlich, zumindest scheint es mir nach den Berichten nicht so gewesen zu sein dass er dermaßen beeinträchtigt war.

Kielius schrieb:Dass Herr Gall von einem Zeugen auf dem Parkdeck des Pflegeheims gesehen wurde und auf den Zeugen den Eindruck machte, als könnte er auf jemanden warten, besagt gar nichts. Herr Gall kann einfach dort gestanden oder einen Moment verweilt haben. Schließlich lebte er in der Heimanlage und konnte sich dort frei bewegen. Mit unbekannten Personen zusammen gesehen worden ist er jedenfalls nicht.
Das Risiko, mit einem Fahrzeug in das Parkdeck eines Pflegeheims einzufahren, würden Betrüger, die als falsche Polizisten agieren, auch nicht eingehen. Es wurde auch kein fremdes Fahrzeug auf dem Gelände gesehen.

Das denke ich auch, zumal ja gerade dort auch damit zu rechnen ist, dass es Kameras gibt oder zumindest mögliche Zeugen.

Kielius schrieb:Es wäre Herrn Gall ja zu wünschen, dass er seit einem Jahr irgendwo in Deutschland seinen Lebensabend verbringt.
Nur wie stellst du dir das ganz praktisch vor?

Genau, das ist ja der Punkt: Ohne Kranken- und Pflegeversicherung, wer soll die Kosten für Medikamente usw. übernehmen UND gleichzeitig auch noch die Betreuung? Denn dass Herr Gall auf Hilfe und ärztliche Betreuung angewiesen ist, steht ja fest. Das einzige, was für diese Theorie spricht, ist der angeblich geklaute Arztbrief. Aber auch dann stellt sich ja das Problem, wenn man damit zu einem Arzt geht und erklärt: "Hier, das sind die Befunde von meinem neuen Lebensgefährten/ einem Freund den ich betreue / einem Verwandten der jetzt bei mir lebt" (oder welche Geschichte auch immer man sich ausdenkt), dann wird der Arzt ja auch nicht sagen: "Ah, ok, gut, hier ist ein Rezept für die Medikamente ohne dass ich den Patienten je gesehen habe, Honorar verlange ich natürlich keins und der Apotheker wird Ihnen die Pillen natürlich kostenlos geben."

Was nun die Einbrüche in die Wohnung angeht, so bin ich mir nicht so recht sicher, was man davon halten soll. Wenn doch angeblich nur wenige Sachen weggekommen sind und auch keine besonders wertvollen: Ist es vielleicht doch ein Irrtum der Ehefrau, und die besagten Sachen sind einfach nur "verschusselt" worden?

Xiam schrieb:Herbert Galls Ehefrau ist sich sicher, dass sich eine Zeitlang jemand mit einem Nachschlüssel Zugang zu ihrer Wohnung verschafft hat und bei dieser Gelegenheit mehrere Dinge mitnahmen, deren Verschwinden ihr nicht sofort aufgefallen ist, so z.B. ihre Shakra-Steine und ein Arztbericht ihres Mannes.

Woher kann sie denn wissen, dass es eine Zeitlang passiert ist, wenn ihr das Verschwinden der Sachen erst später aufgefallen ist? Es könnte doch auch alles bei einem "Besuch" geklaut worden sein. Und: Wenn so etwas passiert, ist doch wohl das Erste was ich tue, das Schloss auszuwechseln. Diese Angabe finde ich rätselhaft.

Nachdem ich jetzt die beiden Teile des entsprechenden KURIER True Crime Podcasts im Zusammenhang gehört habe, möchte ich meine Gedanken mitteilen, die sich daraus ergeben haben. Da wir keine Transkription der Podcaste haben, muss ich mich auf meine Erinnerung beziehen.

Was mir auffällt, ist zunächst die Reiki-Anhängerschaft der Ehefrau, die ja im Zusammenhang mit den für diese Praxis anscheinend notwendigen Steine steht, die jemand unberechtigt aus der Wohnung mitgenommen haben soll.

Ich habe mich u.a. bei der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen und bei Wikipedia über Reiki informiert, und sehe da keine Ansatzpunkte, wie diese esoterische Energielehre mit dem Verschwinden des Ehemannes in Verbindung stehen könnte. Nicht einmal die EZW scheint das, bei aller Kritik aus ihrer christlichen Sicht, für eine sonderlich gefährliche Bewegung zu halten.

Wir erfahren allerdings nicht, wie der Vermisste zu dem entsprechenden Engagement seiner Gattin stand. Meinen persönlichen, nicht repräsentativen Beobachtungen zufolge, wirkt sich diese Praxis aber schon sehr auf den Alltag und die Außenwirkung der Praktizierenden aus, und wir wissen nicht, seit wann Frau G. schon dieser Lehre bzw. Praxis anhing. Möglicherweise ergaben sich daraus Konflikte, von denen wir allerdings nichts wissen.

Im ersten Podcast ist von "versperrten Kästen" die Rede, wo man ebenfalls nach HG gesucht habe - mir ist die hochdeutsche Bedeutung dieses Ausdrucks nicht klar. Ist von abgeschlossenen Schränken die Rede? Ich kenne Topfen und Schlagobers, aber was sind in Österreich "Kästen"?

Der Podcast spricht weiters von einem Sohn der Ehefrau aus einer früheren Verbindung sowie davon, dass die beiden erst vor ungefähr 20 Jahren geheiratet haben, Herbert G. aber nie eigene Kinder hatte, wohl aber selbst geschieden war. Ob sich daraus Anhaltspunkte für einen möglichen Aufenthaltsort des Vermissten ergeben?

Es ist im Podcast auch von den Hunden des Ehepaares die Rede (diese sind auch auf dem Foto zu sehen, das @Kielius hier verlinkt hat) - diese wird HG nicht in die Residenz mitnehmen gedurft haben. Ich könnte mir vorstellen, dass HG darunter gelitten hat. Sollte er freiwillig verschwunden sein, könnte ich mir auch den Wunsch vorstellen, seine Tiere zu besuchen, falls diese noch bei der Ehefrau lebten.

sallomaeander schrieb:Im ersten Podcast ist von "versperrten Kästen" die Rede, wo man ebenfalls nach HG gesucht habe - mir ist die hochdeutsche Bedeutung dieses Ausdrucks nicht klar. Ist von abgeschlossenen Schränken die Rede?

Ich kenne den Ausdruck "Kasten" oder "Kästchen" aus Österreich nur als Bezeichnung für Schrank/Schränkchen.

sallomaeander schrieb:Sollte er freiwillig verschwunden sein, könnte ich mir auch den Wunsch vorstellen, seine Tiere zu besuchen, falls diese noch bei der Ehefrau lebten.

Möglich, aber das würde ja bedeuten, dass ihm irgendetwas auf dem Weg zu der Wohnung passiert ist. Denn das wäre ja sein Zeil gewesen - "Abhauen und Untertauchen" würde ja keinen Sinn machen, weil er die Hunde dann sicher nicht mehr zu sehen bekommt.

sallomaeander schrieb:Meinen persönlichen, nicht repräsentativen Beobachtungen zufolge, wirkt sich diese Praxis aber schon sehr auf den Alltag und die Außenwirkung der Praktizierenden aus, und wir wissen nicht, seit wann Frau G. schon dieser Lehre bzw. Praxis anhing. Möglicherweise ergaben sich daraus Konflikte, von denen wir allerdings nichts wissen.

Auch möglich, aber seit dem Umzug in die Seniorenresidenz hätte er damit ja nichts mehr zu tun gehabt. Und selbst wenn er sich z. B. beklagt hätte, dass seine Frau ihn zu selten besucht, so nach dem Motto: "Jetzt fängst Du schon wieder mit Deinem Hokuspokus an und hast keine Zeit für mich!" (unwahrscheinlich, wenn die Angaben stimmen dass sie jeden Tag telefoniert und sich regelmäßig gesehen haben), dann würde Weglaufen ja auch irgendwie keinen Sinn machen - dann würde er die Frau auch nicht öfter sehen können.

brigittsche schrieb:Auch möglich, aber seit dem Umzug in die Seniorenresidenz hätte er damit ja nichts mehr zu tun gehabt.

Vielleicht indirekt. HG war ja durch die Folgen seines Arbeitsunfalls schwer gesundheitlich beeinträchtigt. Zuletzt kam ja anscheinend Schwindel hinzu, was seine Lebensqualität nochmals gemindert haben wird.

Vielleicht erhoffte er sich irgendwo anders eine bessere medizinische Behandlung seiner Leiden; Reiki dagegen wird ja von seiner Anhängerschaft bisweilen auch als bewusste Alternative zur evidenzbasierten Medizin gesehen. Also anders gesagt, die Frau sagte vielleicht, 'die tun hier alles, was möglich ist, außerdem lege ich meine Hände auf', und der Ehemann sagte, 'das hilft mir alles nichts'.

Alles aus der Sicht eines Mannes, der von HOPS betroffen ist und unter unangenehmen Schmerzen und Beeinträchtigungen leidet. Das musste sich ja in Wirklichkeit nicht so verhalten haben, mochte aber für den Vermissten Grund und Anlass genug gewesen sein, sich auf eigene Faust zu entfernen. Und vielleicht ist dabei ein Unfall passiert.

sallomaeander schrieb:HG war ja durch die Folgen seines Arbeitsunfalls schwer gesundheitlich beeinträchtigt. Zuletzt kam ja anscheinend Schwindel hinzu, was seine Lebensqualität nochmals gemindert haben wird.

Vielleicht erhoffte er sich irgendwo anders eine bessere medizinische Behandlung seiner Leiden;

Ich bin mir nicht sicher, ob die ganzen Dimensionen eines chronischen Hirnorganischen Psychosyndroms (HOPS) klar sind.
Um es ganz deutlich zu sagen, der Vermisste wurde vor zehn Jahren durch seinen Betriebsunfall in tragischer Weise zu einem Pflegefall.
Durch Schädel-Hirn-Verletzungen infolge erheblicher äußerlicher Einwirkung auf seinen Körper (Gabelstapler-Unfall) ist es zu irreparablen Schäden am Gehirn gekommen. Die damit verbundenen Beeinträchtigungen sind schwerwiegend. Aufhalten lässt sich die Erkrankung nicht. Bestenfalls ist es möglich, u.a. durch medikamentöse Therapie, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder Symptome abzumildern.
Man kann das gut mit der Entwicklung bei einer Demenzerkrankung vergleichen, was manchem Mitleser geläufiger sein mag.

Ich zitiere eine Liste, aus der ganz gut ersichtlich ist, welcher Art die Defizite sind, die ein HOPS zur Folge hat:

Symptome eines organischen Psychosyndroms können sein:

Merkfähigkeitsstörungen
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
Bewusstseinsstörungen
Orientierungsstörungen
Denkstörungen
Störungen der Psychomotorik
Antriebsstörungen
Wahnideen
Störungen der Affekte, z.B. depressive Verstimmungen oder Ängste
Veränderungen der Persönlichkeit

Quelle: https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/hirnorganisches-psychosyndrom.html

brigittsche schrieb:Was nun die Einbrüche in die Wohnung angeht, so bin ich mir nicht so recht sicher, was man davon halten soll. Wenn doch angeblich nur wenige Sachen weggekommen sind und auch keine besonders wertvollen: Ist es vielleicht doch ein Irrtum der Ehefrau, und die besagten Sachen sind einfach nur "verschusselt" worden?

Genau, die vermeintlich mit einem Nachschlüssel erfolgten Einbrüche, nach denen einzelne, ganz bestimmte Gegenstände im Haushalt gefehlt haben sollen (ein Arztbericht und ein paar esoterische Heilsteine, die für ihren Besitzer vielleicht von ideellem Wert sind, aber keinen materiellen Wert darstellen), kann man wohl bei den Überlegungen erst mal hintenanstellen. Ich persönlich würde da gar nichts drauf geben.

Da es bisher noch kein Thema war, möchte ich den Fokus gern auf die Topografie der Örtlichkeit, an der Herr Gall zuletzt gesehen wurde, lenken:

Das AHA Seniorenzentrum Julienhöhe befindet sich in Treffen am Ossiacher See und liegt unmittelbar am Fuße der wunderschönen Gerlitzen-Alpe.

Quelle: https://www.aha-gruppe.at/standorte/haus-julienhoehe/ (Archiv-Version vom 22.05.2022)

Herr Gall nahm noch am Mittagessen im Heim auf der Julienhöhe teil und wurde ab dem Kaffeetrinken vermisst. Da er trotz gründlicher Suche in der Heimanlage nicht aufgefunden werden konnte, muss er das Gelände des Heims nach dem Mittagessen verlassen haben.
Hier zwei Kartenausschnitte, die die Lage des Heims in der Julienhöhestraße der Marktgemeinde Treffen zeigen.
Die Kartenausschnitte unterscheiden sich lediglich im Maßstab.
Das Heim liegt jeweils an der mit einem roten Drachenviereck markierten Stelle.

Original anzeigen (0,2 MB)
Quelle: https://www.allmystery.de/i/mjipzb3osbgj_Webaufnahme_25-4-2022_161627_openstreetm.jpeg

Original anzeigen (0,3 MB)
Quelle: https://www.allmystery.de/i/d9tujegapppp_Webaufnahme_25-4-2022_16136_openstreetma.jpeg

Wir koennen nicht wissen, wie schwer die Auswirkungen bei H.G. tatsaechlich sind.
Ein Mensch mit Schwindelanfaellen, Orientierungslosigkeit und paranoiden Schueben sollte sich nicht wirklich unbeaufsichtigt in so einer "Wildniss" frei bewegen koennen!


:mlp:

Im Podcast wurde ja auch erwähnt, dass man HG seine Beeinträchtigung nicht direkt anmerkte bzw. ansah, und dass er in Verbindung mit seiner deutschen Mundart leicht für einen der zahlreichen Touristen in dieser landschaftlich reizvollen Gegend gehalten werden konnte.

Das birgt natürlich ein großes Potential für Missverständnisse und Konflikte mit Außenstehenden.

Sollte sein Verhalten von Menschen, die von seiner Erkrankung nichts wussten, als unangemessen empfunden worden sein, dann könnte er bei einem Menschen mit kurzer Zündschnur für eine völlig überzogene Reaktion gesorgt haben.

Also, ich stelle mir vor, er hat eine junge Frau nach dem Weg zurück zum Heim fragen wollen, und wirkte dabei vielleicht auf Außenstehende wie ein betrunkener deutscher Tourist, der Frauen auf eine blöde Weise anspricht. Und der Freund der jungen Dame meint, hier den Beschützer spielen zu müssen. Und reagiert völlig überzogen, verpasst ihm einen Schlag. Und entfernt sich dann, ohne sich um den Mann zu kümmern.

Reine Spekulation, aber man weiß nicht, wie HG auf Menschen "draußen" gewirkt hat. Vielleicht wurde er auch als aggressiv empfunden, das wäre im Rahmen seiner Erkrankung auch denkbar. Man müsste erfragen, ob es irgendwo eine Auseinandersetzung gab, bei der man glaubte, von einem deutschen Touristen belästigt worden zu sein.

Kielius schrieb:schwerwiegend

sallomaeander schrieb:seine Beeinträchtigung nicht direkt anmerkte bzw. ansah

Das ist für mich ein wichtiger Punkt, die Beeinträchtigungen, die du auflistest @Kielius KÖNNEN sein, welche genau davon vorkommen und in welcher Ausprägung wissen wir nicht.

Er war auf jeden Fall kein Pflegefall, der im Bett lag, sondern war offenbar ganz gut unterwegs und konnte sich wohl auch orientieren. Sogar am Laptop fand er sich zurecht.

Ein recht merkwürdiger Fall.

brigittsche schrieb:Wenn so etwas passiert, ist doch wohl das Erste was ich tue, das Schloss auszuwechseln. Diese Angabe finde ich rätselhaft.

Stimme Dir zu.
Es war von einem Zweit- oder nachgemachtem Schlüssel die Rede.

Da fragt man sich, wie konnten die Einbrecher an den Schlüssel kommen u. begehen eine kriminelle Tat, nur um Wertloses zu stehlen.

Der entwendete Arztbrief könnte Sinn machen, falls jemand vorhatte, Herrn Gall heimlich zu sich zu holen, was aber auch nicht wirklich glaubhaft ist, weil:

brigittsche schrieb:Ohne Kranken- und Pflegeversicherung, wer soll die Kosten für Medikamente usw. übernehmen UND gleichzeitig auch noch die Betreuung? Denn dass Herr Gall auf Hilfe und ärztliche Betreuung angewiesen ist, steht ja fest. Das einzige, was für diese Theorie spricht, ist der angeblich geklaute Arztbrief. Aber auch dann stellt sich ja das Problem, wenn man damit zu einem Arzt geht und erklärt: "Hier, das sind die Befunde von meinem neuen Lebensgefährten/ einem Freund den ich betreue / einem Verwandten der jetzt bei mir lebt" (oder welche Geschichte auch immer man sich ausdenkt), dann wird der Arzt ja auch nicht sagen: "Ah, ok, gut, hier ist ein Rezept für die Medikamente ohne dass ich den Patienten je gesehen habe, Honorar verlange ich natürlich keins und der Apotheker wird Ihnen die Pillen natürlich kostenlos geben."

Dazu kommen noch die enorme Verantwortung über das Leben des Patienten und:

Xiam schrieb:Seine Frau berichtet, ihr Mann habe ihr am Telefon von einem mysteriösen Telefonanruf einige Tage zuvor erzählt. Angeblich hätten ihn Polizisten angerufen. Über den Inhalt des Gespräches konnte sie nichts sagen, da ihr Mann ihr davon nichts erzählt hat.

Per Telefon.. hatte er wohl auf dem Zimmer, eingehende Anrufe werden nicht registriert?
Ihr Mann hatte ihr nichts davon erzählt... damit kann man sich nicht zufriedengeben oder vielleicht hielt sie das für unglaubwürdig u. hakte daher nicht nach.. hm.

Überlegungen zu dem.Anruf: die Frage ist wie sein Telefon ausgewertet ist.Ich tippe er hat nur eine Karte gehabt, falls er oder jemand der Anruf gelöscht hatte, gibt es keine Rechnung oder Möglichkeit den Anruf zu sehen.Bei einem Pauschal mit der Fakture kann der Handyanbieter die Infos nur an die Polizei geben.Der Herr ist aber noch nicht tod (erklärt) und hat seinen Anspruch auf Privatsphäre.Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Polizei die nötige Bewilligungen von Behörden geholt hat um seine Anrufe zu sehen...Oder ob nur die Anrufe in dem Handy ausgewerten sind.Ich habe gerade in AT bei einem Handyanbieter gearbeitet und ihr könnt euch nicht vorstellen welche Geschichten haben sich die Ehemänner ausgedacht um an Daten von Ehefrauen oder von Freundinnen kommen.Das dürften wir nicht...Einmal hat sogar ein Mann angerufen, dass er nicht weiss wo seine Freundin ist, und ich soll das Handy von ihr orten und ihm verraten wo sie ist...Er hat gesagt er weiss nicht ob sie in Ordnung ist, er hat Angst.um sie...ich könnte ihm trotzdem keine Infos geben und ich habe ihm gesagt er muss sich an die Polizei wenden...
Bei den Karten ohne Fakturen sieht man keine Datei mit Anrufen in Vergangenheit...
Schade, dass die Ehefrau nicht mehr gefragt hat, als er den Polizei-Anruf erwähnt hat...

Und Kasten bedeutet Schrank, das ist richtig

Ich sehe keinen sinnvollen Zusammenhang zwischen Einbruch, seltsamen Anrufen zu dem Verschwinden von Herrn Gall aus den genannten Gründen.

Ein Grund für ihn, das Parkdeck zu betreten, könnte evtl. sein, das er auf einen Heimbewohner wartete, der von Angehörigen zurückgebracht wurde?

Oder vielleicht ist die Aussicht auf die Natur schön u. er entschied sich spontan, spazieren zu gehen, obwohl sein Handy auf dem Zimmer war.

Eher unwahrscheinlich, das er entführt wurde, da fehlt mir ein klar erkennbares Motiv.

borabora schrieb:Da fragt man sich, wie konnten die Einbrecher an den Schlüssel kommen u. begehen eine kriminelle Tat, nur um Wertloses zu stehlen.

Das mit dem Schlüssel ist ja nicht unbedingt ausgeschlossen, wenn es sich z. B. um einen früheren Mieter der Wohnung gehandelt hat, der einfach einen Schlüssel für sich hat nachmachen lassen (bei Schlössern ohne Sicherheitskarte geht das bei jedem Schlüsseldienst) und ihn dann aber beim Auszug nicht abgegeben hat.

Aber wie gesagt: Ich hätte an Stelle der Frau doch sofort das Schloss (genauer: den Schließzylinder) ausgewechselt wenn ich den Verdacht gehabt hätte, dass da jemand in die Wohnung kann und nicht abgewartet, bis dann noch etwas verschwindet.

Und vor allem macht so ein Einbruch ja wirklich, die Du auch schriebst, keinen Sinn, wenn nur wertlose Dinge geklaut werden. Es wird ja wohl etwas Besseres gegeben haben (Schmuck, Uhren, Bargeld...) als solche Steine, die ja praktisch nur Wert für den Besitzer haben und sich kaum verkaufen lassen.

Suesse_Maus schrieb:.Der Herr ist aber noch nicht tod (erklärt) und hat seinen Anspruch auf Privatsphäre.Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Polizei die nötige Bewilligungen von Behörden geholt hat um seine Anrufe zu sehen...

Ich könnte mir vorstellen, dass die Polizei in diesem Fall sehr schnell eine solche Bewilligung bekommen hat, weil Herr Gall ja nachweislich krank war und vielleicht wegen seiner Krankheit in einer hilflosen Situation. Das ist etwas anderes als wenn ein gesunder, erwachsener Mensch freiwillig weggeht.... (Ich weiß aber nicht, wie das in Österreich geregelt ist....).

Kielius schrieb:Das AHA Seniorenzentrum Julienhöhe befindet sich in Treffen am Ossiacher See und liegt unmittelbar am Fuße der wunderschönen Gerlitzen-Alpe.

Ich hab den zweiten Teil vom Podcast noch nicht gehört, wurde darauf eingegangen, dass er evtl. auch bis zum Ossiacher See gegangen sein könnte? Schaut man sich die Karte an, hätte er nur ungefähr 2,5km zum See.

brigittsche schrieb:Das mit dem Schlüssel ist ja nicht unbedingt ausgeschlossen, wenn es sich z. B. um einen früheren Mieter der Wohnung gehandelt hat

Schon, jedoch halte ich das für eher ausgeschlossen, da dieser sicherlich kein Interesse am Arztbrief von Herrn Gall u. wertlose Steine gehabt hätte.
Und finde ich ebenfalls merkwürdig, das das Schloss nicht ausgewechselt wurde, wenn man den genannten Verdacht hat.
Was noch möglich sein könnte, das Herr Gall zu jemandem ins Auto, auf dem Parkdeck, gestiegen ist, den er kannte, allerdings fehlt auch hier ein Motiv eines Kapitalverbrechens.

Es ist, denk ich, nicht gesichert, ob sich der/die Einbrüche tatsächlich zugetragen haben (Frau Gall kann sich geirrt haben) noch ist gesichert, ob es die seltsamen Anrufe angeblicher Polizeibeamten gab (bezugnehmend auf die Krankheit Herrn Galls).

Beides würde den Verdacht nähren, das Herr Gall Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte.
Das mögen seltsame Zufälle sein.

So bleibt eigentlich nur, das er spazieren gegangen und verunfallt sein könnte.

Suesse_Maus schrieb:Und Kasten bedeutet Schrank, das ist richtig

Vielen Dank. Ich mag den österreichischen Dialekt sehr, dennoch verstehe ich leider nicht alles, zumal eben manche Dinge doch anders ausgedrückt werden als im Hochdeutschen. Ein "Bankomat" heißt in Deutschland z.B. "Geldautomat" und die "Bankomat-Karte" ist dann bei uns die "ec-Karte" (obwohl das inzwischen eigentlich nur noch Bankkarten sind).

Das mit dem Schrank ist dann aber trotzdem irgendwie merkwürdig. Sie wollten wohl zum Ausdruck bringen, dass sie jeden Winkel der Einrichtung nach dem Mann abgesucht haben, auch verschlossene Schränke - was wohl bedeuten könnte, dass so etwas schon vorgekommen ist, dass sich Bewohner in Schränken versteckt haben.

Bleibt zu hoffen, dass sie auch andere Bereiche abgesucht haben, die für Bewohner normalerweise nicht vorgesehen bzw. zugänglich sind. Also Kellerräume, Heizungskeller, Abseiten und so weiter. Ich kenne die Einrichtung natürlich nicht, aber in solchen Anwesen kann es allerhand vergessene und versteckte Winkel geben.