Mordfall Bärbel Werner (1987)
17.12.2020 um 10:54
Ich habe mich hier jetzt mal eingelesen, da der Fall bei xy mein Interesse geweckt hat.
Ich habe einige Fragen und ein paar Anmerkungen.
Angenommen, die Kneipe, in der der Freund zuletzt einkehrte, ist jene, die in einem vorherigen Beitrag identifiziert wurde - wie weit wäre diese vom Wohnhaus/Ort des Freunds entfernt? Lebte er relativ nahe bei BW?
Ich finde die Frage aus zweierlei Gründen interessant. Einerseits frage ich mich, ob ich 3km von meinem Wohnort entfernt noch einen Absacker zu mir nehme, wenn ich schon im warmen Taxi sitze und dann später zu Fuß (!) nach Hause gehen muss.
Anderseits ist der Wohnort interessant, da der Freund, nach dem Absacker, sofern er denn im selben Ort wie BW wohnt, dann auch am Fundort vorbeigekommen wäre bzw eine Wegstrecke mit ihr teilen hätte müssen (räumlich, wenn auch nicht zwingend zeitlich).
Ich bin irgendwie sehr unschlüssig ob ich den Freund als Täter in Betracht ziehe. Natürlich spricht einiges für ihn. Er war der Freund, eine Beziehungstat macht durchaus Sinn, er hatte möglicherweise ein Motiv und eventuell auch die Gelegenheit dazu.
Bezüglich der Gelegenheit gibts ja eigentlich nur 2 Möglichkeiten.
1. unmittelbar VOR dem Kneipenbesuch
2. unmittelbar NACH dem Kneipenbesuch
(Unmittelbar nach der Disko wäre diese Tat ja nicht umsetzbar gewesen)
Der Zeitraum ist für beide Szenarien relativ knapp bemessen.
Hätte er sie unmittelbar vor dem Kneipenbesuch getötet, dann hätte er die Mordwaffe bei sich tragen müssen. Da man sich damals anscheinend recht sicher war um welche Art Tatwaffe es sich gehandelt haben muss, denke ich nicht, dass er diese bei sich trug. Ich würde auch denken, dass es Zeugenaussage gebe, die bestätigen würden, dass er grundsätzlich oder zumindest an diesem Abend, einen Hammer oder ähnliches bei sich trug (Job bedingt ja tatsächlich nicht auszuschließen).
Das Fehlen der Tatwaffe und die nicht vorhandenen Blutspuren schließen den Freund als Täter VOR dem Kneipenbesuch für mich aus.
Nun ziehen wir den Freund als Täter in Betracht NACH dem er die Kneipe verlassen hatte.
Laut EB geschah dies um etwa 3:15 die Kneipe (andere Quelle besagt 4:00). Er hätte dann also - hier kommt der Wohnort wieder ins Spiel - 3km (?) nach Hause laufen müssen, die Tatwaffe holen, in sein Auto steigen und die Strecke wieder zurückfahren müssen, in der Hoffnung (?), dass BW noch unterwegs ist?!
Ich würde meinen, sie wäre um diese Zeit schon längst bei sich zu Hause gewesen?
Außerdem suggerierte der xy Film ja auch, dass er relativ betrunken war um diese Zeit?!
Ich muss gestehen, meine Intention war eine Theorie dazulegen, die den Freund als Täter mehr als nur wahrscheinlich macht, aber je länger und mehr ich schreibe, desto unwahrscheinlicher ist es für mich.
Mir schwebt irgendwie folgendes Szenario vor. BW geht spät nachts heim, schafft die Strecke bis auf 3km, sie läuft am Gehweg entlang und ein ihr Bekannter, oder vielleicht auch Unbekannter, fährt an ihr vorbei. Er rollt das Fenster runter, so nach dem Motto „ist ja so kalt draußen, musst doch nicht laufen, ich nehm dich mit“). BW möchte aber nicht einsteigen. Stellt sich die Frage warum?
Da kommen eigentlich nur zwei Möglichkeiten in Betracht. Entweder sie kennt die Person im Auto und ist sauer (das würde für das befreundete Pärchen sprechen bzw. den Typen). Ich denke nämlich nicht, dass sie spät nachts bei Eiseskälte eine Mitfahrgelegenheit eines Bekannten sonst abgelehnt hätte.
Oder sie kannte die Person eben nicht und wollte deshalb, verständlicherweise, nicht einsteigen.
Die Person fährt irgendwo „rechts ran“, versucht noch mal sie dazu zu bewegen einzusteigen, sie wehrt sich, er zerrt sie ins Gebüsch und tötet sie.
Es wäre natürlich auch möglich, dass der Täter nicht mit einem Auto sondern zu Fuß unterwegs war, aber ich halte es einerseits für unwahrscheinlich, dass jemand so spät und bei so kaltem Wetter zu Fuß unterwegs ist und dann auch noch zufällig einen Hammer oder ähnliches bei sich trägt.
Meines Erachtens schließt vor allem die Tatwaffe auf eine spontane Tat. Eine Waffe die jemand einfach griffbereit im Auto/LKW hat. Der Täter zerrt sie ins Gebüsch, erwürgt sie, und um sicher zu gehen, dass sie tot ist, geht er ins Auto, holt den Hammer und vollendet die Tat. Dieser Overkill muss nicht zwangsläufig auf eine Beziehungstat hinweisen, sondern zeugt möglicherweise von einem „ungeübten“ (Erst-) Täter, der keine Ahnung hatte ob sein Opfer wirklich tot war.