JestersTear schrieb:Diese Calgary-Vorgeschichte mit der Razzia knapp zwei Wochen vor dem Mord ist meines Empfindens schon bemerkenswert
Noch ein paar Gedanken zur "Calgary-Connection":
Lindsay besuchte ihren Vater in Alberta im Dezember 2007 und nahm dort Kontakt zu einem Mann auf , der als "Jugendfreund aus gemeinsamen Victoria-Tagen" bezeichnet wird, der Name ist im Eröffnungspost zu finden.
Ob dieser Kontakt via Telefon, social media, oder gar persönlich stattgefunden hat, ist nicht ganz eindeutig, ebensowenig, warum sie den Mann kontaktierte. Interessant ist noch zu erwähnen, daß sich Lindsays Facebook-Verhalten in den Tagen vor dem Mord auffällig veränderte, nämlich deutlich weniger wurde. Es stellte sich raus, daß zu dieser Zeit externe Einträge auf ihrer Pinnwand gelöscht wurden, was nur mit Zugriff auf ihren Account möglich ist. Eine diesbezügliche Anfrage der Ermittler bei facebook wurde gestellt, die Antwort des Konzerns wurde nicht öffentlich kommuniziert.
Der "Jugendfreund" ist in Calgary im größeren Stil in Drogengeschäfte verwickelt und wird Mitte Januar wenige Wochen nach Lindsays Aufenthalt vor Ort bei der "größten Drogenrazzia Albertas" verhaftet, bei der Koks im Wert von mehreren Millionen beschlagnahmt wird. Zwei Wochen später wird L. getötet.
Man könnte jetzt mal zwei und zwei zusammenzählen: der Mann protzt und posed, um seine Ex ein wenig zu beeindrucken, die fragt, woher er eigentlich die Kohle hat und er verrät ein wenig zu viel. Die Geschäfte laufen offenbar ganz gut für den Mann, aber kurze Zeit, nachdem er sich ein wenig verplappert hat, folgt die Razzia und er wird verhaftet.
Es folgenden Gedanken des Mannes bezüglich des möglichen Singvogels lassen sich ganz gut erahnen...
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Was aber m.E. gegen gegen die Calgary-Spur spricht:
das Prepaid-Handy, das unter einem gefakten Namen aktiviert und ausschließlich zur Kontaktaufnahme mit dem späteren Opfer genutzt wurde (danach nie wieder) , ist schon im November 2007 in der Innenstadt Vancouvers gekauft worden.
Einen Monat
vor Lindsays Aufenthalt in Calgary mit Kontaktaufnahme zum
"Jugendfreund" , zwei Monate vor der Razzia und knapp drei Monate vor dem Mord. Die Vermutung liegt also nahe, daß jemand den Mordanschlag schon geplant hatte,
bevor sich das vermeintliche Calgary-Motiv überhaupt erst ergeben hat.
Hier im Thread schrieb jemand , daß es in der organisierten Kriminalität üblich ist oder zumindest war, einen Vorat solcher Handys zu haben. Kauf, Aktivierung und Einsatz sollen möglichst weit auseinanderliegen, um die Spur schlechter zurückverfolgen zu können. Das klingt plausibel und hat in diesem Fall funktioniert. Als die Ermittler den Ort des Kaufes im Februar oder später rausbekamen, war die Videoüberwachung des Shops vom November natürlich schon lange gelöscht.
Aber : warum sollte sich die organisierte Kriminalität aus Alberta ( in den Artikeln " Kartell" genannt) , ein solches Handy ausgerechnet in Vancouver, 1000 Fahrtkilometer von Calgary entfernt , anschaffen, wenn eine 24jährige Immobilienmaklerin aus Vancouver Island zum Zeitpunkt des Kaufs im November noch gar nicht auf dem Schirm war?