Doverex schrieb:Ich denke es ist sowieso und generell ein total wichtiges Thema, dass Frauen öfters auch als "persönlicher Besitz" angesehen werden und bei einer Trennung gerade solche Frauen sehr in Gefahr sind, dass ihnen Gewalt angetan wird. Oder der gefährliche Gedanke in solchen besitzergreifenden Männern reifen kann: "Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie auch niemand anderer haben"?
Ich halte die "Gewalt-gegen-Frauen-Debatte" in diesem Fall für verfehlt, da verkürzt. Es wird mit Begriffen wie "Eifersucht" und "Besitzdenken" um sich geworfen - dann auch noch und gerade von Soziologen, deren Aufgabe es eigentlich ist, auch mal den gesellschaftlichen Kontext zu beachten, in dem sich derlei Taten abspielen. Selbst das würde ich noch nicht mal verlangen, sondern wenigstens sich die TAT als solche mal anzusehen, wenn man schon irgendwelche Gender-Debatten aufbringen möchte.
Ja, korrekt, Männer begehen häufiger körperliche Gewalt- oder Tötungsdelikte im Rahmen von Eifersuchts- und Beziehungsdramen. Aber: Auch Frauen neigen, wenn auch in einer deutlich subtileren Weise, zur Ausübung von Gewalt, wenn eine Beziehung endet, deren Ende sie nicht einsehen wollen. Insbesondere dieser Fall von Kitzbühel ist m.M.n. nicht geeignet, ein Gender-Thema aufzuwerfen, es ist m.M.n. kein Fall, auf den das Wort "Beziehungstat" oder "Eifersuchtstat" zutrifft. Hier hat ein Mensch einen unbedingten Tötungswillen gezeigt und diesen systematisch umgesetzt. Hier hat ein Mensch derart planvoll gehandelt, so dass fraglich ist, ob ihm tatsächlich spontan irgendwelche "Sicherungen durchgebrannt" sind. Hier ging es scheinbar auch nicht um Wünsche nach einer Fortführung der Beziehung, nicht um Wünsche, sie zu bestrafen, weil sie sich trennte, nicht lediglich um eine Bestrafung des Freundes, der ihm seine Freundin wegnahm.
Dieser Mensch hatte nach Informationslage zwei volle Monate Zeit, dass ihm Sicherungen durchbrennen, dass er Bestrafungshandlungen setzt, er hätte beiden vorm Pub auflauern können, nachdem er sie dort zusammensitzen sah. Statt dessen geht er um eine Uhrzeit zum Haus, zu der man damit rechnen könnte, dass an diesem Sonntag eh noch alle schlafen und für ein Gespräch kaum zur Verfügung stünden.
Ist er also tatsächlich zum Haus gegangen, um zu reden? Oder nicht viel eher, um sich einen Anlass, eine Rechtfertigung dafür zu schaffen, um erneut in dieses Haus einzumarschieren und seine eigenen Regeln umzusetzen?
Aus meiner Sicht wird in der Tathandlung kein Beziehungsproblem deutlich, sondern ein Problemlöseverhalten eines Täters, der sich seine Macht zurückerobern möchte. Und als er das geschafft und seine Ansicht von "Ordnung" wiederhergestellt hat, besaß er die Geistesgegenwart, zur Pol zu gehen. Fast wie nach dem Motto: So, das Werk ist vollbracht. Jetzt ist es eure Sache.
Hier hat ein Täter - das ist meine persönliche Meinung - keinen Besitzanspruch an eine Frau ausgelebt - sondern schlichtweg "Probleme" aus der Welt geschafft, die seiner Welt im Wege standen. Was konkret ich damit meine und um möglichen Aufschreien der Gender-Debattierenden vorzubeugen, anbei ein Blogeintrag
https://www.allmystery.de/blogs/traces/wohin_mit_dem_problem . Da wird's dann vielleicht deutlicher.