emz schrieb:Was soll die Beurteilung des Gerichts ob Affekt oder nicht Affekt bewirken? Was ändert das deiner Meinung nach? Ich halte das eigentlich für vernachlässigbar bei der Urteilsfindung. Mord ist Mord, ob im Affekt oder auch nicht.
Nun aber mal langsam. Sicherlich ist so ziemlich jeder Mord von einem wie auch immer gearteten Affekt begleitet. Aber: bei einer Tat in einem affektiven Ausnahmezustand ist zumeist die Steuerungsfähigkeit des Täters beeinträchtigt, so dass das die Einschätzung einer Schuldunfähigkeit zum Tatzeitpunkt nach sich ziehen kann. Demnach hat es sehr wohl Konsequenzen in Bezug auf das zu fällende Urteil und das Strafmaß.
Da sich viele Morde im Zustand einer affektiven Erregung abspielen, gibt es mittlerweile die forensische Unterscheidung zwischen Affekttaten und Impulstaten (vgl. Marneros). Letztere meinen, dass sich hier ungerichtet und planlos ein Affekt entlädt. Im Handeln des Täters im vorliegenden Fall ist eine so ausgesprochene Systematik, ein derart planvolles und gleichzeitig aggressives Ausmaß in seinen Handlungen zu erkennen, dass hier die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine mangelnde Steuerungsfähigkeit handelt, verschwindend gering ist.
Die Kränkung, um die es hier im Erleben des Täters gehen mag, dürfte weniger in der externen Situation selbst bestanden haben, als vielmehr in seiner Persönlichkeit selbst. Und ich denke, solange es Menschen gibt, die sowohl in ihrer Funktion als Journalisten als auch als Privatperson unreflektiert von "Affekttat" sprechen und damit den Fokus hin zum Opfer schieben, ist es erforderlich, das Thema Affekt kritisch zu diskutieren und v.a. aufzudröseln, was es meint.