emz schrieb:Da würde mich interessieren, was du dir unter einer Prävention vorstellen könntest Beziehungen werden geschlossen, Beziehungen gehen auseinander, meist nicht in beiderseitigem Einverständnis. So ist nun mal das ganz normale Leben
Das ist natürlich ein sehr schwieriges Thema und da gibt es sicher keine Patentrezepte. Aber wenn man sich über die umstrittenen 'Erklärungen' den Ursachen nähert, findet man vielleicht zumindest ein paar Ansatzpunkte. Ich habe da selber keine Antwort parat die ich einfach so aus dem Ärmel schütteln könnte und kann auch nur laut darüber nachdenken. Ich fange mal mit einem sehr weiten Blickwinkel an und trage erst nur mal ein paar grundsätzliche Überlegungen dazu zusammen:
Das Problem fängt ja schon alleine bei diesem von dir so selbstverständlich benutzten Wort an: "Beziehungen". Aber muss es die überhaupt mit dieser Absolutät des gegenseitigem Besitzanspruchs geben? Entweder man ist zusammen oder man ist getrennt. Schwarz oder Weiss. Es gibt da keine Mischform. Schluss ist Schluss. Aber ist das ein Naturgesetz oder Menschengemacht? Halten wir jedenfalls schon mal ganz wertungsfrei fest: wenn dem nicht so wäre, wäre die Wahrscheinlichkeit für solche schrecklichen Taten wie hier in Kitzbühl gerade geschehen sicherlich wesentlich geringer. Aber ist so etwas überhaupt möglich?
Dieses Konzept basiert ja u.a. auf den Moralvorstellungen der katholischen Kirche und hat sich bis heute im Dogma des Monogamismus in der westlichen Welt manifestiert. Ein unterschwelliger Beweggrund dafür war möglicherweise der Schutz des Nachwuchses in dem Bestreben jeden Volkes möglichst gross an Zahl und somit stark zu werden. Aber in unserer heutigen überbevölkerten Welt ist das eigentlich ein ziemlich überholtes Motiv. Brauchen wir es also überhaupt noch? Es gibt ja durchaus alternative Lebenskonzepte. Ich hatte ja schon die 68er erwähnt, die versuchten, eine alternative Gesellschaftsform aufzubauen, aber es gibt ja sogar ein reales Paradebeispiel, was früher deswegen sogar als Paradies bezeichnet wurde, und zwar nicht nur wegen der Strände ;-) sondern vor allem wegen der glücklichen und friedlichen Menschen, und zwar war das Tahiti bis zur Ankunft der Europäer.
Dort waren Eifersuchtsmorde gänzlich unbekannt und zwar gerade aus dem Grund dass es grundsätzlich gar keine festen Zweierbeziehungen gab und somit überhaupt erst niemand auf die Idee kam dass ihm der andere für immer gehörte. Cook hat ja beschrieben wie sebstverständlich dort von beiden Geschlechtern Polygame Beziehungen eingegangen wurden (unter anderem eben auch mit den Europäern) ohne dass irgendjemand eifersüchtig wurde. Die Kinder wuchsen alle in riesigen Patchworkfamilien auf. Insofern gab es dort keine 'Beziehungen' in unserem Sinne und somit auch keine schmerzhaften Trennungen und somit auch keine Tötungen aus Eifersucht.
Ich gebe gerne zu dass das sehr theoretische und auch nur vorläufige Überlegungen sind, quasi als Einladung zum konstruktiven und von mir aus auch wenig realitätsnahem Brainstorming gedacht. aber ich denke man muss zur Lösung des Problems halt etwas weiter als nur bis zum Tellerrand schauen und die eigenen Paradigmen auf den Prüfstand stellen, Wie realistisch das ist will ich auch gar nicht beurteilen, es würde ja einen radikalen Umbau aller unserer heutigen Werte und Moralvorstellungen erfordern, aber wenn damit Eifersuchtstaten per se aus der Welt geschafft werden könnten, die ja heutzutage schon fast an der Tagesordnung sind, wäre es vielleicht die Anstrengung wert? Who knows?
Wenn es sich natürlich die stories mit den Katzen und Hühnern als wahr herausstellen sollte (wobei ich als Deutscher allerdings Tempo 230 ganz normal finde aber in Österreich ist es natürlich illegal, hätte er halt über die Grenze fahren sollen ;-) dann ist das halt kein reines Eifersuchtsproblem mehr sondern eine wesentlich tieferliegende Störung die man wohl ausser durch Isolierung (wenn es denn bekannt ist) schwerlich in den Griff bekommen kann.