Wenn ich mir die Sepia-Fotografie ansehe, die an die Anfänge der Fotografie Mitte des 19. Jh erinnert und die durchaus bei einem Jahrmarkt-Retro-Fotografen erstellt worden sein könnte, dann fällt mir da zunächst auf, dass hier nichts an eine Mittelaltertruppe erinnert. Vielmehr scheint die Gothic-Orientierung in der Gruppe, wenigstens anhand dieser Fotografie interpretiert, vorrangig gewesen zu sein. Die Fotografie, die Aufstellung und Figuration der Personen sowie deren mehr oder minder starke Kostümierung verweisen allesamt in das 19. Jahrhundert und damit in die Lieblingsära der Gothic-Bewegung. (Viele Elemente von deren Subkultur stammen aus dieser Zeit, so z.B. die viktorianische Vorliebe für Schwarz, bestimmte esoterische Vorstellungen sowie die Popularität okkulter Zirkel etc. - Wobei gerade Letztere für die heutige Subkultur häufig mehr ikonische als religiöse Bedeutung besitzt.)
Weiter fällt auf, dass die Personen in drei recht unterschiedliche Gruppen figuriert sind. Im Kern scheint, bei im 19. Jh konventioneller Darstellungskonvention, eine Familie abgebildet zu sein.
@life-is-life (oder ein anderer Beitragender) hat plausibel dargelegt, dass es sich dabei wahrscheinlich um T handelt. über die Identität der beiden weiteren Personen, die als Familiengruppe dargestellt sind und deren Gesichter anonymisiert wurden, kann natürlich nur spekuliert werden. Aber handelt es sich vielleicht um die Mutter des Kindes und handelt es sich dabei um Ts Sohn? Dem Alter der Aufnahme könnte man sich evtl. über C. zu schätzendes Alter auf dieser annähern.
In krassem Gegensatz zueinander stehen die beiden äußeren Personengruppen: links K und F: (vielleicht durch die Spontanität des Hundes an der Leine?) gelöst, unverkrampft, heutig und ‚nicht in irgendeiner Rolle‘; rechts G und C: steif, in gestellter Pose, in der Haltung von (sexualisiertem) Hauspersonal des 19. Jh (Addams Family-Ikonographie). Besonders auffällig, G und C stehen nicht nur wie willenlose, unterworfene Dienstsklavinnen da, sie tragen auch beide extrem kurze Röcke/Kleider. Wohingegen K und F nicht nur deutlich gelöster sind, beide tragen lange Beinkleidung - C sogar eine Hose!
Diese Fotografie allein legt daher mE eine gewisse Hierarchie in der Truppe nahe: Im Zentrum steht demnach das Familienoberhaupt, sein Nachwuchs sowie dessen Mutter. Die zweite Gruppe auf dem Bild, K und F nehmen eine Sonderrolle ein: sie gehören zwar nicht der Hauptfamilie an, gehören aber auch nicht zum Dienstpersonal. Wenn sie in einem Verhältnis der Unterwerfung zu T und der Hauptfamilie stehen, dann eher wie der Hofstaat zum König, weniger bzw. überhaupt nicht wie das Dienstpersonal zu seinem Herren. Die dritte Gruppe schließlich, die rechts steht, und damit von der Bildsprache her nicht dem Hausherrn sondern dessen Gattin, d.h. eher dem Haushalt als den Geschäften zuzuordnen ist, scheint eine unterwürfige, objektivierende und dienende (und sexualisierte) Funktion zu erfüllen.
Vor allem in Bezug auf F und ihre vermutliche Rolle scheint mir diese Interpretation aufschlussreich. Sie besitzt aber evtl. auch eine gewisse Erklärkraft bzgl. G und C bzw. deren Rolle im Fall dieses Gruppen-Suizids.