Drei Tote in Pension in Passau aufgefunden
16.05.2019 um 23:52
Ich kannte sowohl Philipp, als auch Gertrud, auch persönlich.
Philipp besser, aus gemeinsamen Studienzeiten an der Uni Mainz, wo er Evangelische Theologie, Altgriechisch und Latein studiert hat, und Gertrud am Rande.
Ich halte die Unterstellungen ihm gegenüber für erschreckend und finde, wie einige andere Schreiber auch, man macht es sich hier sehr einfach damit, einfach alles, was die Eltern von C. gegenüber RTL gesagt haben, als gegeben hinzunehmen.
Es wird so dargestellt, als habe sich Philipp einfach so in eine funktionierende Familie eingemischt, als habe er sich (siehe die Aussage zum Gespräch mit dem Deutschlehrer) reingedrängt. Das entspricht aber keineswegs den Tatsachen.
Philipp war Vertrauenslehrer der Schule und in dieser Rolle ist C., meines Wissens nach, mit der Bitte um Hilfe in einer familiär schwierigen Situation an ihn herangetreten.
Und in dieser Rolle war es auch vollkommen normal, dass er zu weiteren Gesprächen, wie eben dem mit dem Deutschlehrer, hinzugezogen wurde.
Ich habe keinerlei Kenntnis davon, dass die Initiative von ihm ausgegangen ist.
Seine Absichten waren sicherlich gut. Ja, er war manchmal nicht ganz einfach und teilweise in gewisser Weise extrem - aber vor allem in Hinsicht auf sein stark ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und seine extremen Ansprüche an sich selbst und seine Integrität. Das führte auch dazu, dass er schon übertrieben konsequent in seinem Handeln war.
Und integer war er ganz sicherlich.
Sein erklärtes Ziel mit dem Verein war es, Kindern aus schwierigen Verhältnissen neue Kraft und neues Selbstvertrauen zu geben.
Auch in seinem ehrenamtlichen Engagement war er so konsequent und stellte so hohe Anforderungen an sich selbst, wie im Beruf und im Privatleben, auch schon während seines Studiums, währenddessen er auch ehrenamtlich an mehreren Stellen aktiv war.
Allerdings muss man auch sagen, dass er zu einem gewissen Grad auch naiv und weltfremd war und dadurch selbst ein passendes Opfer für die Machenschaften des T. gewesen sein könnte. Das was in Verbindung mit seiner stark ausgeprägten Konsequenz vielleicht eine gefährliche Kombination, die ihm selbst zum Verhängnis wurde, nachdem ihm klar wurde, wie problematisch dieser T. war. Was da ablief zwischen den beiden, weiß ich allerdings nicht, das ist eine reine Mutmaßung. Ich bin mir allerdings sicher, absolut sicher, dass Philipp diesem T. niemals, im Wissen um dessen Hintergedanken, Frauen zugespielt oder gar in dieser Hinsicht mit ihm kooperiert hätte. Er wurde hier selbst zum Opfer.
Er selbst kam aus einem stabilen Elternhaus, gut situiert, der Vater Professor, auch die restliche Familie hochgebildet. Es ist also nicht anzunehmen, dass er aus eigener Erfahrung heraus, wie jemand angedeutet hat, besonders emotional auf die Situation von C. reagiert hat.
Was schließlich der Auslöser für seinen Suizid war und in welcher Beziehung dieser zu dem heutigen Fall stand, lässt sich schwer sagen. Allerdings sah er diese Tat wohl als, in seiner ins Extreme tendierenden Konsequenz in allem, was er tat, als ein Zeichen, als ein Fanal.
Dieses Fanal zu setzen muss ihm so wichtig gewesen sein, dass er so handelte, im vollen Bewusstsein, dass seine Kinder nun vielleicht ohne Eltern zurückbleiben würden - denn Gertrud hatte die Familie ja verlassen und die Kinder zunächst, ohne weiteres Interesse an ihnen zu zeigen, bei Philipp gelassen.
Er hat dabei übrigens auch nicht aus dem Affekt agiert und zum Beispiel, wie hier auch geschrieben wurde, den LKW-Fahrer ohne Bedacht mit reingezogen.
So, wie sich die Tat darstellte, war das nicht gewollt. Philipp hat sein Auto ungebremst gegen einen Baum gelenkt und hat das, wider Erwarten und wie durch ein Wunder, überlebt, ist dann aber, sicherlich schon angeschlagen, vor den LKW gelaufen. So ist zumindest mein Kenntnisstand. Er hat keineswegs einen unbeteiligten LKW-Fahrer rücksichtslos und geplant in die Tat reingezogen.
Bei allem Verständnis für das Leid der Eltern von C. sollte man nicht vergessen, dass auch Philipp noch eine Familie hinterlassen hat und welches Leid falsche Verdächtigungen, wie zum Beispiel die extremen Texte der englischen Presse, aber auch Spekulationen hier, falls sie das jemals lesen sollten, hervorrufen können und welche Wunden, die durch den Suizid hervorgerufen wurden und vielleicht gerade erst oberflächlich verheilt sind, wieder aufgerissen werden könnten. Man sollte auch nicht vergessen, was seine Kinder vielleicht irgendwann, wenn sie alt genug sind, zu verstehen, was jetzt über ihren Vater geschrieben wird, durchmachen müssen. Denn viele der geäußerten Verdächtigungen werden niemals wirklich wieder verschwinden, selbst wenn sie sich als haltlos herausstellen sollten.