Kriminalfall Kim Wall

Nachdem man mich hier ja gestern noch maßregeln wollte, dass der Typ nicht normal sein kann: Wo kommt dann das Blut im U-Boot her, trotzdem es geflutet war? So wenig kann das ja schon nicht gewesen sein. Hat sich KW in den Finger geschnitten oder was?

Im betreffenden Artikel steht, die Ermittlungsbehörden hätten dies nach erneuten Vernehmungen mitgeteilt. Es kann aber genauso von seiner offenbar nicht sehr kompetenten Anwältin gesagt worden sein. Sie hat die Aufgabe, ihn später zu verteidigen und im Zweifel müsste man da auch mal sagen können, keine weiteren Aussagen dazu mehr, es stehen auch noch zu viele Ermittlungsergebnisse aus, z.B. weil erst wenige Körperteile gefunden wurden. Das tut sie aber nicht. Warum nicht?

@traces

traces schrieb: Interessant, dass das so ist, nicht wahr? ...dass es diese Aufschreie und emotionale Beteiligung nicht in dem Maße gibt, wenn eine Prostituierte Kilometer entfernt von ihrem Anschaffungsort zerstückelt aufgefunden wird. Oder bei einer Ehefrau, die ihren Ehemann nicht nur zerteilt, sondern im Wok braten möchte. Da gibt es seltsamerweise keine seitenlangen Threads...

In Hamburg ging ich neulich an der "Honka-Stube" vorbei.
Der Name Honka bleibt in Erinnerung. Von seinen Opfern vielleicht die Summe, aber kein Name.

Vielleicht grundsätzlich:
Hier ist eine schöne junge Frau ums Leben gekommen/gebracht worden, die "ihr Leben noch vor sich hatte", inklusive Umzug nach China und Familiengründung, irgendwann.

Auch eine Prostituierte kann jung und schön sein. Allerdings denkt hier jeder laut-oder leise: "Berufsrisiko", wenn sie ermordet wird. Wer sich ständig auf Unbekanntes einlässt, lebt ein Risiko.
Dieses Risiko ging auch K.M. in ihrer Arbeit ein.

Und (das fällt mir gerade auf),  man denkt den Satz "Sie hatte ihr Leben noch vor sich" nicht bei einer Prostituierten mit.
Prostitution wird als Sackgasse- oder als ein abschüssiger Weg gesehen, der nach unten führt (früher oder später).
Darum bedauert die Öffentlichkeit den Verlust der Zukunft nicht- im selben Maße.

Das ist sehr ungerecht. Ich bin aber überzeugt davon, dass alle Fälle gleich intensiv ermittelt werden.
Nur die Berichterstattung ist anders und das Denken der Öffentlichkeit.

Die Ehefrau, die ihren Mann zerstückelt hat...
Da ist ja mal "er" das Opfer weiblicher Gewalt.
Willst du darauf hinaus, dass er als "Opfer weniger zählt", weil er zu schwach war? Evolutionstechnisch leider untergegangen....

Wirklich erschütternd wurde der Fall Kim Wall, als der verstümmelte Torso gefunden wurde.
Davor dachte ich mir schon, dass sie wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist.
Aber die Meldung war ein Schock.
Die Umstände sind bizarr, das U-Boot.

Außerdem wird sie sehr betrauert. An zwei Orten, in ihrer Heimat und in den USA-dort wo sie studiert hat, fand Trauernde zusammen.

Das bekommt nicht jeder.

Die gefühlte Kälte des PM nach seiner Rettung ist auffällig. Verhält sich so ein Mensch, der gerade eine Leiche (das erste Mal?) entsorgt hat? Welches Potenzial steckt hinter einer solchen Persönlichkeit?

Ein Mann, der seine ganze Arbeit, sein Leben aufs Spiel setzt? Unfälle passieren überall. Er hatte die Möglichkeit, Hilfe zu holen. Selbst wenn Frau Wall sofort tot gewesen wäre, so hätte er Hilfe senden können. (Mich würde Panik ergreifen u. würde verzweifelt um Hilfe ersuchen.) Da er es nicht tat, könnte zudem unterlassene Hilfeleistung mit Todesfoleg unterstellt werden, könnte man ihm die Nachtat nicht nachweisen.

Warum setzte PM alles aufs Spiel?

Er sagte, er sei froh, dass man den Torso gefunden habe bzw. den Torso der Frau Wall zuordnen konnte.

Es gibt Menschen, die nach ihrer Festnahme froh sind, endlich ertappt worden zu sein (habe jetzt keinen bestimmten Fall auf dem Schirm, habe ich aber oft gehört u. gelesen). Sie fühlen sich erleichtert, dass nun das Versteckspiel vorbei ist.

Im Prinzip ging es bei PM schneller vorbei u. irgendwie schien er erleichtert zu sein, als würde ein Ballast von ihm fallen.

Auf der anderen Seite könnte er sich mit dem Verdacht des Mordes überrumpelt gefühlt haben. Vielleicht wurde ihm jetzt erst bewusst, was er möglicherweise angerichtet hat?

Warum blieb er nicht bei der Version, er habe Frau Wall an Land abgesetzt? Warum gestand er nun, dass es ein Unfall gewesen sei u. er habe Frau Wall der See überlassen? Weil man ihm bereits nachweisen konnte, dass Frau Wall an Bord starb?

Ich vermute, dass PM erst mit der ganzen Wahrheit herausrückt, wenn die restlichen Körperteile gefunden werden, mitsamt den fehlenden Bekleidungsstücken.

@traces

Dass Prostituierte oder Andere mit gewissem Berufsrisiko, weil sie mit fremden Menschen und nicht den netten Kollegen im Büro zu tun haben, die ihnen nicht besonders wohlgesonnen sein müssen oder es auf ihr Geld abgesehen haben, einem höheren Risiko ausgesetzt sind, ist schon klar. Sie sind oft auch anonym unterwegs, genauso wie die Täter. Macht aber keinen Unterschied, wenn jemand ermordet bzw. getötet wird. Es ist genauso schlimm. Es kennt sie nur keiner. KM war bekannt und PM ebenfalls. Das erklärt das gesteigerte öffentliche Interesse.

Bei einem ermordeten Autohändler sagt jeder, naja, wer weiß, mit welcher Mafia der zu tun hatte. Bei dem Mord an von Poschinger in München, der Investmentbanker war, sein Auto privat verkaufen wollte und ermordet wurde, ist das Entsetzen wegen mehr Öffentlichkeit verständlicherweise größer.

milly schrieb:Die gefühlte Kälte des PM nach seiner Rettung ist auffällig. Verhält sich so ein Mensch, der gerade eine Leiche entsorgt hat?

Das ist in der Tat schockierend. Als ihn die Journalistin fragte "are you ok", sagte er nur "ja, aber schade dass das Uboot untergegangen ist"

Unfassbar nachdem man gerade eine Leiche zerstueckelt hat...

passato schrieb:Unfassbar nachdem man gerade eine Leiche zerstueckelt hat...

Vorsicht! Das ist bislang nur eine Vermutung!

traces schrieb: Oder bei einer Ehefrau, die ihren Ehemann nicht nur zerteilt, sondern im Wok braten möchte.

Bei Beziehungstaten handeln die Täter häufig irre und verursachen viele Spuren, ähnliches gilt für Taten unter Drogeneinfluss.
Vielleicht hat der Madsen ja Drogen genommen, das würde einiges erklären.
Normalerweise versuchen die Kriminellen ihre Taten so auszuführen, dass die Polizei sie nicht schnappt.

milly schrieb:Ein Mann, der seine ganze Arbeit, sein Leben aufs Spiel setzt? Unfälle passieren überall. Er hatte die Möglichkeit, Hilfe zu holen. Selbst wenn Frau Wall sofort tot gewesen wäre, so hätte er Hilfe senden können. (Mich würde Panik ergreifen u. würde verzweifelt um Hilfe ersuchen.) Da er es nicht tat, könnte zudem unterlassene Hilfeleistung mit Todesfoleg unterstellt werden, könnte man ihm die Nachtat nicht nachweisen.

Warum setzte PM alles aufs Spiel?

Vielleicht, weil er aus seiner Sicht und Einschätzung der Situation heraus eher dann alles aufs Spiel gesetzt hätte, wenn er Hilfe kontaktiert hätte.

Ein Täter, der Verdeckungshandlungen durchführt, verfolgt v.a. ein Ziel: Die Frage zu klären, wie er am besten unentdeckt bleiben kann. Dafür ist er bereit, alles zu tun und geht zuallererst davon aus, dass seine Strategie aufgehen wird  - und nicht davon, dass ihm das höchstwahrscheinlich misslingen wird.

So, wie Madsen zunächst auch wahrscheinlich davon ausging, dass er mit seiner Angabe, er habe KW abgesetzt, erstmal erfolgreich von sich ablenkt und damit durchkommen würde.

parabol schrieb:Vielleicht hat der Madsen ja Drogen genommen, das würde einiges erklären.

Nein, es wurde längstens bestätigt, dass Herr M. weder Drogen noch Alkohol zu sich nimmt. Erklärt ist ersteinmal gar nichts. So einfach ist der Fall eben nicht gelagert. Allgemeinplätze können in diesem Fall nicht unterstellt werden.

traces schrieb:Ein Täter, der Verdeckungshandlungen durchführt, verfolgt v.a. ein Ziel: Die Frage zu klären, wie er am besten unentdeckt bleiben kann. Dafür ist er bereit, alles zu tun und geht zuallererst davon aus, dass seine Strategie aufgehen wird - und nicht davon, dass ihm das höchstwahrscheinlich misslingen wird.

Ganz genau. Und deshalb gehe ich stark in der Annahme davon aus, dass die dänischen Kriminalisten ihn durchschaut haben u. anhand einer Reihe von Indizien einen Mord unterstellen können.

milly schrieb:Allgemeinplätze können in diesem Fall nicht unterstellt werden.

Da bin ich ganz bei dir^^

FrauZimt schrieb (Beitrag gelöscht):Ich glaube auch, dass Salzwasser reinigt. Außerdem ist Leben im Wasser. Sehr viele, kaum zu erkennende Organismen werden ein untergegangenes Boot putzen.

Nicht in einem so kurzen Zeitraum. Und wie ich schon schrieb, so ein U Boot hat viel zu viele Spalten, verwinkelte Ecken usw. die in so einem Zeitraum nicht ausgewaschen oder von Mikroorganismen zerstört werden, wenn dort Blut eingesickert ist. Bei einer Flutung, bleiben immer noch Hohlräume die nicht von Wasser erreicht werden.

Sehr kurios alles. Ich würde vermuten, ein Großteil der Spekulationen rührt von falschen Übersetzungen her. Reuters schreibt zum Beispiel von "Abuse" (sex. Missbrauch), dies wurde in englisch-sprachigen Medien teils auch so übernommen. Andere englisch-sprachige Medien schreiben wiederum von "Desecration" (Schändung).  Ich hab das Gefühl, die Medien haben selber keine Übersetzer und auch kein jur. Fachpersonal für Dänemark und stochern - wie wir - mit Google Übersetzer im Nebel.

http://www.independent.co.uk/news/world/europe/kim-wall-latest-peter-madsen-danish-submarine-inventor-abuse-corpse-headless-torso-journalist-found-a7912956.html

Photographer73 schrieb:Die Meldung, daß er behauptet, daß er die Leiche nicht zerteilt hat (falls es da nicht an der Übersetzung hapert) haut mich echt um. Das kann doch unmöglich sein Ernst sein.

Die Meldungen in der deutschen Presse beruhen auf einer Pressemitteilung der Polizei in Kopenhagen von heute morgen und verstehen diese m.E. nicht ganz richtig. Jedenfalls ist in der Pressemitteilung nirgends ausdrücklich davon die Rede, dass Madsen bestritten hätte, die Leiche zerstückelt zu haben.

Hier ist der Text der Pressemitteilung: http://www.mynewsdesk.com/dk/koebenhavns-politi/pressreleases/sigtelsen-mod-peter-madsen-udvides-2121668

Hier die Übersetzung der relevanten Passage:
Im Zusammenhang mit der weiteren Untersuchung des U-Boot-Falles wurde Peter Madsen am Dienstag, den 24.8., erneut befragt. Der Tatvorwurf wurde erweitert, so dass ihm nun auch ungebührlicher Umgang mit einer Leiche gemäß § 139 Abs. 1 Strafgesetzbuch vorgeworfen wird. Der Beschuldigte bestreitet sowohl den Totschlag als auch den ungebührlichen Umgang mit einer Leiche.


Das dürfte eher so zu verstehen sein, dass er bzw. seine Verteidigerin sich auf den Standpunkt stellen, er habe mit seinen Handlungen den § 139 Abs. 1 nicht in strafbarer Weise verletzt. Dass er gleichzeitig die zugrunde liegende Handlung, also die Entsorgung der Leiche nach vorheriger Verstümmelung, abstreitet, ist in dem Zusammenhang reine Spekulation. Das gibt die Mitteilung der Polizei bei genauer Betrachtung jedenfalls nicht her. Hier geht es wohl eher um eine Frage der rechtlichen Bewertung der Handlung, weniger um die Handlung selbst.

Er hat ausgesagt das er sich für nicht schuldig bekennt für beides : Mord und Leicheschändung. Setze den link nachher rein hab gerade keine Zeit

nodoc schrieb:Nicht in einem so kurzen Zeitraum. Und wie ich schon schrieb, so ein U Boot hat viel zu viele Spalten, verwinkelte Ecken usw. die in so einem Zeitraum nicht ausgewaschen oder von Mikroorganismen zerstört werden, wenn dort Blut eingesickert ist. Bei einer Flutung, bleiben immer noch Hohlräume die nicht von Wasser erreicht werden.

Ja, der Zeitfaktor.
Er hätte gewünscht, dass die Frau viel später gesucht wird.
Dass, das Boot länger unter Wasser bleibt.
Dass die Leiche nie gefunden wird.

Lag alles nicht mehr in seiner Hand. Nun musste er hoffen. Hoffen tun die Ausgelieferten, die nicht mehr gestalten können.
Ich glaube, dass ist ein Kontrollfreak, den fertig macht, dass er den Dingen ausgeliefert ist.

All das zeigt ja auch, wie konfus er gewesen ist.