guten tag,
...ich habe mir mal den gesamten thread aufmerksam durchgelesen, und möchte nun meine einschätzung hier einbringen- doch zuallererst einmal kompliment an
@ShauntheCreep für die idee mit dem damaligen festival, aber auch respekt dafür, daß dies an die kripo weitergegeben wurde.
wie wir lesen konnten, sind dabei ja auch (als "belohnung") für den thread wertvolle infos herausgekommen- nämlich, daß von seiten der behörden sehr umfang- und weitreichende ermittlungen geführt werden.
ansonsten sind die veröffentlichten informationen durch die polizei ja eher dürftig (meiner meinung nach bewußt dürftig gehalten), zudem durch die presse unkorrekt und schwammig wiedergegeben- ich gehe darauf noch näher ein.
da eines meiner interessengebiete (antik)schmuck ist, machten mich die veröffentlichten schmuckstücke natürlich besonders gespannt- zeige mir, was du trägst, und ich sage dir, wer du bist...
den einschätzungen der (meisten) "schmucksachverständigen" kann ich mich nach eingehender ansicht jedoch nicht anschließen, denn ich halte diesen schmuck für echt, und daher hochwertig.
alles andere, als gold oder platin, hätte eine solch lange liegezeit nicht unbeschadet in der substanz überstanden- wobei die angaben zur liegezeit doch schon "leichtes" schmunzeln hervorrufen...
diese frau hat allerhöchstens 46 jahre an dieser stelle gelegen- die angabe "bis zu hundert jahre" erinnert da schon an die wertvolle römermünze, die auf dem flohmarkt angeboten wird, mit der jahreszahl "50 v. chr."...
nebenbei: die fundstelle "auf einem feld" kann ja wohl so auch nicht korrekt sein, denn das abgebildete feld macht einen genutzten eindruck- wird also regelmäßig vonjemandem bearbeitet, schwer zu glauben, daß derjenige jahrelang mit seinem trecker über den corpus der frau hinweggefahren sein soll.
anzumerken ist an dieser stelle auch, daß es laut polizei nicht gelungen ist, das alter zum sterbezeitpunkt festzustellen- es macht schon nachdenklich, daß das alter noch nicht einmal grob eingegrenzt wurde.
die ermittler haben natürlich den vorteil, daß sie die teile ausgiebig in augenschein nehmen konnten- mit sicherheit wären da nähere angaben zu material, stempelung, herstellungszeit, und auch hersteller (betrifft vor allem die uhr)möglich gewesen.
der kripo kam es bei der veröffentlichung jedoch wohl mehr darauf an, personen zu finden, die jemanden kannten oder sahen, der schmuck in dieser kombination trug.
angaben in der presse, wie "goldfarben" deuten auf unkenntnis der materie hin, denn "goldfarben" ist ein feststehender ausdruck, der besagt, daß ein schmuckstück nicht massiv aus gold ist,also minderwertig (was ich bezweifele).
gefestigt wird diese annahme dadurch, daß z.b. auch fälschlicherweise die begriffe "münze" und "siegelring" verwendet wurden:
der unterschied zwischen "münze" und "medaille" wurde hier ja schon erläutert- bei jfk handelt es sich selbstverständlich um eine "medaille".
der ring ist in jedem fall als "münzring" zu bezeichnen, weil eben darin münzen (und auch medaillen!) untergebracht werden können.
ein siegelring wäre es, wenn anstelle der aussparung (für die münze/medaille) der ring geschlossen wäre, und- um beim beispiel zu bleiben- auf dieser "platte" die initialen "jfk" in spiegelschrift (!) hervorstehen würden- dann könnte der ring in siegellack oder wachs eingedrückt werden, und es erschienen (nun lesbar!) als einbuchtung die initialen "jfk".
doch nun zu den teilen selbst:
1. der münzring: für mich eindeutig aus massivgold, herstellungszeitraum 30er/40er-jahre des letzten jahrhunderts.
deshalb war da auch ursprünglich einmal eine andere münze/medaille zugehörig. aufgrund des alters dürfte es sich auch um 585er, wenn nicht gar 750er, goldgehalt handeln (333er goldgehalt wurde früher eher nicht verwendet!).
aufgrund des gewichtes (ca. 10 g) kommt da schon ein (reiner) goldwert von bis zu 250 euro heraus.
natürlich ist dies ein herrenring- zum tragen für eine frau zu groß. von daher wäre eine interessante frage, ob dieser ring (und auch: wo?) einmal umgearbeitet (sprich: enger gemacht) wurde?
ich gehe davon aus, daß die kripo den schmuck bereits von einem fachmann begutachten ließ, und all diesen fragen auch nachgeht- als tipp könnte ich empfehlen, den schmuck in juwelierfachzeitschriften zu veröffentlichen, ihn aber auch auktionshäusern, und antiquitätenhändlern zu präsentieren. falls nicht bereits geschehen....
2. die jfk-medaille: von seltenheit keine spur- innerhalb von wenigen stunden konnte ich diese medaille 6 mal im i-net ausfindig machen! von "selten" würde ich sprechen, wenn ich diese medaille höchstens zwei mal gesehen hätte- in zehn jahren.
auch hier: eindeutig echtgold! echtgoldmünzen und -medaillen haben in den seltensten fällen eine stempelung, verfügen aber aus gründen der ver- und bearbeitung über einen goldanteil von über 900/1000.
wenn also der erwähnte fernseh-gutachter gesagt hat, der goldgehalt sei nicht feststellbar, dann wohl nur, weil er keine stempelung sah, und auch kein sonstiges prüfmittel zur hand hatte.
sofort auffällig für mich der rötliche schimmer, was auf rot- oder roségold hindeutet (je roter ein goldstück, desto mehr kupferzugabe bei der herstellung).
gewicht ca. 2 g, reiner goldwert demzufolge etwa 70 euro- ich habe hier ein beispiel, bei dem die medaille für 75 euro ersteigert wurde wobei der anbieter, ein händler für die echtheit garantierte. (veröffentliche ich jetzt nicht, beispiele gibt es hier ja schon genug.)
bei der aufschrift steht die amtszeit jfk`s im vordergrund, später dürfte es eher der todestag gewesen sein- allgemein: jfk war ein sehr beliebtes motiv, auch in deutschland (west).
auf der rückseite steht zwei mal "auruem", was übersetzt schlicht und einfach "gold" bedeutet, bei dem thronenden herrn tippe ich auch auf die übernommene mittelalterliche darstellung eines deutschen kaisers (welcher, ist für mich eher zweitrangig).
öfter steht auf diesen medaillen der leitsatz "aureum eternum est", was soviel wie "gold ist für die ewigkeit" bedeutet. kaiser und präsidenten wohl eher nicht...
herstellungs- und vertriebszeitraum, sowie vertriebsgebiet dürften sich jedoch für die kripo mühelos feststellen lassen.
3. der ring mit eingraviertem muster: für mich das älteste schmuckstück, ca. 20er-jahre des letztenjahrhunderts, richtung art-deco, ebenfalls massiv gold. bei der hier bemängelten ungenauen gravur sollte nicht vergessen werden, daß die schmückstücke stark vergrößert sind, und zudem oftmals echte handarbeit.
(dies merkt man auch bei den vielen kratzern des münzringes, die mit bloßem auge natürlich nicht sichtbar sind.)
für mich ist das jedenfalls ein interessanter ring, von der optik her (beim anblick von art-deco und jugendstil schlägt mein herz immer schneller...).
der ring wurde aufgeschnitten- dies deutet darauf hin, daß es sich um ein erbstück/andenken an eine nahestehende person handelt- ich tendiere hierbei zu einer frau.
4. die uhr: hier habe ich zwei ungewöhnlichkeiten festgestellt, nämlich zum einen den zifferblattaufdruck "Quarz" (statt "Quartz"), und ganz besonders die fehlende herstellerangabe auf dem zifferblatt.
dies läßt mich zu dem schluß kommen, daß die uhr absichtlich von der veröffentlichenden behörde anonymisiert wurde- es scheint ihr schlichtweg nicht darauf anzukommen, in erfahrung zu bringen, wer einmal der besitzer eines bestimmten uhrenfabrikates war...
anfangs passte für mich diese uhr nicht zu dem restlichen schmuck, bis ich mich mit der historie der quarzuhr vertraut machte- nunmehr ordne ich auch diese uhr durchaus einer eher begüterten person zu.
selbst das armband erinnert mich eher an die düsseldorfer "kö", als an ein hippie-festival oder rockertreffen...
hier noch der link zur quarzuhr-seite:
Wikipedia: Quarzuhrauszug:
"(...) Weihnachten 1969 verkaufte Seiko in Tokyo die erste Kleinserie von Quarzarmbanduhren, die Astron, allerdings noch zum Stückpreis eines Kleinwagens. (...)"
"(...) Seiko entwickelte bis 1972/73 drei Schlüsseltechnologien zur Serienreife, die bis heute praktisch jede Quarzarmbanduhr mit analoger Zeitanzeige auszeichnen: der stimmgabelförmige, fotolithografisch hergestellte Quarzresonator, die integrierte Schaltung des CMOS-Typs und den Schrittschaltmotor. (...)"
"Bis Mitte der 1970er Jahre war der Preis von Quarzuhren bereits auf unter 100.- DM gesunken, und er sank schnell weiter. (...)"
wer aber war diese frau nun, wie alt, und woher kam sie? und wie kam sie ums leben?
das weiß ich (noch) nicht, denn um sich mit schmucksachen näher unterhalten zu können, muß man sie vor sich liegen haben...
einen raubmord schließe ich jedenfalls schon mal aus.
mfg: domlau