DoroBe schrieb:Hat das hier Jemand genau so "alleine zu dem führed" irgendwo behauptet?
Nein, aber die Benennung der notwendige Bedingung zu tabuisieren, und gleichzeitig ellenlange Betrachtungen möglicher zuträglicher, aber nicht notwendiger Faktoren zuzulassen, führt vom Wesentlichen weg.
DoroBe schrieb:Schuldzuweisungen da gebe ich dir Recht aber wir leben in einer sozialen Gesellschaft mit einer Verantwortung füreinander. Je näher sich Menschen sind umso mehr Verantwortung tragen sie für einander, meiner Meinung nach.
In dem man einem Täter das "Mensch sein" abspricht, ihn sogar verteufelt, um so besser lässt sich diese geselschaftliche Mitverantwortung ablegen.
Ein Mensch mit einer schweren Persönlichkeitsstörung ist ein Mensch. Auch wenn er in vielem anders ist, als die meisten anderen Menschen, ist er natürlich ein Mensch. Zu realisieren, dass ein Mensch eine nicht korrigierbare Besonderheit aufweist, die ihn für seine Mitmenschen gefährlich werden lässt, bedeutet nicht, ihn als "Monster" zu dehumanisieren und ihn sich selbst zu überlassen.
Es gibt meiner Überzeugung nach für das So sein keine gesellschaftliche Mitverantwortung. Es gibt aber durchaus für das Umgehen mit dem So sein eine gesellschaftliche Mitverantwortung.
Da bewegen wir uns aber in einem ethischen Spannungsfeld.
Den Passagieren der Maschine, die von dem psychisch kranken Copiloten gecrasht wurde, wurden unsere Individualrechte zum Verhängnis. Keiner der 41 Ärzte und Psychotherapeuten, die der Täter zuvor aufgesucht hatte, erstattete Meldung bei der zuständigen Luftfahrtbehörde. Ärztliche Schweigepflicht aber ist eine gesellschaftlich gewollte und damit auch juristisch vorgegebene Pflicht. In anderen Ländern Europas und in den USA wäre das grundsätzlich anders gehandhabt worden. Ist das eine richtig, das andere falsch?
Beim Umgang mit psychisch schwer kranken Kindern und Jugendlichen tragen behandelnde Therapeuten und die Familienbehörden Verantwortung. Aber auch im Nachhinein fehlerhaft erscheinende Entscheidungen werden im Rahmen des gesellschaftlich und rechtlichen Konsenses getroffen.
Falsche Entscheidungen sind hierbei meist nicht schuldhaft, sondern unvermeidbar.
Wir sollten nur in der Lage sein, die Prämissen dieses Rahmens regelmäßig neu zu prüfen. Dies scheint mir jedoch schon sehr lange nicht mehr geschehen.