Nabend,
Frau.N.Zimmer schrieb:So hat @aero das nicht geschrieben, warum sollte er es dann gemeint haben?
ich habe auch nicht aero zitiert sondern (glaub ich)
@frauZimt die wiederum ja aus einem der Zeitungsartikel zitiert hat in denen einer der Anwälte der "Opferfamilien" den Zustand seiner Mandanten mit dem Argument erklärt sie hätten ja ihr EINZIGES Kind verloren.
Ich finde diese Formulierung einfach nicht gut aus genannten Gründen
Frau.N.Zimmer schrieb:Ich finde Deine "christliche Einstellung" etwas einseitig und undurchsichtig, zum Glück ist das hier auch OT
Meine "Aufzucht" mag christlich gewesen sein. Aber seit ich mir eingestand Agnostiker zu sein ist viel Zeit vergangen, ich sah nur keinen Grund darin die Gemeindearbeit die ich stets für sozial und sinnvoll hielt niederzulegen nur weil mein Glaube verloren gegangen ist. Meine Einstellung ist also keineswegs christlich, sondern weltlich und außerdem durch all die Erfahrungen die ich mit Menschen machen durfte so fundiert wie die Einstellung eines Einzelnen halt sein kann.
Ich finde eben diese Aussage "Die armen Leute haben ihr EINZIGES Kind verloren" sehr viel einseitiger als die Feststellung, dass Menschen mit einem nach außen ähnlich anmutenden Schicksalsschlag völlig unterschiedlich umgehen.
Mein "Problem" ist es einfach, dass ich GESEHEN habe, was solch eine Berichterstattung mit den Eltern machen kann.
In dem Fall handelte es sich um einen "Diskounfall" (allerdings nicht durch den Fahrer verursacht) bei dem 4 Jugendliche und junge Erwachsene ums Leben kamen.
3 der Familien verloren dabei "ihr einziges Kind" und die vierte den älteren Sohn dessen kleine Schwester 14 Jahre alt war (also etwa in meinem Alter)
Da es sich um Mitglieder der gleichen Gemeinde handelte und durchaus auch mindestens ein gutes Bekanntenverhältnis bestand trafen diese Menschen recht häufig aufeinander und da die Kinder enge Freunde waren wurde die Trauerfeier auch zusammengelegt.
Beim Kondolieren haben sich einige Menschen berufen gefühlt den Eltern ihr herzliches Beileid zum Tod ihres "einzigen Kindes" auszusprechen und den Eltern die mit ihrer Tochter direkt daneben standen nur "Herzliches Beleid".
Meinem Eindruck nach hat diese Formulierung den Eltern die ihr einziges Kind verloren hatten nicht geholfen und für die mit der Tochter war es jedes Mal ein Schlag ins Gesicht. Ich habe die Eltern nie drauf angesprochen aber die Schwester erwähnte das wenige Jahre später mal, dass es zumindest bei diesen Menschen durchaus so ankam als wolle man ihnen mitteilen "och für Euch ists ja nicht so schlimm, ihr habt ja noch eins".
Ich denke wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass wir uns auch ohne eine Umfrage zu starten darauf einigen können, das keiner der Kondolierenden diesen Effekt beabsichtigt hat oder auch nur in Kauf genommen hätte wenn er ihm bekannt gewesen wäre.
Ich frage also durchaus aus aufrichtigem "empathischem Interesse" warum diese Forumulierung gewählt und übernommen wird.
Gehen die Menschen die den Tod des "einzigen Kindes der Trauernden" so betonen tatsächlich davon aus, dass es den Betroffenen hilft es so auszudrücken und von denen die noch weitere Kinder haben schon "richtig verstanden" wird?
oder ist es vielleicht nur eine "Kettenreaktion" mit der ein Anwalt oder Reporter anfängt und die dann so weiter zitiert wird ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, dass demjenigen dem man nochmal ins Gesicht sagt "Tut mir leid, dass Du Dein einziges Kind verloren hast" damit nicht wirklich geholfen ist und so manch einer der das mitbekommt und seinerseits nur nur ein "herzliches Beileid" bekommt weil er noch Kinder hat sich eben doch in seiner Trauer weniger ernst genommen fühlt.
Mich interessiert einfach wie viele Gedanken sich Menschen darüber machen ehe sie so etwas aussprechen oder zitieren eben weil ich es nicht verstehe und ich habe eben gelernt dass ich wenn ich etwas nicht verstehe besser daran tue halt nachzufragen als jemandem der zu so etwas anders steht als ich einfach mal pauschal zu unterstellen er habe keine Ahnung oder sei einseitig.
Da hab ich mit höflichem Nachfragen bisher einfach bessere Ergebnisse erzielt.
Suinx schrieb:@Gymli meint wahrscheinlich sinngemäß: Wo kein Kläger, auch kein Richter.
Vielleicht meint er auch einfach ob die Nebenklägerschaft seitens der "Opferfamilien" und die dadurch gewissermaßen entstandenen Fronten irgendwie zu vermeiden gewesen wären und nicht den Strafprozess an sich.
Oder was noch besser ist: Gymli erklärt uns selbst was gemeint war
:)Zunami schrieb:Jedenfalls finde ich persönlich deine Einstellung und deine Sicht der Dinge sehr ansprechend und sympathisch :)
Danke, das ist lieb.
Zunami schrieb:Das das nicht für jeden hier gilt zeigt nur einmal mehr, wie unterschiedlich Menschen sind .. und das ist auch gut so :)
Das sehe ich genauso. Hätte ich in meinem Leben nicht so viele Menschen kennenlernen dürfen die so völlig anders ticken als ich hätte ich weit weniger gelernt.
Zunami schrieb:Aber das ist alles OT
Bedingt halt, weil es eben auch in den Zeitungsberichten hier und da auftaucht und dann hier übernommen wird und mich wie gesagt durchaus interessiert ob das einfach zitiert wird oder ob andere Menschen eben andere Eindrücke gesammelt haben als ich die nur gesehen hat das diese Formulierung (wohl gemeint die Formulierung und nicht das Vorhandensein weiterer Kinder, was wie ich bereits schrieb sehr individuell bewertet wird) tatsächlich mal dem einen Trauerndem geholfen hat statt nur ein Schlag ins Gesicht für den anderen zu sein.
MissMary schrieb:Mir tut der Mann sehr Leid, er hat eine Situation "ach, da passiert schon nichts" falsch eingeschätzt und damit den Tod von sechs Menschen verursacht.
Ich denke das wird der "kritische Beweis" sein von dessen Würdigung Schuld- oder Freispruch und Strafmaß erheblich abhängen werden.
Der Vater hat den Hinweis, dass der Generator nicht für den Betrieb in Innenräumen geeignet ist ja zur Kenntnis genommen und deswegen die Entscheidung getroffen, das Teil 1. nicht im Hauptzimmer sondern in einem Nebenraum aufzustellen (sicher auch weil die Generatoren die ich kenn irre laut sind) und 2. dieses "Abgasimprovisorium" gebastelt, das dann ja so tragisch versagt hat.
Nun kann der Richter u.A. anhand dieses Beweises (soweit ich weiß handelt es sich um eine Übereinstimmung von Ermittlungsergebnis und Aussage des Angeklagten) kann der Richter nun entweder so auslegen, dass er den Vater schuldig spricht weil er in dem Bau der "Abgasanlage" ein Erkennen der Gefahr bzw eben das tödliche Verkennen Dieser sieht.
Oder aber er wertet diesen Beweis zu Gunsten des Angeklagten, weil dieser immerhin kein Elektriker ist, nicht so gehandelt hat um einen finanziellen Gewinn zu erreichen oder zu vergrößern (z.B. wenn er die Laube vermietet hätte oder sowas) und es wenn man sich in manch Kleingarten so umschaut (oder hier die Beiträge liest) ja leider durchaus nicht unnormal ist, dass der Hinweis "nicht für Innenräume geeignet" mit gekippten Fenstern oder den abenteuerlichsten Konstruktionen umgangen wird was erschreckend oft gut geht.
Ich möchte gar nicht wissen wie viele Menschen dem Prozess folgen und sich eingestehen müssen sich selbst (ggf samt Familie) schon mindestens einmal durch eben solch ein Provisorium in Lebensgefahr gebracht und eigentlich eher durch irgendeinen glücklichen Zufall überlebt zu haben.
Eine "richtige" oder "falsche" Entscheidung gibt es hier meiner Meinung nach nicht deswegen hoffe ich lediglich, dass der Richter sich die Entscheidung nicht leicht macht und im Falle eines Schuldspruchs wenn möglich auf eine Strafe zu verzichten.
Nicht nur aufgrund meiner eigenen Meinung sondern auch viele der Beiträge hier halte ich eine Haftstrafe für ganz und gar nicht "im Namen des Volkes" und eine Geldstrafe ist so eine Sache.
Wenn der Richter davon ausgeht, dass die Familien der anderen 4 Opfer die Bestattungskosten ihrer Kinder zivilrechtlich geltend machen (und vermutlich selbst bei einem Freispruch vorm Strafgericht ganz gute Chancen hätten) dann macht eine Geldstrafe noch viel weniger Sinn.
warten wir es ab und hoffen, dass alle Beteiligten die Kraft finden die sie brauchen um das durchzustehen.