@aero Ich hoffe, dass man damals den naheliegenden Schritt getan hat, nachdem man die Sprache und Herkunft dieses Zettels identifiziert hatte, über das FBI oder direkt beim BKA nachzufragen, ob jemand vermisst wird.
Verliert man das Interesse an einem unbekannten Toten? Das kann man so und so pauschal sicher nicht sagen. Ein spektakulärer Mordfall mit Spuren, die man verfolgen kann, ist für einen Polizeibeamten sicherlich interessanter. Ein Vermisstenfall, wie z.B. der von Tanja Gräff, wo ein ganzer Ort Anteil nimmt, sicherlich auch.
Aber die Beamten, die mit diesem Fall zu tun hatten, haben sicherlich auch ihre Arbeit getan. Es wurden ja anscheinend mehrere Fälle abgeglichen, wie man auf der NamUs Seite sehen kann. Aber ohne weitergehende Spuren ist so ein Fall schnell "ausermittelt."
Dabei hat man hier durchaus noch Vorteile gehabt: der Tote wurde sehr schnell gefunden. Das Problem ist offensichtlich, dass er entweder nirgends vermisst wird, oder es nicht gelungen ist, ihn mit einem Vermisstenfall in Verbindung zu bringen.
Es ist dies ein etwas frustrierender Aspekt, der aber manchmal Beamte auch anspornt. Ein guter Freund von mir ist Sachbearbeiter solcher Fälle bei der Kripo und er meint, gerade das Gefühl, dass niemand sonst auf der Welt einen oder eine Tote vermisst, gibt ihm extra Motivation dann eben der eine zu sein, der sich kümmert.
Ich fasse einmal zusammen, was wir wissen:
Ein junger, ganz normal aussehender Mann wird tot aufgefunden. Es gibt keine offensichtlichen Spuren oder Anzeichen, die auf Verwahrlosung hinweisen: er ist sauber, gepflegt, kurze Haare, rasiert. Er macht nicht den Eindruck, dass er auf der Strasse lebt.
Kleidung, die Habseligkeiten und vor allem der ominöse Zettel weisen darauf hin, dass er nicht aus ABQ stammt sondern eventuell sogar aus Deutschland. Das würde erklären, dass er im Umfeld des Fundorts nirgends vermisst wird.
Wir wissen nichts über die Todesursache, nicht einmal ob wir von einem Verbrechen ausgehen sollten oder nicht.
Die Habseligkeiten, die gefunden wurden, geben Rätsel auf, vor allem im Zusammenhang mit dem, was nicht gefunden wurde: Wieso Rasierschaum und kein Rasierer oder sonstiger "Kulturbeutel?" Wieso ein Kabel aber kein passendes Gerät? Wieso einen Rucksack aber keine extra Kleidung etc? Keinerlei Papiere, Geld, Schlüssel etc - das weist eher auf ein Verbrechen hin.
Der Fundort ist ungewöhnlich: Albuquerque liegt abseits der Hauptrouten, welche Touristen aus Europa üblicherweise nehmen. Der Fundort wiederum liegt abseits der wenigen touristisch interessanten Punkte in Albuquerque. Man kann behaupten, dass eigentlich nur Einheimische in diese Gegend kommen. Er ist nahe an der Stadt, aber nicht in der Stadt.
Die Frage ist: wie kam er hierhin? Wenn freiwillig, dann warum? Dort gibt es nichts. Es ist damals ein Wüstengebiet, das offensichtlich von Geländebikern genutzt wurde, denn die haben ihn gefunden.
Die nächste Bushaltestelle des Stadtbusses ist ca 3 Meilen entfernt an einer Hauptstrasse in einem Wohngebiet.
Normalerweise bewegt sich in ABQ mehr oder weniger jeder mit einem Auto. Die Distanzen sind nicht unerheblich. Der Fundort liegt etwa 10 Meilen (17km) vom Stadtzentrum entfernt. Dort ist auch die Busstation für die Überlandbusse.
Die nächste EconoLodge ist ca. 3 Meilen entfernt. Man kann davon ausgehen, dass dort nachgefragt wurde, ohne Ergebnis.
Das ist alles, was wir wissen, es ist sehr wenig.