@planetzero ich gehe davon aus dass du dir "making a murderer" nicht angesehen hast, sonst würdest du wohl kaum den absurden vergleich mit michael moore bringen. es würde wohl auch nicht viel sinn machen wenn du es dir ansiehst, filme über die justiz in den usa sind in deinen augen ja offensichtlich grundsätzlich linke propaganda, und in diesem fall auch noch von new yorker lesben, was die filmemacherinnen aus deiner sicht von haus aus diskreditiert. kritik ist ja schön und gut, nur sollte man halt auch wissen was genau man eigentlich kritisiert.
es ist in "making a murderer" überhaupt nicht notwendig einseitig zu interpetieren oder selektiv fakten auszublenden, wie du es hier unterstellst, weil die polizei und die staatsanwaltschaft und selbst das fbi und das kiminaltechnische labor teilweise derartig geschlampt haben dass einem die haare zu berge stehen.
was viele leute, und vor allem solche die "making a murderer" nicht selbst gesehen sondern nur darüber gelesen haben, nicht verstehen wollen ist dass es in "making a murderer" überhaupt nicht darum geht zu beweisen dass steven avery unschuldig ist. als die filmemacherinnen vor 10 jahren mit den dreharbeiten begonnen haben wussten sie überhaupt nicht in welche richtung sich die sache entwickeln würde. als im lauf der gerichtsverhandlung immer mehr ungereimtheiten, schlampereien und absurde aussagen von ermittlern auch im zusammenhang mit steven avery´s erster verurteilung ans licht kamen war klar dass es eine dokumentation über strafverfolgung als solches werden würde. das steven avery und brendan dassey am ende beide schuldig gesprochen wurden tut meiner meinung nach gar nichts zur sache.
ein staatsanwalt berichtet noch ganz am anfang der ermittlungen bei einer pressekonferenz süffisant lächelnd grausame, wild ausgeschmückte details die durch sämtliche lokale medien gehen und stellt den verdächtigen als monster dar. während den ermittlungen stellt sich dann heraus es war alles ganz anders, in der gerichtsverhandlung ist davon dann keine rede mehr. trotzdem haben wohl sämtliche geschworenen die aussagen dieser ersten von gleich mehreren pressekonferenzen im kopf, es ist also schon von anfang an höchst fragwürdig ob in diesem bundesstaat überhaupt noch eine unvoreingenommene jury gefunden werden kann. derartige pressekonferenzen gibt es aus gutem grund fast nirgends sonst auf der welt.
die reid-methode, eine spezielle verhörmethode die auch von den ermittlern in diesem fall angewendet wurde ist sehr umstritten. und das video vom verhöhr von brendan dassey das im film vorkommt zeigt ganz klar warum. es ist ganz offensichtlich das im die polizisten die worte in den mund legen, sie bohren so lange nach bis er genau das sagt was sie hören wollen. in dieser situation hätte er ihnen alles gestanden. das ist ein paradebeispiel dafür wie und warum es immer wieder zu falschen geständnissen kommt, und das geständnisse alleine so gut wie nichts wert sind. und selbst wenn brendan dassey etwas mit dem mord zu tun hat, die videos von seinen verhöhren sind ein beispiel für schlechte polizeiarbeit dass ich in dieser krassen form noch nie gesehen habe.
mir war nicht bewusst dass es möglich ist für eine tat an der zwei täter beteiligt waren und deshalb zwei voneinander unabhängige gerichtsverfahren durchgeführt werden von seiten der staatsanwaltschaft zwei völlig unterschiedliche tatabläufe zu schildern. im fall von brendan dassey soll die tat so abgelaufen sein dass das opfer im wohnwagen erstochen wurde, im fall von steven avery soll das opfer in der garage erschossen worden sein. zumindest eine der beiden varianten kann also gar nicht stimmen, trotzdem wurde beides zur anklage gebracht und schlussendlich wurden auch beide schuldig gesprochen.
dass alleine wären schon gute gründe für eine interessante doku, und hier kommen noch zahlreiche andere punkte hinzu die ich jetzt aber gar nicht alle aufzählen mag. der frage ob steven avery schuldig ist oder nicht gehen die filmemacherinnen gar nicht wirklich nach, sie dokumentieren in erster linie die gerichtsverhandlung und die arbeit der anwälte.
dass der film in dieser form jetzt überhaupt gezeigt wurde hat wie
@planetzero es unterstellt nichts mit dem angeblichen "juste milieu" zu tun dass in hollywood vorherschen soll sondern liegt am erfolg von "serial" und "the jinx". noch vor drei jahren haben die filmemacherinnen vergeblich versucht den stoff bei einem fernsehsender unterzubringen, aber nachdem die erste staffel von "serial" völlig aus dem nichts ein riesen hit wurde suchen jetzt plötzlich sämtliche sender nach ähnlichen stoffen, und als den verantworlichen bei netflix der vorschlag unterbreitet wurde aus dem vorhandenen filmmaterial eine dokuserie zu produzieren konnten sie es gar nicht abwarten, und der erfolg gibt ihnen recht.