Nabend,
Robin76
Du musst aber davon ausgehen, dass der See nicht sofort mit Spürhunden abgesucht wurde. Wie viel Zeit war vergangen? In dieser Zeit hat es auch geregnet und ich denke nicht, dass ein Spürhund dann noch jede Urinspur erschnüffelt.
Einerseits hast Du natürlich völlig recht. Andererseits wurde die Ergebnisse der Maintrailer die anzeigten, dass 3 Spuren zum See führten und nur eine weiter extrem ernst genommen.
Und diese Spuren sind weitaus weniger stabil als die, die von Blut, Erbrochenem und Urin. Zumal sich diese Spuren eben auch von den Opfern auf den Täter und somit in das Auto mit dem er heim fuhr übertragen haben dürften, wenn er nicht seine komplette Kleidung gewechselt hat.
Und im Schutz der Autos hätte man da etwas finden müssen (der Bereich um den Zündschlüssel herum ist hier ebenso beliebt wie der Fußbereich des Fahrers und der Kofferraum, zumindest wenn irgendwelche Hilfsmittel eingesetzt wurden).
Während es um den See und den Wäldern und Co drum herum ganz sicher Stellen gibt die nicht oder weniger eingehend untersucht wurden habe ich ernste Zweifel daran, dass es in den Autos der Familien noch ein Staubkorn gibt das nicht verhört wurde.
Robin76
Abgesehen davon habe ich persönlich in Spürhunde nicht das allergrößte Vertrauen.
Bei Mantrailern gebe ich Dir absolut recht. Das liegt u.A. daran, dass man gar nicht so genau weiß was alles in diese individuelle Fährte mit reinspielt und die Ausbildung und Arbeit daher auch weniger Spuren- und Fährten, sondern viel eher ergebnisorientiert abläuft.
Ich habe schon ausgezeichnete Mantrailerhunde gesehen, die sich täuschen ließen.
Einer z.B. weil ein anderer Mensch zufällig die gleiche "künstliche" Geruchsfährte hatte wie die Testperson, die eigentlich gesucht werden sollte.
Die beiden lebten im gleichen Haushalt, nutzten das gleiche Waschmittel und die gleichen Pflegeprodukte und hatten vermutlich das gleiche Frühstück usw.
Wäre dies keine Testsituation gewesen hätten wir das nie erfahren, zumal es sich wirklich um einen sehr guten Mantrailer handelte der uns auch schon eine Menge Ärger erspart hat, weil ein gemeinsamer Spaziergang mit ihm bedeutet, dass die Chancen, dass er einen Schlüsselbund, ein Handy, usw also etwas das man beim überqueren der Heuwiese verloren hat mit unglaublicher Sicherheit wiederfindet extrem hoch sind
;)Aber Mantrailer, Pettrailer, Fährtenhunde und wie sie alle heißen sind hier eine Aussnahme.
Bei Spürhunden die für das Auffinden bestimmte Dinge wie Drogen, Bargeld, Brandbeschleuniger, menschliches Blut, - Körperteile usw trainiert werden ist aber anders, weil hier im Gegensatz zu den Mantrailern die meisten Spuren die man finden will gut bekannt sind. Der Hund wird hier also nicht auf eine Fährte geschickt bei der der Mensch gar nicht so genau weiß woraus sie sich zusammensetzt, sondern er sucht ganz gezielt nach menschlichem Blut, menschlichem Gewebe, menschlichen Mageninhalt usw.
Das ist deutlich konkreter und zuverlässiger. Der Haken an der Sache ist hier halt dass der spezielle Spürhund Dir nicht sagen kann ob das gefundene Blut von der gesuchten Person ist oder ob sich jemand anderes hier beim Picknick in die Finger geschnitten hat. Der Bargeldsuchhund kann ja auch keine Finanzprüfung machen. Der sagt nur "HIER ist menschliches Blut" aber das in der Regel extrem zuverlässig.
Zumindest sind das die Ausbildungsmuster die ich kenne, aber ich kann nichts darüber sagen wie einheitlich die sind.
Da ich aber davon ausgehe, dass die Polizei die dort sucht schon weiß was sie tut vermute ich mal, dass schon Hunde eingesetzt wurden, die auch für die Auffindung von Spuren die zu den Hypothesen möglicher Tathergänge passen ausgewählt wurden.
Photographer73:
Was hat das denn mit Abgebrühtheit zu tun ? Schuldgefühle wären bestimmt mit im Spiel, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß man wegen diesen seine Familie weiterhin im Glauben läßt, daß man tot ist. DAS würde abgebrüht sein.
Ausdrucksfehler meinerseits. Ich wollte damit keineswegs sagen, dass "einfach wegbleiben" richtiger oder logischer ist als trotz dem Tod des Mannes zurückzukehren. Ich bezog mich da wirklich nur auf die Aussage von insideman.
Fraukie schrieb:Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wie soll sich für die Mutter so eine Ausweglosigkeit ergeben haben? Es war in dem Fall Selbstmord und nichts hätte ihr passieren können.
Ich finde die Annahme, dass S.S. keinem Gefühl der Ausweglosigkeit begegnet sein soll, weil sie rechtlich auf der sicheren Seite war einfach falsch.
Dazu kommt es einfach viel zu oft vor das Menschen auf die Konsequenzen einer fatalen Fehlentscheidung mit einer weiteren Fehlentscheidung reagieren die oft sogar noch übler ist als die Erste.
Da empfinde ich die Aussage "Wieso sollte sie das Gefühl haben nicht zurück zu können, ihr konnte doch nichts passieren." halt zu rational und egal ob man hier von Flucht, Selbstmord, erweitertem Selbstmord usw ausgeht.. das überzeugt alles nicht auf der rationalen Ebene.
Mit vorsichtigen Worten als "schwierig" möchte ich hier das Eingehacke auf die ältere Tochter bezeichnen..
LIX:
Das Interview der Tochter in der Zeitschrift Closer erscheint mir komisch. Sie ist sich scheinbar zu 100% sicher, das M.S. die beiden umgebracht hat, trotzdem könne sie ihn dafür nicht hassen. Ein eventuelles Auflösen der Leichname im Stil von Breaking Bad ist eine Horrorvorstellung, die sie doch eigentlich schwer traumatisieren müsste, oder?
Ist nicht die Tatsache, dass Mutter und Schwester verschwunden sind und der Stiefvater als Suizidopfer wieder auftaucht dem Polizei und Presse vom ersten Tag an den Mord an der Schwester und der Mutter nachsagen nicht schon Trauma genug?
Manche Menschen reagieren auf so etwas indem sie sich an einer Meinung festbeißen (siehe Marcos Mutter, die bei ihrer Aussage er habe seine Familie auf keinen Fall getötet bleibt) und andere sind irgendwann bereit alles zu glauben und erfahrungsgemäß haben die, die sich nicht festbeißen bessere Chancen irgendwann wieder glücklich zu werden.
Ich verstehe wirklich nicht was an den Aussagen der älteren Tochter so "komisch", "falsch", "verdächtig", "unnatürlich" oder was hier noch so alles an Worten gefallen ist ist..
Sie steht im Moment zwischen den Ereignissen die diesen Teil ihrer Familie zerstört haben und ihrer eigenen Familie bzw ihrem eigenen (Weiter)Leben.
Sie muss mit der Tatsache leben, dass sie vielleicht NIEMALS erfahren wird, was wirklich mit ihrem Stiefvater, ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester geschehen ist bzw, dass wenn überhaupt nur hier und dort kleine Puzzleteile auftauchen werden.
Möglicherweise wählt sie einfach den gleichen Weg, den ich vermutlich auch gehen würde:
Sie überlegt sich was für sie der schlimmst mögliche Fall, das übelste Horrorszenario wäre und macht dann mit dieser Vorstellung ihren Frieden.
Durch die Auffindung der Leiche ihres Stiefvaters muss sie nicht befürchten, dass er seine Familie beseitigt hat um sich selbst irgendwo auf die Sonnenseite des Lebens davon zumachen.
Sie kann also annehmen, dass was auch immer er tat er dieses aus Verzweiflung tat und hat sich entschieden ihm selbst für den allerschlimmsten für sie vorstellbaren Tatablauf zu vergeben und darin ein bisschen Frieden zu finden.
Ihr Gewinn bei dieser Überlebenstaktik: egal welche Erkenntnisse bei der weiteren Ermittlung zu Tage treten:
sie kann nur gewinnen, denn entweder ist ihr persönlicher worst case real und die Vergebung hilft ihr zu heilen oder es werden Beweise gefunden die sie "positiv überraschen", wenn sie auf einen Tathergang schließen lassen der weniger krass ist als die Vorstellung mit der Säure.
Ich mag kein Freund der Psychologie sein, aber ich mag die These, dass wir eine Spezies sind die enge soziale Bindungen eingeht und dennoch über Programme verfügt, die ein Überleben möglich machen, selbst wenn geliebten Menschen Schlimmes passiert bzw geliebte Menschen schlimme Dinge tun.
Bin ich wirklich die Einzige hier, die fest davon überzeugt ist, dass diese Frau mit Vergebung eine deutlich bessere Chance auf ein halbwegs normales Weiterleben hat als mit Hass und Groll?
Sind wir nun echt soweit, dass man nicht einmal mehr einem Toten vergeben darf um selbst seinen Frieden zu finden?
Eine Welt in der man sich mit Vergebung verdächtig macht finde ich irgendwie verdammt gruselig...
LIX:
Es gibt ganz nüchtern betrachtet online 'Kommentare', die von ihr verfasst wurden und die aufgrund der Orthograpie, des Schreibstils, sowie der Interpunktion eher den Schluss zulassen könnten, dass sie eher kein überdurchschnittliches Bildungsniveau hatte.
Da liegst Du zumindest in der Verallgemeinerung daneben.
Ich werde u.A. für das Verfassen von Artikeln in Fachzeitschriften bezahlt und mein IQ liegt je nach Messverfahren knapp über oder knapp unter 80.
Ich habe immer schon sehr gern gelesen und eigne mir gerne wissen an. Da trainiert sich ein "klug klingender Schreibstil" ruck zuck an.
Man mag mir zwar anmerken, dass ich nicht das hellste Licht am Kronleuchter bin, aber wie dusselig ich wirklich bin, das, so behaupte ich mal, zeigt sich in meinem Schreibstil definitiv nicht.
Bei der Planung einer Flucht flöge ich vermutlich schon beim Kaufen des ersten Tickets auf die Schnute.
Demgegenüber kenne ich massig Leute deren Schreibstil super ungebildet wirkt (meist sind das Menschen die keine Freude an Büchern haben) die eine perfekte Flucht aber durchaus mehr als ausreichend gründlich planen könnten.
Wie jemand einen Kommentar oder einen Brief schreibt.. das sagt null darüber aus wie intelligent und planungssicher dieser Mensch ist.
lg