Mordfall Manuela R.(15j.) - Pforzheim 07/1995
23.01.2016 um 13:06
Aber jetzt zum Thema...
Ich gucke während dem Nachtdienst manchmal alte XY-Sendungen an und an diesen Beitrag erinnere ich mich nur sehr peripher.
Pauschal würde ich nach den RTL-Beiträgen sagen, der Täter ist entweder der Vater wider Willen, oder direkt im Umfeld der Tante zu finden - oder beides.
Auf den sittlichen Nährwert von RTL-Beiträgen gebe ich grundsätzlich nichts. Jedem, der einen IQ größer dem einer Banane 🍌 hat müsste doch klar sein, dass es da immer ein Script gibt, den dargestellten Personen vorgegeben wird, was sie zu sagen haben oder auch nicht, und letztendlich wird das gedrehte Material so zusammengeschnitten, dass selbst der netteste Sympathieträger rüberkommt wie die größte Dumpfbacke westlich des Urals und die einleuchtendsten Tatsachen werden verdreht, so dass am Ende nur gequirlte Kagge rauskommt.
Ich schaue die Privaten grundsätzlich nur, wenn ich muss. Und selbst die Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen sehe ich oft kritisch. Bei denen ist die Meinungsführung halt nur wesentlich subtiler...
Dennoch - ich habe heute morgen als Bettlektüre den ganzen Thread durchgelesen. Im Gegensatz zu einigen anderen ist er ja recht überschaubar...
Ich habe den Eindruck, dass viele hier das alles aus der Erwachsenenposition betrachten und nicht aus dem Blickwinkel eines 15jährigen Mädchens.
Ich gebe zu, auch ich habe vieles schlichtweg vergessen. Aber ich erinnere mich noch gut an die pubertären Grabenkämpfe mit meinen Eltern. Dass die ihre Hände über dem Kopf zusammen schlugen, als ich mit 15, 16 mit den ersten Freunden ankam. Da war jeder suspekt und keiner gut genug. Der erste, mit dem es etwas ernster war, war 18, ich kurz vorm 16. Geburtstag. Er machte auf dicke Eier und war ein Aufschneider vor dem Herrn. Und weil er nicht so landen konnte wie er gerne wollte, machte er nach drei Wochen wieder Schluss. Wiederum einige Wochen danach traf ich einen seiner Freunde im Nachbarort (der übrigens der namensgebende Teil meiner Heimatgemeinde ist, aber die beiden Ortsteile sind nie wirklich ganz zusammengewachsen) - er stand im Auto mit kaputtem Auspuff neben mir an der Kreuzung und hielt dann an um mich heim zu fahren. Die Beziehung hielt dann sehr zum Ärger meiner Eltern fünf Jahre - sie haben das eifrig torpediert (und umso mehr haben wir zusammen gehalten). Ich habe dann grundsätzlich nur noch wenige Basics meinen Eltern mitgeteilt (während ich mich Gott und der Welt gegenüber mitteilen konnte), und das Verhältnis ist bis zum heutigen Tag für mich schwierig geblieben. Obwohl ich die Teenagerkrisen längst hinter mir gelassen habe... Dabei sind meine Eltern nette Leute, Außenstehende würden meine Kindheit vermutlich als glücklich, wohlbehütet und materiell als überdurchschnittlich versorgt bezeichnen. Trotzdem kann da irgendwie und irgendwo ein Würmchen drin sein...
Von daher bin ich ganz nah bei dem Mädchen. Wenn ich ihre Mutter so betrachte, ist die so ein geschlechtsneutrales Mutti, während ihre Tante zu ihren Hochzeiten (also Hoch-Zeit, nicht Heirat) sicher ein rechtes Partyhuhn war. Auch wenn sie heute etwas verlebt aussieht, war sie vor zwanzig Jahren sicher sehr modern und vielleicht noch keine dreißig. Und dem Mädchen sicher näher als das betuliche Muttchen.
Für mich ist da sehr naheliegend, dass Manuela sich mit dem Schwangerschaftsdilemma an sie gewandt hat: 1. Sie musste nicht fürchten, dass das Problem aus der Familie getragen würde. 2. Eine gleichaltrige Freundin wäre bei dieser Angelegenheit sicher überfordert gewesen. 3. Geht man von der Annahme aus, dass der Vater des Kindes (egal, ob es nur eine vermeintliche Schwangerschaft war oder real eine bestand) ein Bekannter der Tante war, erhoffte sie sich vielleicht Schützenhilfe. Auch wenn sie jetzt keinen Namen genannt hätte, wäre sie früher oder später sicher damit herausgerückt.
Dass auch den Eltern eine Veränderung im Verhalten aufgefallen sein muss - davon gehe ich einfach aus. Nicht nur der Hormonhaushalt wirft alles über den Haufen, sie stand ja auch noch enorm unter Druck: Der werdende Vater war sicher unterbegeistert. Vielleicht hatte das Mädchen es mit dem Kind auch darauf ankommen lassen, um eine Beziehung zu zementieren, die SO vielleicht nur in ihrer Fantasie existierte... Wäre ja nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht...
Dazu hat sie vielleicht realisiert, dass sie sich ihre berufliche Laufbahn ruiniert. Oder zumindest für viele Jahre behindert. Denn schwanger hätte sie sicher keine Lehrstelle antreten können.
Generell möchte ich noch hinzufügen, dass viele Details der Öffentlichkeit nicht oder nicht in allen Veröffentlichungen mitgeteilt wurden. So z.B. dass das Mädchen wohl durchaus Kontakte zu älteren Leuten hatte. Die Schwangerschaft ist gut möglich, war aber wohl erst ganz am Anfang. Ich glaube nicht, dass die körperlichen Veränderungen anfangs so groß sind, dass bei einer Leiche, die länger lag, der Zustand so ohne weiteres nachgewiesen werden kann. Ich glaube auch nicht daran, dass ein möglicher Freund viel älter als Mitte zwanzig war. Mal ehrlich, für die meisten fünfzehnjährigen ist ein dreißigjähriger doch schon aus der Gruft entkommen...
Und was eine mögliche Vergewaltigung oder Todessehnsüchte angeht: Da wurden für die Dramaturgie wohl mal wieder Nebenschauplätze zur Hauptsache aufgeblasen...