Nemon schrieb:Jedenfalls kein "Gentleman". Heute kann man sich kaum noch vorstellen, welcher Klassen-Dünkel und Doppelmoral auch um die Jahrhundertwende noch herrschten.
Ich muss aber sagen, dass unter all den vielen Serienkillern, über die ich inzwischen gelesen habe, tatsächlich kaum ein "Gentleman" darunter ist.
Mit Ausnahme jener, die nicht nur zum Lustgewinn oder aus anderen psychisch gestörten Motiven heraus und nicht nur Fremde töten.
Ich zähle ja auch Leute wie Smith, den Badewannenmörder, nicht in die Kategorie Lustmörder, weil er eben des Geldes wegen mordete.
Klosowski zB und andere Sadisten wiederum nehmen eine andere Position ein. Die töten aber nicht nur anders, sondern auch langsamer. Man hat eben den Eindruck, als wäre das Töten an sich das Ziel, und nicht nur das Mittel zum Zweck, weshalb ja auch der eigentliche Tötungsvorgang so kurz und so schnell wie möglich gehalten wird, so wie es bei Smith der Fall war.
Und das bringt uns wieder zum Ripper: Ich sehe auch hier die Tötung als Mittel zum Zweck an, um mit den Leichen dann machen zu können, was er wollte, aber nicht als eigentlich Ziel.
Nemon schrieb:Ich bin mir gar nicht mal sicher, wie sehr sich Serientäter in dem Szenario noch vom allgemeinen Irrsinn abheben.
Ich denke auch dass sie das Ergebnis einer langen Reihe von Irrsinn sind der aber nicht nur in ärmlichen Gesellschaften vorkommt.
Diese Art Täter leidet oft schon von Geburt an unter neurologischen Problemen, bei denen ihnen nicht geholfen wird, die im Gegenteil ihren Stand in der Familie/Gesellschaft sogar erschweren; oder/und fühlt sich ohnmächtig in der Gesellschaft, in der sie aufwachsen. In dem Sinne wachsen dann schon in ärmlichen Verhältnissen eher Menschen heran, die sich ohnmächtig fühlen, aber eben nicht nur.
Es ist aber wohl weniger die Armut an sich, als eine soziale Verwahrlosung oder lieblose Atmosphäre,. Bescheidene Verhältnisse und eine nicht liebevolle Familiensituation scheinen eine große Rolle zu spielen.
Sehr oft zu beobachten sind ungesunde Erziehungsmethoden, wie Kinder verprügeln, Alkoholiker als Eltern, häufig wechselnde Bezugspersonen (vorzugsweise häufig wechselnde Väter), abwesende, gleichgültige Eltern (physisch wie psychisch) oder gar Eltern, die ihre Kinder quälen, oder sich einfach nicht um die Kinder kümmern können, sie es, weil sie selbst krank oder einfach nur überfordert wären.
Hinzu kommen fast immer frühkindliche Schädel-Gehirntraumen (die gerade wegen brutaler Erziehungsmethoden entstehen können), die die Heranreifung solcher Täter begünstigt.
Nahezu alle dieser Täter fallen schon als Jugendliche, wenn nicht als Kinder, unangenehm auf, haben bereits Jugend- oder andere Haftstrafen hinter sich, bevor sie endgültig "verrückt" werden..
Nur sind davor auch besserer Kreise nicht gefeit, allerdings können Täter aus einem feinerem Kulturkreis sich meistens einfach besser benehmen, sodass es viele, die sie kennen, sich im Nachhinein wie vor dem Kopf gestoßen vorkommen, weil sie es jemanden wie dem ja nie zugetraut hätten.
Serienkiller wachsen nicht einfach auf Bäumen, sondern werden in einer ungesunden Atmosphäre direkt gebrütet. Nahezu die gesamte Familie, und das über Generationen hinweg, und das Umfeld sind dabei oft ebenfalls sozial schwer gestört.
Der daraus erwachsende Serienkiller ist dann die Spitze des Eisbergs, oder um ein anders Sprichwort zu bemühen: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken (aber der Rest ist eigentlich auch nicht genießbar).
Diese Art Täter fangen aber keine Messerstecherei mit gleich starken Kerlen an oder überfielen offensichtlich Bewaffnete, wie Polizisten oder Soldaten. Sie suchen sich Schwache aus, die sie schnell in ihre Gewalt bringen können, Prostituierte bieten sich dazu geradezu idealerweise an, ohne dass der Täter sie aber hassen müsste (was natürlich auch ein Motiv wäre oder immerhin zur Gleichgültigkeit ihnen gegenüber beitragen könnte)