@sandfrauchenSo vom Gefühl her tendiere ich auch zu Szenario 3.
Szenario 1 ist ja mehr das Stalker-Verhalten. Und für Stalker ist es eigentlich typisch, dass es viele Vorstufen einer Eskalation gibt. Also zum Beispiel wiederholte verbale Drohungen, Handgeiflichkeiten etc., bevor es zur letzten Tat kommt. So wie Annika beschrieben wird, scheint sie ja eher eine Person gewesen zu sein die ihr Leben recht ausführlich mit ihrem Umfeld teilte. Sowas müsste dann eigentlich bekannt gewesen sein.
Szenario 2 ist ja mehr der zufällige Fremdtäter. Natürlich gibt es das, aber halt eher unwahrscheinlich. Und so ein Täter wird wohl sein Opfer eher an einem Ort suchen wo möglichst wenig Menschen drumherum sind. Mitten in einem Wohngebiet vor einer Haustür finde ich da auch etwas untypisch.
Szenario 3 finde ich vorstellbar.
Die beiden begegnen sich irgendwo einmalig (in Rostock, Hannover oder wie auch immer). Es gibt ein Gespräch, vielleicht ein versuchter Flirt. Sie weist ihn ab, vielleicht nicht auf sehr einfühlsame Art, deshalb wird er sauer. Nun spricht er wie aus dem nichts diese Morddrohung aus. Er sagt er kommt im November nach Hannover und bringt sie um. Vielleicht sagt er spontan November, weil er im Kopf hat das er im November irgendwas in Hannover zu tun hat. Das ganze wirkt aber so abgefahren und irreal, dass Annika es nicht weiter ernst nimmt und niemandem erzählt, außer ihrer Mutter. Und über den Kontext des Gespräches wissen wir ja nichts. Vielleicht hat sie ihr das gar nicht so gezielt erzählt, sondern eher so im "achso und dann war dort noch so dieser Typ, voll der Spinner, der sagte er will mich im November umbringen" Stil einer Anekdote. Warum sollte sie es auch besonders ernst nehmen. Sie dachte wahrscheinlich: Der Typ kennt mich doch gar nicht? Das war nur ein armer Spinner, der zuviel getrunken hatte.
Und naja, dann ist der Typ aber leider eine Art Psychopath, der sich in seine Drohung immer weiter reinsteigert und sie letztlich umsetzt.
Das würde zumindest erklären warum es keinen eindeutigen Hinweis auf ihn gibt, mit dem die Polizei was anfangen kann. Wenn es nur dieses eine Gespräch gab und er sonst weiter keinen Kontakt zu ihr hatte bis zu der Tat, dann verstehe ich ein bißchen wieso der noch nicht überführt werden konnte. Kann ja sogar sein, dass die Polizei bereits mit ihm gesprochen hat (3-4 Verdächtige in Rostock wurden ja überprüft), es nur leider keine Indizien gibt um weitere Maßnahmen zu rechtfertigen.