@Bellaso Hmmm, das mit den verschiedenen Schriftbildern bezogen auf verschiedene Länder/Regionen ist natürlich schwer zu erklären...
Ich hatte halt, wie gesagt, als Jugendliche viele Brieffreunde aus aller Welt (und die meisten eben aus Frankreich). Da ich Jahrgang 1973 bin und 1979 eingeschult wurde, kann man davon ausgehen, daß es beim Großteil meiner Brieffreunde ähnlich war, die gingen alle ab Ende der 70er Jahre zur Schule. Daher weiß ich natürlich nicht, wie die Situation heute ist, aber es geht ha um eine Zeit, die noch länger zurück liegt.
Ganz generell habe ich folgendes beobachtet:
- in den USA scheint es zwei Ausgangsschriften zu geben. Die eine ist sehr flüssig, die andere eher "gedruckt".
- In England herrscht ein rundes Schriftbild vor, die Buchstaben erinnern ziemlich an Druckschrift. In den Niederlanden könnte es ähnlich sein (jedenfalls schrieb meine eine Brieffreundin von dort ähnlich).
- Osteuropäer wiederum haben eine ganz eigene Handschrift, die ebenfalls typisch ist und einen hohen Wiedererkennungswert hat. Das könnte daran liegen, daß sie ja ursprünglich kyrillische Buchstaben schreiben/schrieben.
- die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, eigentlich kann man für jedes Land typische Merkmale festmachen, wenn man die Möglichkeit hat, mehrere Handschriften aus einem Land miteinander zu vergleichen.
- Französische Schriften sind oft sehr schnörkelig. Neben dem kleinen r gibt es auch Unterschiede beim J, j, z, h, t, und der Ziffer 1. Vermutlich kann man die Liste noch erweitern, das sind halt die Buchstaben, die mir nach all den Jahren noch in Erinnerung geblieben sind. (Übrigens benutzen französische Schüler auch eine komplett andere Liniatur als deutsche Schüler...)
Aber mir ist noch etwas anderes eingefallen. Kann sein, daß ich das bereits erwähnt habe, das liegt dann aber schon ein "paar Seiten" zurück...
Ich sammele alte Postkarten (und ich habe eine Handvoll alte Poesiealben aus 1910 bis 1955 etwa). Um 1900 waren Karten ein sehr beliebtes Kommunikationsmittel, dementsprechend bekommt man Karten aus dieser Zeit (und den Jahren danach, bis zum 2ten Weltkrieg etwa) auch für wenig Geld nachgeschmissen.
Die meisten Karten in meiner Sammlung sind aus Deutschland und aus Frankreich.
Für das typisch "deutsche" Schriftbild kann ich vereinfacht sagen, daß es zwischen den Weltkriegen einen großen Umbruch gab.
Bis in die 1920er herrschte die Deutsche Kurrentschrift vor. Das ist die Schrift, die heute gerne als Sütterlinschrift bezeichnet wird.
Sütterlin wiederum hat sich erst in den 1920ern durchgesetzt. Unter den Nazis gab es dann eine deutsche Volksschrift - und in den Nachkriegsjahren brach man mit den "deutschen" Schriftarten und führte eine auf den lateinischen Alphabet basierende Schriftart ein, die alle paar Jahre modifiziert wurde, aber die auch heute für uns ganz gut lesbar ist.
Mit der deutschen Kurrentschrift sowie der Sütterlin tue ich mich nach wie vor schwer, zumal es damals schon Sauklauen gab... 😁
Bei den alten Karten aus Frankreich jedoch ist das anders: Die alten französischen Karten kann ich prima lesen, vermutlich, weil die Handschrift damals bereits auf einer lateinischen Schrift basierte.
Erstaunlicherweise ist das Schriftbild jedoch deutlich anders als das aus jüngeren Jahren. Wann da eine Änderung einsetzte - keine Ahnung.
Das Schriftbild der Isdal-Frau ist irgendwo dazwischen (mit vielen Elementen, die ich von den gleichaltrigen Brieffreunden kenne), bei einem ältestmöglichen Geburtsjahr um ca. 1930 wäre sie noch vor dem Krieg eingeschult worden, bei einem geschätzten Geburtsjahr um 1950 wäre sie Mitte bis Ende der 1950er erstmalig zur Schule gegangen...
Meine Oma, Jg. 1929, kam ja in den 30ern in die Schule. Leider weiß ich nicht, mit welcher Schrift man damals hier im Saarland zu schreiben anfing. Aber als Erwachsene hatte sie eine Handschrift (lateinische Buchstaben), die ich bei ihren Altersgenossen immer wieder beobachtet habe, die zwar sehr leserlich war, aber irgendwie auch ungelenk wirkte, ganz so, als seien die Schüler im Laufe des Schulbesuchs umgelernt worden...