spiky73 schrieb:Auf einer Seite las ich etwas, wonach 1972 irgendwie Auslaender in Norwegen aufgegriffen und/oder verhaftet wurden (die auch mit falschen Identitaeten reisten etc.), und die dann zu der Isdal-Frau befragt wurden und leugneten, sie zu kennen.
Genau dazu wollte ich grade was schreiben.
Auf der norwegischen Wikipediaseite wird diese Betrugs-Hypothese erwähnt, die von einem Ex-Cop vertreten wurde:
Wikipedia: Isdalskvinnen#Hypoteser Google translate sagt dazu:
The retired policeman Asbjørn Bryhn informed in 1976 the press about his hypothesis. He thought the woman could have been part of a check swindler group. In 1972, two South Americans were arrested for check fraud in Bergen. They had also made use of false identities.
Ich hab mal recherchiert, was da gemeint sein könnte. Auf
dieser Archivseite habe ich
mehrer Artikel zu einem Fall gefunden, den ich hier mal vorstellen will - alle Angaben und Übersetzungen ohne Gewähr ;-)
--
Anfang 1972 gab es vier Festnahmen, zwei in Bergen und zwei in Oslo:
- Marco Campas oder Pedro Carbajal Rojas aus Peru, 42.
- Vera Maria Caldaz Lima aus Brasilien, 27.
- Hernandez Alcalde, aus Granada/Spanien, 29.
- Sulamit Almeida aus dem Londoner West End, 22.
Ihnen wurde vorgeworfen in Norwegen bis zu 300 000 Kronen erschwindelt zu haben. Sie wurden zu Gefängnisstrafen von bis zu 4 1/2 Jahren verurteilt.
Das Gericht ging davon aus, dass die Angeklagten nur Teil einer größeren Gruppe waren und die Drahtzieher in Italien saßen.
Der Betrug lief teilweise folgendermaßen ab: jemand zahlte in Malmö Geld auf ein Konto ein und erhielt dafür entsprechende Schecks. Diese Schecks wurden kopiert. Diese Kopien wurden dann in Holland und in Norwegen bei verschiedenen Banken eingelöst und zu Geld gemacht.
Vermutlich erhielten die Angeklagten diese Scheck-Kopien von einem "Albert" in Rom. Eine weitere Person muss dann das ergaunerte Geld entgegengenommen haben. Es fiel der Name "Fellin". Es wurde angenommen, dass diese Person mit einem Mietwagen nach Schweden flüchten konnte - mit einem Großteil der Beute.
Die vier Beschuldigten sollten von dem ergaunerten Geld einen Anteil erhalten.
Die 27jährige Brasilianerin Vera Maria Caldaz Lima, die sich als einzige schuldig bekannte, sagt dazu vor Gericht Folgendes - in etwa:
"I had to have money. I have two children, both at the orphanage. I stand before two operations, and will move to London. But I'm broke. To be a part of check scams in Norway I was promised a profit of $ 5,000. I could not help but accept. The money would save my children from the orphanage. I could take them with me to England. And the money would fund operations."
Beim Einlösen der Schecks nutzten sie falsche Pässe - wohl erstaunlich dilettantische Fälschungen, wie ein Reporter anmerkt - in etwa:
"A timely question bank inspection is going to ask is: How can bank officials be fooled by fake passports, where the pass is clearly old and the image brand new?"
Teilweise lösten sie auch gedeckte, echte Schecks ein, bevor sie die gefälschten Schecks nutzten - um das Vertauen der Bankangestellten zu gewinnen.
Zu Sulamit Almeidas, die 22jährige Engländerin, heißt es: Ihre Mutter kommt aus Indien, der Vater aus Portugal, aufgewachsen ist sie in Kenya, lebt mit britischen Pass in London. Der Gerichtsreporter ist hin und weg - in etwa:
"She is strikingly beautiful. She has night-black, long hair hanging on her back down to her waist. Her skin color is golden-brown, she has big brown eyes with enormously long lashes. Yesterday when she was led to the Magistrates, she was dressed in a dotted ocelot-fur"
--
Soweit ein grobes Bild der Ereignisse und der beteiligten Personen. Ob das zur Isdal-Frau passt? Keine Ahnung. Aber mir hat der Name "Vera Maria Caldaz Lima" gut gefallen, und das Auftreten der 22jährigen indisch-englischen Schönheit. Auffallend ist natürlich auch die internationale Besetzung der Gauner-Truppe - da würde unsere Isdal-Frau gut reinpassen.
--
Wer es weniger spektakulär mag, dem sei auf die englischsprachige
Zeitungsbeilage "Travel in Norway" aus dem Jahr 1970 verwiesen.
Darin sind Artikel und Infos zu "Bergen 900 Years 1970" und "Coming Events", ein paar Tourismuszahlen (1968 gab es 120.000 Gäste aus den USA, 124.000 aus UK, 145.000 aus Deutschland, 34.000 aus Frankreich - S.28) und einige interessante Anzeigen (Welcome to Grand Hotel in Arendal - Rooms Singles USD $9.00 w. bath)
Vielleicht hilft das, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie es in den 70ern für Reisende in Norwegen so war.