@Able_Archer hat da schon Recht. Auf dem Anmeldeschein gibt es Hinweise auf mehrere Länder und alle haben Fehler an sich:
Grundsätzlich scheint es schon so, als sei die Ausstellerin deutschsprachig, ich denke, sie konnte zumindest deutsch sprechen. Dennoch fallen Kleinigkeiten auf, die keine Deutsche oder Österreicherin normalerweise machen würde:
-Die Zahl 1 wird normalerweise von Deutschen mit einem Unterstrich geschrieben
-Der Ort Ljubljana (Laibach) wird im Original mit zwei j geschrieben, nicht wie hier Ljubliana. Deutsche benutzen eigentlich immer die Form mit zwei j.
War sie nun Belgierin? Auch da stimmt einiges nicht. Belgien ist heute zwar offiziell dreisprachig, Holländisch, Französisch und Deutsch sind Amtssprachen, aber das war nicht immer so. Und zu allen Zeiten haben die jeweiligen Bereiche sich schwer getan damit, die jeweils anderen Sprachen zu berücksichtigen. Der belgische Reisepass, der heute meist viersprachig ist (zu den drei Amtssprachen noch Englisch) war damals nur zweisprachig, französisch und niederländisch. Sowohl die Stadt Brüssel als auch die Region Brüssel sind französischsprachig, aber von niederländischen Sprachgebiet umgeben.
In Belgien werden und wurden wie auch in Deutschland üblich die Pässe von der lokalen Gemeinde ausgestellt. Im Ausstellungsort steht bei Pässen aus der Stadt Brüssel (die man nicht mit der Hauptstadtregion Brüssel verwechseln darf) "Ville de Bruxelles" oder einfach nur "Bruxelles." Keinesfalls aber irgendwas, das man als Kreisleitung übersetzen könnte, denn die gibt es nicht. Es gibt die Hauptstadtregion Brüssel, "Region de Bruxelles Capitale" oder auf niederländisch "Brussels Hoofdstedelijk Gewest" und deutsch "Region Brüssel-Hauptstadt", aber die stellt weder Pässe aus noch bezeichnet sie jemand als "Kreis."
Auch eine deutsch-Belgiern aus Eupen und Umgebung würde also wohl nicht Kreisleitung Brüssel schreiben, sondern man kann annehmen, sie würde einfach aus dem Pass abschreiben: Ville de Bruxelles, oder Stad Brussel (niederländisch) oder "Stadt Brüssel" schreiben.
Das ist also etwas merkwürdig. Wo gibt es das Wort Kreisleitung?
Es gab in der deutschen Geschichte zweimal Kreisleitungen: beide Male handelte es sich allerdings um Parteiinstitutionen, nicht um Verwaltungsinstitutionen:
Im dritten Reich hatte die NSDAP das Reichsgebiet in Gaue, und diese in Kreise unterteilt und dementsprechend gab es NSDAP-Kreisleitungen. Nach dem Krieg gab es auf dem Gebiet der DDR ebenfalls Kreisleitungen der SED. In Westdeutschland dagegen ist das Wort nicht üblich, und in Österreich noch weniger. In Westdeutschland sprach man verwaltungsmässig von Kreisverwaltungen und in Österreich heisst das ganz anders, dort ist eine Verwaltung eine Hauptmannschaft. Parteien in Westdeutschland haben einen Kreisverband mit einer Kreisverbandsverwaltung oder -führung.
Die Verwendung des Wortes Kreisleitung ist also entweder eine falsche Übersetzung, d.h. eine Ausländerin übersetzte hier ein in ihrer Sprache typisches Wort in ein ungebräuchliches deutsches Wort, oder sie kam aus einer DDR-Tradition.
Was fällt noch auf? Der Beruf soll wohl tatsächlich Verziererin heissen, nicht Verzieherin. Die Schreiberin macht ihre r so.
Das Wort Handelsverkehr ist ebenfalls merkwürdig. Der Duden kennt es zwar, aber es ist ungebräuchlich, vor allem in diesem Zusammenhang. Im Reisezusammenhang spricht man entweder von "Handel" oder von "Geschätsverkehr, bzw. Geschäftsreise."
Hier liegt ebenfalls wieder nahe, dass eine Ausländerin einen ihr bekannten Ausdruck erst ins Deutsche übersetzt hat, z.B. das englische "commercial traffic" oder gar "commercial travel," letzteres wäre die naheliegende Bezeichnung im Englischen für die Rubrik auf dem Anmeldeschein. Die korrekte deutsche Form wäre dann Handelsreise oder Geschäftsreise gewesen.
Bleibt noch die Strasse: Es gibt keine St. Hildegard Strasse in Brüssel. Interessant ist, dass die Schreibweise "Hildegaard" laut google fast nur in Skandinavien zu finden ist. Nicht in Holland, dort heisst Hildegard auch nur Hildegard.
In Brüssel gibt es eine Apotheke mit dem Namen Hildegard, aber in der Rue Auguste de Boeck.
Fazit: Die Angaben sind gefälscht. Es ist auch nicht zu vermuten, dass die Frau eine geborene Belgierin ist. Sie kann deutsch, hat es vielleicht sogar eine Zeit lang gesprochen, aber das scheint in der Vergangenheit gewesen zu sein, oder in der DDR. Sie hat sich bei der Fälschung ihrer Angaben keine grosse Mühe gegeben, was interessant ist: wenigstens eine existierende Adresse würde doch weitaus seriöseren Anschein machen. Man fragt sich, ob eine professionelle Spionin so eklatante Fehler machen würde.