Der Sonntag (Badische Zeitung) (29.03.2015)
DER MORD BLEIBT EIN RÄTSEL
Die Polizei-Ermittler dokumentieren im FALL ARMANI ihre umfangreiche Arbeit – die heiße Spur aber fehlt
>>Neun Monate nach dem gewaltsamen Tod des achtjährigen Armani in Freiburg
tappt die Polizei bei der Suche nach dem Täter nach wie vor im Dunkeln. Laut Oberstaatsanwalt Michael Mächtel habe sich bisher keiner der Verdachtsfälle erhärtet.
Die Staatsanwaltschaft Freiburg hat in den letzten neun Monaten allerdings, wie mittlerweile bekannt geworden ist, gegen acht Personen wegen des Anfangsverdachts einer möglichen Täterschaft ermittelt. Über die Identität der Personen machte Mächtel im Rahmen einer Pressekonferenz von Polizei und
Staatsanwaltschaft keine Angaben.
Die Ermittler dokumentierten am Freitag ausführlicher als bisher, was sie in den vergangenen Monaten unternommen haben, um den Mörder Armanis zu finden:
In drei Dutzend Fällen hat die Staatsanwaltschaft zum Beispiel Überwachungen, Durchsuchungen und andere Maßnahmen bei möglichen Verdächtigen angeordnet.
Die „SoKo Bach“, die teilweise mit bis zu 70 Beamten nach Armanis Mörder gefahndet hatte, hat mittlerweile über 5000 Personen vernommen, alleine 1750 in der Nachbarschaft der Wohnung, in der Armani zu Hause war.
Zum Monatswechsel wird aus der Soko nun eine deutlich kleinere Ermittlungsgruppe unter der Leitung von Thomas Schönefelder.
15 ehemalige Soko-Beamte werden in der Ermittlungsgruppe neben Schönefelder
arbeiten. Der Kripobeamte war bisher stellvertretender Leiter der Sonderkommission. Peter Grün, der Leiter der Soko, gibt sein Amt ab und wechselt an die Polizeischule nach Villingen-Schwenningen.
Schon vor dem Mord an Armani sei das sein Wunsch gewesen, sagte Kripochef Peter Egetemaier am Freitag. Grün steckt der ausbleibende Erfolg der Fahndung
nach Armanis Mörder offensichtlich schwer in den Knochen: Dass er seinerzeit sehr zuversichtlich war, den Täter zu erwischen, muss er nun mit den Worten „Ich
habe mich geirrt“ relativieren.
Noch immer sind 120 Spuren der Soko nicht ausgewertet: Einen Abschlussbericht der SoKoArbeit könne man daher noch nicht vorlegen, so Grün.
Am meisten Arbeit macht derzeit noch „Spur 848“. Dabei handelt es sich um die Vernehmungsprotokolle der Anwohnerbefragung im Stadtteil Brühl, wo Armani
am 20. Juli von einem Spielplatz gegen 18.30 Uhr verschwand, bevor er am folgenden Morgen tot in einem Bach liegend in Freiburg-Betzenhausen aufgefunden wurde. Die Protokolle umfassen 140 Ordner.
Noch sind nicht alle Aussagen gegeneinander abgeglichen worden, berichten Schönefelder und Grün. Die „SoKo Bach“ habe bis heute 8000 Überstunden angehäuft und 1280 Spuren verfolgt, berichtete Kripochef Peter Egetemaier.
Er betonte dabei erneut die hohe Motivation, mit der die Beamten gearbeitet haben. Die Betroffenheit in der Bevölkerung und das Engagement der Ermittler seien im Fall des erwürgten Jungen besonders groß gewesen.
Auch Staatsanwalt Mächtel betonte die enge und gute Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden.
Noch immer spürt man den Ärger der Ermittler darüber, dass drei Wochen
nach Armanis Tod die Todesursache öffentlich gemacht wurde. „Dieses Täterwissen war ein Faustpfand“, so Egetemaier.
Ein Mordgeständnis stehe und falle in seinem Wert mit der Tatsache, dass Täterwissen eben nicht vorher in der Zeitung zu lesen war. Zu den kursierenden Gerüchten rund um Armanis Tod sagten Michael Mächtel und Peter Grün zudem,
dass man bis heute keine These bestätigen oder ausschließen könne.<<
VATER AKZEPTIERT STRAFBEFEHL
>>Vom Tisch ist aber mittlerweile das Gerichtsverfahren gegen Armanis Vater:
Der Mann hatte nach der Beerdigung des Kindes einen Pressefotografen krankenhausreif geprügelt, weil dieser nach Ende des polizeilichen Betretungsverbots Fotos vom Grab Armanis geschossen hatte. Mittlerweile
hat Armanis Vater nach anfänglichem Widerspruch einen Strafbefehl des Amtsgerichts in der Sache akzeptiert: Er wurde zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt und muss dem Fotografen eine Entschädigung „im niedrigen vierstelligen Bereich“ zahlen, wie Michael Mächtel bestätigt hat.
Bereits im Januar war ein Verfahren gegen einen Onkel Armanis gegen Zahlung
einer Geldauflage von 400 Euro eingestellt worden. Er hatte denselben Fotografen nach der Beerdigung Armanis bedroht und ihm Kamera und Speicherkarte
abgenommen.<<
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1536791296541445&set=a.1421339731419936.1073741828.100006317682330&type=1