Gimmlitztal-Mord - Töten nach Verabredung im Internet?
28.08.2014 um 21:41Seit Freitag muss sich das Dresdner Landgericht mit dem angeblichen "Stückelmörder" aus dem idyllischen Gimmlitztal befassen. Schon der Prozessauftakt führte in eine gespenstische Welt abnormer sexueller Fantasien und Wahnsinnstaten: Den dokumentierten Wunsch des Opfers Wojciech S., geschlachtet, gekocht und verspeist zu werden, und die gefilmten perversen Handlungen des Angeklagten Detlev G., der seinen "Gast" Anfang November vorigen Jahres vor laufender Videokamera zerlegte und im Garten vergrub.
Die beiden Männer hatten sich in einem Internetforum kennengelernt und sich dort zu ihrem blutigen Rendezvous verabredet. Die Webseite ist ein Tummelplatz für Rollenspiele mit abseitiger Fleischeslust, sie nennt sich "The Nr. 1 Site for Exotic Meat". Auch der sogenannte "Kannibale von Rothenburg" hatte in diesem Chatroom 2001 sein späteres Opfer gefunden. Noch unfassbarer wird der Kriminalfall durch den Umstand, dass der 56-jährige Angeklagte selbst Kriminalist ist. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme im November als Handschriftenexperte beim Landeskriminalamt.
Freitagfrüh erscheint Detlev G. vorsichtig lächelnd im Saal N 1.05 des Dresdner Landgerichts, er trägt einen weißen Kapuzenpullover und eine Mappe aus einer Kurklinik in der Hand, minutenlang hält er den Beobachtungen der Fernsehkameras und Objektive stand, grinst, scherzt: "Wohin soll ich noch gucken?" Oberstaatsanwalt Andreas Feron wirft ihm Mord zur Befriedigung des eigenen Geschlechtstriebes und Störung der Totenruhe vor.
"Dass ich mal so tief sinke"
Im Sadomaso-Studio im Keller der Pension im Gimmlitztal, die der homosexuelle Detlev G. mit seinem Ehepartner nebenberuflich betrieb, filmte sich der Mann nachts im Bademantel und kündigte an: "Morgen ist großes Schlachtfest hier." Am nächsten Tag holte der Polizist mit dem bizarren Doppelleben sein Opfer am Dresdner Hauptbahnhof ab. Es war der 59-jährige, gebürtige Pole Wojciech S., der in Hannover eine Jobvermittlung betrieb.
In seinem Keller fesselte Detlev G. laut Anklage Wojciech S. mit dessen Einverständnis die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken, verklebte ihm den Mund mit Klebeband, legte ihm ein Seil um den Hals und zog ihn an einem elektrischen Flaschenzug hoch. "Der Angeklagte kannte dessen Wunsch, getötet zu werden", sagt Ermittler Feron.
Wenig später ließ Detlev G. den Leichnam herunter, hängte ihn an den Beinen kopfüber auf und begann, ihn mit Messern und einer Elektrosäge in Einzelteile zu zerlegen. Er habe aus sexueller Lust gehandelt. Durch die vorhandenen Videoaufnahmen ist die Anklageschrift so detailliert, dass man sie in der Öffentlichkeit kaum wiedergeben kann. Am Ende seines Videofilms sagt der Beamte: "Das ich mal so tief sinke, hätte ich nie gedacht." Unstrittig ist wohl: Detlev G. hat die Körperteile nicht gegessen, sondern im Garten verbuddelt.
"Detlef G. ist kein Mörder"
Der mutmaßliche Täter, der seit neun Monaten in Untersuchungshaft sitzt, sieht sich allerdings zu Unrecht als Mörder verfolgt. Zwar hatte er bei seiner Festnahme den Mord zunächst eingeräumt, das Geständnis aber später widerrufen. Sein Anwalt, Rechtsprofessor Endrik Wilhelm, trägt daher zum Prozessauftakt eine seitenlange Erklärung vor, die die Ermittler, Richter und Medien vor einer Vorverurteilung warnt. "Mein Mandat will eine faire Chance."
Wojciech S. habe sich freiwillig und selbstständig in das Seil um seinen Hals fallen lassen, um zu sterben. Seine Füße seien die ganze Zeit auf dem Boden geblieben. Da die Schlinge nur in circa 1,50 Meter Höhe hing, der Mann aber mindestens 1,70 Meter groß war, hätte er nur die angewinkelten Knie durchstrecken müssen und aufstehen können, erklärt der Anwalt. Eine seit Monaten überfällige 3-D-Simulation könne dies beweisen. "Detlef G. ist kein Mörder", sagte Wilhelm.
Der Verteidiger drängt nun außerdem darauf, die Psyche von Wojciech S. posthum näher untersuchen zu lassen. Der Geschäftsmann habe schon als Kind den Wunsch gehabt, von seiner Mutter gekocht zu werden, zitierte die zweite Verteidigerin Brigitte Bertsch Wojciechs Ex-Frau, die sich von ihm wegen seiner "perversen Neigungen" trennte.
"Vom ersten Moment an werde ich als dein Essen angesehen"
Geschlachtet und verspeist zu werden habe für ihn den Höhepunkt seines Lebens bedeutet. Er sei froh gewesen, in Detlev G. einen Partner zu finden, der diesen Traum in die Tat umsetzt. Noch bei der Ankunft am Dresdener Hauptbahnhof schrieb er per SMS: "Dein Braten steht am Bahnhof zur Abholung bereit."
Zuvor hatten beide Männer im Forum ihre Verabredung "in Ruhe" besprochen und sich über Bedingungen ausgetauscht: "Das Alter spielt keine Rolle", schrieb "Caligula31" alias Detlev G., und "Longping" Wojciech bat: "Keine Verletzungen, keine Knochenbrüche. Vom ersten Moment an werde ich als dein Essen angesehen." Als nach etlichen Kontakten beiden Partnern klar war, dass sie es ernst meinten, stieg Wojciech alias Longping am Morgen des 4. November in Hannover in den Fernbus und Stunden später ins Auto seines "Schlachters".
Für die Beurteilung, ob ein Mord geschah, sind nun 14 Verhandlungstage bis zum 5. November eingeplant, vier Sachverständige und 20 Zeugen sind geladen. Es dürften noch mehr werden, deutete die Vorsitzende Richterin Birgit Wiegand an. Auch Detlev G. wird sich unter Umständen noch einer psychiatrischen Begutachtung stellen – bisher hatte er das verweigert.
Der einstige Familienvater hatte sich erst 2002 von seiner Ehefrau getrennt und sich zu seinem Lebenspartner bekannt. Mittlerweile sind auch sie geschieden. Der Tatort ist heute wieder geöffnet. Als "Sommerfrische Illingmühle" wirbt die "Weinputtenpension" um neue Gäste. Ausflug ins Grüne zum Gruseln.
Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/article131511591/Dein-Braten-steht-am-Bahnhof-zur-Abholung-bereit.html
Da sind noch mal paar andere Sichtweisen drin, vor allem bezüglich des Trennungsgrundes des Opfers von seiner Ehefrau. Und wichtig finde ich auch zu lesen, daß der "Täter" sich jetzt eventuell doch psychiatrisch untersuchen lassen will.
Die beiden Männer hatten sich in einem Internetforum kennengelernt und sich dort zu ihrem blutigen Rendezvous verabredet. Die Webseite ist ein Tummelplatz für Rollenspiele mit abseitiger Fleischeslust, sie nennt sich "The Nr. 1 Site for Exotic Meat". Auch der sogenannte "Kannibale von Rothenburg" hatte in diesem Chatroom 2001 sein späteres Opfer gefunden. Noch unfassbarer wird der Kriminalfall durch den Umstand, dass der 56-jährige Angeklagte selbst Kriminalist ist. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme im November als Handschriftenexperte beim Landeskriminalamt.
Freitagfrüh erscheint Detlev G. vorsichtig lächelnd im Saal N 1.05 des Dresdner Landgerichts, er trägt einen weißen Kapuzenpullover und eine Mappe aus einer Kurklinik in der Hand, minutenlang hält er den Beobachtungen der Fernsehkameras und Objektive stand, grinst, scherzt: "Wohin soll ich noch gucken?" Oberstaatsanwalt Andreas Feron wirft ihm Mord zur Befriedigung des eigenen Geschlechtstriebes und Störung der Totenruhe vor.
"Dass ich mal so tief sinke"
Im Sadomaso-Studio im Keller der Pension im Gimmlitztal, die der homosexuelle Detlev G. mit seinem Ehepartner nebenberuflich betrieb, filmte sich der Mann nachts im Bademantel und kündigte an: "Morgen ist großes Schlachtfest hier." Am nächsten Tag holte der Polizist mit dem bizarren Doppelleben sein Opfer am Dresdner Hauptbahnhof ab. Es war der 59-jährige, gebürtige Pole Wojciech S., der in Hannover eine Jobvermittlung betrieb.
In seinem Keller fesselte Detlev G. laut Anklage Wojciech S. mit dessen Einverständnis die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken, verklebte ihm den Mund mit Klebeband, legte ihm ein Seil um den Hals und zog ihn an einem elektrischen Flaschenzug hoch. "Der Angeklagte kannte dessen Wunsch, getötet zu werden", sagt Ermittler Feron.
Wenig später ließ Detlev G. den Leichnam herunter, hängte ihn an den Beinen kopfüber auf und begann, ihn mit Messern und einer Elektrosäge in Einzelteile zu zerlegen. Er habe aus sexueller Lust gehandelt. Durch die vorhandenen Videoaufnahmen ist die Anklageschrift so detailliert, dass man sie in der Öffentlichkeit kaum wiedergeben kann. Am Ende seines Videofilms sagt der Beamte: "Das ich mal so tief sinke, hätte ich nie gedacht." Unstrittig ist wohl: Detlev G. hat die Körperteile nicht gegessen, sondern im Garten verbuddelt.
"Detlef G. ist kein Mörder"
Der mutmaßliche Täter, der seit neun Monaten in Untersuchungshaft sitzt, sieht sich allerdings zu Unrecht als Mörder verfolgt. Zwar hatte er bei seiner Festnahme den Mord zunächst eingeräumt, das Geständnis aber später widerrufen. Sein Anwalt, Rechtsprofessor Endrik Wilhelm, trägt daher zum Prozessauftakt eine seitenlange Erklärung vor, die die Ermittler, Richter und Medien vor einer Vorverurteilung warnt. "Mein Mandat will eine faire Chance."
Wojciech S. habe sich freiwillig und selbstständig in das Seil um seinen Hals fallen lassen, um zu sterben. Seine Füße seien die ganze Zeit auf dem Boden geblieben. Da die Schlinge nur in circa 1,50 Meter Höhe hing, der Mann aber mindestens 1,70 Meter groß war, hätte er nur die angewinkelten Knie durchstrecken müssen und aufstehen können, erklärt der Anwalt. Eine seit Monaten überfällige 3-D-Simulation könne dies beweisen. "Detlef G. ist kein Mörder", sagte Wilhelm.
Der Verteidiger drängt nun außerdem darauf, die Psyche von Wojciech S. posthum näher untersuchen zu lassen. Der Geschäftsmann habe schon als Kind den Wunsch gehabt, von seiner Mutter gekocht zu werden, zitierte die zweite Verteidigerin Brigitte Bertsch Wojciechs Ex-Frau, die sich von ihm wegen seiner "perversen Neigungen" trennte.
"Vom ersten Moment an werde ich als dein Essen angesehen"
Geschlachtet und verspeist zu werden habe für ihn den Höhepunkt seines Lebens bedeutet. Er sei froh gewesen, in Detlev G. einen Partner zu finden, der diesen Traum in die Tat umsetzt. Noch bei der Ankunft am Dresdener Hauptbahnhof schrieb er per SMS: "Dein Braten steht am Bahnhof zur Abholung bereit."
Zuvor hatten beide Männer im Forum ihre Verabredung "in Ruhe" besprochen und sich über Bedingungen ausgetauscht: "Das Alter spielt keine Rolle", schrieb "Caligula31" alias Detlev G., und "Longping" Wojciech bat: "Keine Verletzungen, keine Knochenbrüche. Vom ersten Moment an werde ich als dein Essen angesehen." Als nach etlichen Kontakten beiden Partnern klar war, dass sie es ernst meinten, stieg Wojciech alias Longping am Morgen des 4. November in Hannover in den Fernbus und Stunden später ins Auto seines "Schlachters".
Für die Beurteilung, ob ein Mord geschah, sind nun 14 Verhandlungstage bis zum 5. November eingeplant, vier Sachverständige und 20 Zeugen sind geladen. Es dürften noch mehr werden, deutete die Vorsitzende Richterin Birgit Wiegand an. Auch Detlev G. wird sich unter Umständen noch einer psychiatrischen Begutachtung stellen – bisher hatte er das verweigert.
Der einstige Familienvater hatte sich erst 2002 von seiner Ehefrau getrennt und sich zu seinem Lebenspartner bekannt. Mittlerweile sind auch sie geschieden. Der Tatort ist heute wieder geöffnet. Als "Sommerfrische Illingmühle" wirbt die "Weinputtenpension" um neue Gäste. Ausflug ins Grüne zum Gruseln.
Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/article131511591/Dein-Braten-steht-am-Bahnhof-zur-Abholung-bereit.html
Da sind noch mal paar andere Sichtweisen drin, vor allem bezüglich des Trennungsgrundes des Opfers von seiner Ehefrau. Und wichtig finde ich auch zu lesen, daß der "Täter" sich jetzt eventuell doch psychiatrisch untersuchen lassen will.