29.03.2014
Herford/Lübeck
Vermisster Dano: Aktion wirft Fragen auf
Lübecker Verein will am Wochenende in Herford suchen und Mitglieder werben
Herford/Lübeck. Die Welle der Anteilnahme im Vermisstenfall Dano zieht Personen zu Suchaktionen nach Herford, deren Vorgehen alles andere als transparent erscheint und Fragen aufwirft: So hat sich ein Lübecker Verein mit Namen "Vermisste Kinder Deutschland e.V." , kurz VKD e.V., zur Suche angesagt. Er will sogar seinen eigenen Kreisverband im Wittekindsland gründen und wirbt nicht nur um Mitglieder.
Im Vorfeld seiner angekündigten mehrtägigen Herford-Visite am Wochenende hat der Verein um Spenden gebeten. "Dieser Einsatz ist mit enormen Kosten verbunden", heiß es in einem Eintrag auf Facebook weiter. "Daher bitten wir euch um Unterstützung. Wer Spenden kann und möchte, kann dies gern am Wochenende direkt in Herford tun. Absetzbare Spendenquittungen werden auf Wunsch vor Ort ausgestellt." Darüber hinaus wird in einem anderen Beitrag eine Kontonummer angegeben, die zum 1. Vorsitzenden des Vereins gehört.
Nach einem Anruf beim zuständigen Vereinsregister des Amtsgerichts Lübeck ist ein Verein mit Namen "Vermisste Kinder Deutschland e.V." dort - ganz anders als es das Kürzel e.V. im Internet suggeriert - nicht bekannt. Die Stadt Herford hat nach NW-Informationen davon abgesehen, den Verein in irgendeiner Weise zu unterstützen. Auch die Polizei vermeidet jeden Kontakt.
Die Neue Westfälische hat darüber hinaus das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin kontaktiert. Das DZI ist seit mehr als 100 Jahren ein Spenden-TÜV, der die Arbeit von Hilfsorganisationen und deren Bilanzen auf Seriosität beleuchtet und vor fragwürdigen Vereinen, die etwa zu hohe Vorstandsbezüge oder Werbekosten aufweisen, warnt. Den VKD e.V. kenne er bisher nicht, so DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke.
Doch er hat mehrere Punkte, die er kritisch sieht und deshalb spendenwilligen Herfordern zum genaueren Hinschauen rät: "Auf der Webseite gibt es Widersprüchlichkeiten und Fehler", erklärte Wilke. Der Auftritt habe eher den Charakter einer Bürgerwehr. Den Spendenwilligen werde auch nicht mitgeteilt, dass es sich bei der Gemeinnützigkeit, die nach Vereinsangaben vom Finanzamt Lübeck bestätigt wurde, um eine vorläufige Einstufung handelt, die spätestens nach 18 Monaten überprüft wird und auch widerrufen werden kann.
Darüber hinaus müsse ein Mitglied eines gemeinnützigen Vereins nach den Standards des DZI jederzeit kündigen können. Das sei beim VKD nicht der Fall. Auch der Verweis auf Videospiele - auf einem ist der Zusatz zu lesen: "Der Handel mit Leichenteilen ist verboten" - wirke in Zusammenhang mit der Suche nach vermissten Kindern deplatziert.
Der Vorsitzende des VKD erklärte auf die Frage, was die Polizei bei der Suche nach Dano falsch gemacht habe, dass nun ein Verein aus Schleswig-Holstein an der Werre suchen müsse: Er könne das am Telefon und erst recht nicht der Presse sagen. Die Polizei suche ganz anders als der Verein, der andere Gebiete ins Auge fasse. Zur fehlenden Eintragung ins Vereinsregister erklärte er, dass der VKD ja erst im November gegründet worden sei und eingetragen werden solle. Er bestätigte auch, dass die Gemeinnützigkeit nur vorläufig vom Finanzamt Lübeck erteilt worden sei.
http://www.nw-news.de/owl/10843692_Vermisster_Dano_Aktion_wirft_Fragen_auf.html