McIntosh schrieb:überleg mal, was Medien und Öffentlichkeit damals wie heute bauen würden, wäre sie zum Zeitpunkt des Verschwindens oder des Mordes mit 2 Typen in der Kiste gewesen. Auweia.
genau das mein ich. ich geh nedmal so weit, an 2 zu denken. reicht ja einer, den sie sogar heiraten wollte.
also für den fall, dass ihr mich vllt besser verstehen könnt:
letztes jahr an pfingsten ist bei uns in der nähe eine einjährige kurz vor ihrem 2. geburtstag verhungert. ihr todeskampf ging die ganze nacht durch, sie hat sogar ihre eigenen haare und die ihres teddys gegessen. ihre mutter war nachweislich in diskos und dann bei einem, der sie dort abgeschleppt hatte. soweit ich mich erinnere, hat sie gerade als ihr kind dann verstarb, in ruhe mit dem mann gefrühstückt. wenn die mutter irgendwo in der umgebung gesichtet werden sollte, wird das nach all der negativen (aber der wahrheit entsprechenden!) berichterstattung für sie nicht gut ausgehen - stichwort selbstjustiz. ob das nun richtig ist oder falsch, lasse ich mal dahingestellt.
michaelas mutter unterstelle ich auch keine liebschaft. ich
wünsche sie ihr, da sie sich offenbar sehr danach gesehnt hat, wenn sie auf der suche nach einem mann war. und vielleicht hatte sie ja auch jemanden gefunden, der es wert war, sich darauf einzulassen.
ich empfinde michaelas mutter nicht als eine "schlampe", die sich nicht kümmert sondern als anständige, liebende, besorgte mutter, die eben sehnsucht danach hatte, geliebt zu werden. schaut das foto an, sie hat ehrliche augen. morgens aufzuwachen und einen kaffee ans bett gebracht zu bekommen oder einfach nur einen kuss ins gesicht gedrückt zu kriegen - frau mag sowas. frau sehnt sich nach sowas. frau sollte sowas auf jeden fall auch haben.
von der sorte mutter, wie ich michaelas mutter einschätze, kenne ich die vorgehensweise so: man sucht sich nen mann und schaut erst mal, ob das mit dem was werden könnte, statt jeden gleich heimzuschleifen und dem kind vorzustellen. wenn sie nun also einen mann gefunden hat und es langsam angehen möchte und schauen mag, ob das wirklich so richtig passt, dann ist das doch okay. dann verabredet man sich und macht was schönes. gemeinsam in die stadt gehen, kaffeetrinken oder eben .. . und ich halte das für legitim. immer noch. immer gleich legitim.
ich stelle mir also folgendes szenario vor:
michaela wird in aussicht gestellt, dass sie
vielleicht die mama von der arbeit abholen darf. ich kenn das noch von früher, mir wurde auch in aussicht gestellt, etwas VIELLEICHT machen zu dürfen und dann gings so "oh ja toll !! bitte bitte darf ich ?!" und die antwort darauf "ich überleg mir das nochmal". als kind hat man dann die hoffnung, dass der erwachsene ja sagt. selbst wenn er nein sagt, hält man es für das wahrscheinlichste, dass der erwachsene doch noch sagt "okay, habs mir anders überlegt, du darfst doch".
weiß man, wieso michaela die streifenkarte hatte. es wäre doch denkbar, dass sie diese sowieso brauchte ? in stuttgart hat fast jedes kind ein abo.
so weiter angenommen, die oma sagt dann beim frühstück "also du michaela, ich hab mir das nun überlegt und ich möchte nicht, dass du alleine in die stadt fährst, das ist zu gefährlich!" und dann ist sie enttäuscht. denkt sich aber "und was ist, wenn ich die mama überraschen gehe ? oma ist so doof, ich bin schon groß und was soll schon passieren ? ich verlaufe mich bestimmt nicht, ich kenne ja den weg ! und wenn alles gut klappt, gibts auch keine schimpfe sondern lob .. na und was soll denn auch passieren ? ich schaue immer schön links und rechts, dass kein auto kommt !". um meine schwester zu zitieren "du kannst hundert mal NEIN sagen und sie machen es dann doch trotzdem um sich unendlich viele weitere male NEIN anzuhören und es dann trotzdem zu machen. so sind kinder eben!"
zwischenzeitlich hat oma bei mama schon bescheid gegeben, dass michaela nicht kommt und mama verabredet sich mit ihrem freund. zu was auch immer. somit hat die mama auch keinen grund, auf michaela zu warten und kann sich anderweitig verabreden. was in der geklärten situation ja NICHT verantwortungslos wäre.
und das größere kind, welches michaela zur bahn gebracht hat, musste ja nicht wissen, dass die michaela nun doch gar nicht zum HBF fahren durfte.
das mit der überraschung klappt also nicht, michaelas mutter ist mit ihrem freund los, der sie abgeholt hat. erst gehen sie schön essen und noch etwas bummeln und machen sich dann in seiner wohnung einen schönen mittag. als sie nach hause kommt, erfährt sie, dass michaela nicht da ist und das ist seltsam. dann geht also die suche los.
bei der polizei kann sie sagen (MUSS sie sogar), dass sie bei ihrem freund war, die gibt das aber nicht an die presse weiter, damit nicht so eine hexenjagd beginnt, wie ich eingangs erwähnt habe. weil michaelas mutter sich nämlich nicht falsch verhalten hat und somit auch nicht an den pranger gestellt/gelyncht werden soll.
und das erklärt für MICH, wieso nicht bekannt ist, was ihre Mutter an dem Tag tat. auch wenn es sich hierbei nur um reine spekulation handelt, so halte ich das für mehr als denkbar. was die sache noch trauriger machen würde für mich.