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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

364 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Verschwörung, Verschwunden, Italien ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

12.07.2020 um 14:01
@Y6708
Ich denk auch, dass er auf der richtigen Spur ist, Knackpunkt ist aber unter anderem die Frage, wozu die Vatikanbank Geld der Mafia an Solidarnocz hätte weitergeben sollen. Und dann sagen, "hupsi, Euer Geld ist leider weg"... oder wie?
Und ich frag mich, wie das Kloster in Luxemburg in dem Fall ins Spiel kam, wo Emanuela sich aufgehalten gaben soll.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

18.07.2020 um 18:48
Zitat von abberlineabberline schrieb am 12.07.2020:Knackpunkt ist aber unter anderem die Frage, wozu die Vatikanbank Geld der Mafia an Solidarnocz hätte weitergeben sollen. Und dann sagen, "hupsi, Euer Geld ist leider weg"... oder wie?
Wenn man Mario Puzos "Der Pate" Glauben schenken darf, ist die Mafia prinzipiell antikommunistisch eingestellt (Wie auch der Vatikan)...Insofern könnte es ein Agreement gegeben haben....


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

18.07.2020 um 19:07
Zitat von abberlineabberline schrieb am 12.07.2020:Und ich frag mich, wie das Kloster in Luxemburg in dem Fall ins Spiel kam, wo Emanuela sich aufgehalten gaben soll.
Wobei ja nicht wirklich sicher ist, dass Emanuela sich tatsächlich in diesem besagten Kloster aufgehalten hat.

Habe vor kurzem noch einen Podcast zum Fall "Emanuela Orlandi" gehört, in dem u a auch auf die Theorie eingegangen wurde, dass das Attentat auf Papst Johannes Paul II und das Verschwinden von Emanuela zusammenhängen könnten bzw die Entführung Emanuelas dem Zweck dienen sollte, den Papst - Attentäter Ali Agca "freizupressen".

Hier der Link zum Podcast, auf den ich mich beziehe:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/schwarze-akte-true-crime/id1512453641?i=1000483056163

In der aktuellen (?) "Stern Crime" erschien auch ein Artikel zum Fall Emanuela Orlandi, ebenfalls recht interessant, wie ich finde.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

06.10.2021 um 01:11
Zitat von ThoFraThoFra schrieb am 18.07.2020:Habe vor kurzem noch einen Podcast zum Fall "Emanuela Orlandi" gehört, in dem u a auch auf die Theorie eingegangen wurde, dass das Attentat auf Papst Johannes Paul II und das Verschwinden von Emanuela zusammenhängen könnten bzw die Entführung Emanuelas dem Zweck dienen sollte, den Papst - Attentäter Ali Agca "freizupressen".
Diese Theorie scheint widerlegt zu sein...
Hier der Link:Youtube: Entführung aus dem Vatikan
Entführung aus dem Vatikan
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Da spricht der Bruder. Sehr interessant.

Haltet ihr es für möglich dass E. O. irgendwo lebt?


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06.10.2021 um 07:31
@SirHenry
Ehrlich gesagt nein. Sicher gibt es immer wieder Fälle a la Kampusch und alle Angehörigen klammern sich daran. Aber wie wahrscheinlich ist sowas? Sie wurde sicher zum Schweigen gebracht, nachdem man sie vermutlich missbraucht hat.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

06.10.2021 um 09:34
@SirHenry
Entschuldigung, hab das Video erst jetzt angeschaut. Ich glaube immer noch, dass sie tot ist. Franziskus hat es dem Bruder ja gesagt, ich denke er weiß es. Der arme Bruder tut mir sehr leid, er kommt nie zur Ruhe. Verständlich, ist ja auch sehr verworren. De Pedis ist der Entführer, mir ist auch sofort die Ähnlichkeit mit dem Phantombild aufgefallen, noch bevor es im Video gesagt wurde. Aber wozu das Mädchen entführt werden musste, ist mir nicht klar. Wenn sie wegen Streitereien zwischen der Mafia und dem Vatikan entführt wurde, wozu soll der Geistliche sie freigekauft haben, um sie zu töten? Das ergibt überhaupt keinen Sinn, sie wußte doch von nichts, was hätte sie schon aussagen können? Dann hätte man sie auch gleich der Mafia überlassen können.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

06.10.2021 um 12:32
Zitat von ThoFraThoFra schrieb am 18.07.2020:auf die Theorie eingegangen wurde, dass das Attentat auf Papst Johannes Paul II und das Verschwinden von Emanuela zusammenhängen könnten
Das ist eine klassische Verschwörungstheorie. Der Zusammenhang zwischen dem Papstattentat und der Entführung von E.O. ist ungefähr so plausibel, wie der Zusammenhang zwischen Alexandr Nawalnys Aufenthalt in Todtmoos und dem Verschwinden von Scarlet Salice... Völliger Quark...


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

09.01.2023 um 19:19
Weiss jemand, wie präsent dieser Fall heute noch in der Italienischen Öffentlichkeit ist?
Die jüngeren Italiener werden ihren Namen kaum kennen-oder?


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

09.01.2023 um 21:57
Vielleicht rollt der Vatikan den Fall vorsorglich wieder auf, weil der Privatsekretär von Benedikt dem XVI., Georg Gänswein, diesen Monat noch sein Buch herausbringen wird, in dem es lt. Daily Mail auch um den Fall Orlandi gehen wird!?

https://www.dailymail.co.uk/news/article-11592721/Pope-Benedict-XVIs-personal-secretary-publish-tell-book-lift-lid-scandals.html


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

09.01.2023 um 22:31
Zitat von AlikiAliki schrieb:Doch, der Fall ist in Italien auch bei jüngeren Menschen noch sehr präsent.
@Aliki
danke für die info.
Das ist wahrscheinlich dem Bruder zu verdanken - und ausserdem wird es am "Mysterium Vatikan" liegen

Ich habe mich gefragt, ob ein gewisser Druck der Öffentlichkeit dahintersteckt
oder- und (kann ja beides sein) Anlass zur Hoffnung besteht, dass sich neue Spuren
ergeben könnten


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

09.01.2023 um 22:54
Zitat von AlikiAliki schrieb:Vielleicht rollt der Vatikan den Fall vorsorglich wieder auf, weil der Privatsekretär von Benedikt dem XVI., Georg Gänswein, diesen Monat noch sein Buch herausbringen wird, in dem es lt. Daily Mail auch um den Fall Orlandi gehen wird!?
Glaube ich nicht. Maximal gehe ich von Andeutungen aus, bisschen Geraune, aber nichts handfestem. Ich denke eher, dass Gänswein mit dem Buch "abrechnen" und das öffentliche Bild von Benedikt XVI neu zeichnen will. Dazu Attacken gegen Franziskus. Vielleicht sowas wie - Benedikt wollte den Orlandi Fall neu prüfen lassen, aber er wurde behindert oä.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 00:20
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Glaube ich nicht. Maximal gehe ich von Andeutungen aus, bisschen Geraune, aber nichts handfestem. Ich denke eher, dass Gänswein mit dem Buch "abrechnen" und das öffentliche Bild von Benedikt XVI neu zeichnen will. Dazu Attacken gegen Franziskus. Vielleicht sowas wie - Benedikt wollte den Orlandi Fall neu prüfen lassen, aber er wurde behindert oä.
Genau, ähnlich stelle ich mir das auch vor!
Ich glaube nicht, dass der Fall Orlandi im Buch gelöst wird!

Wäre es nicht schon ziemlich medientauglich, wenn der Gänswein, immerhin ist er Erzbischof und mit Sicherheit im Moment einer der bekanntesten Kirchenmänner, in seinem Buch z.B. berichten würde, wie Du schreibst, dass der ehemalige Papst Benedikt bei den Ermittlungen zum Fall Orlandi behindert oder gehindert wurde?!

Vielleicht ist da ein Schritt nach vorne aus Sicht einer riesigen Organisation, wie der Katholischen Kirche, der aktuell angesagte Schritt?!

Diese Idee hatte ich jedenfalls, als ich den Artikel letzte Woche gelesen hatte. Wollte ihn da schon hier posten und dachte dann, es sei nicht so wichtig. Nach dem heutigen Artikel (wie folgt), hab ich mir gedacht, ist doch erstaunlich, dass nach so langer Zeit gleich mehrere Berichte zum Thema zu lesen sind.

https://www.dailymail.co.uk/news/article-11615859/Vatican-REOPENS-40-year-old-cold-case-schoolgirl-Emanuela-Orlandi.html


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 06:49
Zitat von AlikiAliki schrieb:Ich glaube nicht, dass der Fall Orlandi im Buch gelöst wird!
Davon kann man wohl ausgehen.
Zitat von AlikiAliki schrieb:Wäre es nicht schon ziemlich medientauglich, wenn der Gänswein, immerhin ist er Erzbischof und mit Sicherheit im Moment einer der bekanntesten Kirchenmänner, in seinem Buch z.B. berichten würde, wie Du schreibst, dass der ehemalige Papst Benedikt bei den Ermittlungen zum Fall Orlandi behindert oder gehindert wurde?!
Sicher wäre es das, aber Gänswein müsste dafür natürlich auch Beweise vorlegen und da sehe ich schwarz. Im Endeffekt kann er jetzt erstmal alles behaupten, Ratzinger kann nicht mehr widersprechen.

Gänsweins Buch ist ein Novum. Es gab immer schon Bücher über Päpste, amtierende oder auch verstorbene. Und schon immer wurde auch versucht sich dem Menschen hinter dem Papstamt zu nähern, zb von Andreas Englisch, dessen Bücher ich ganz gerne mag. Aber noch nie gab es quasi ein "Abrechnungsbuch" von jemandem, der so nah dran war. Das könnte die Sache sehr brisant machen.

Dennoch denke ich nicht, dass da viel zu erwarten ist. Der Fall Orlandi ist ja nicht der einzige, der bisher mit einem großen Fragezeichen versehen ist. Ob es nun das Attentat auf JPII ist, die Geschehnisse um Roberto Calvi, der Mord am Schweizergarde Kommandanten Estermann und seiner Frau und der anschließende (angebliche) Selbstmord von Cédric Tornay, da gibt es einiges, über das der Vatikan mMn mehr weiß, als zugegeben wird. Der Orlandi Fall reiht sich da nur in eine lange Liste ein. Aber es ist natürlich ziemlich clever von Gänswein, auch solche Schlagworte einzubringen, wohlwissend, dass die Öffentlichkeit sich dafür interessiert.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 10:58
Bei diesem Fall wundere ich mich immer wieder, dass tatsächlich Leute glauben, die Leiche von Emanuela könnte in einer sakralen Gruft im Vatikan bzw in Rom zu finden sein. Das muss man sich einmal vorstellen, der Mörder schleppt ein totes Mädchen in die Basilika in dicht bebautem Gebiet, stemmt erstmal eine die Gruft auf, um die Leiche dort zu deponieren. Da gibt es dutzende bessere Möglichkeiten, jemand auf ewig verschwinden zu lassen.

Interessanter ist da schon die Verbindung zur Entführung von Mirella Gregori, nur ca. 1-2 Monate vor EOs Entführung. Auch hier gibt es eine Verbindung zum Vatikan, wenn auch nicht so prominent wie bei EO.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 11:45
Zitat von ThoFraThoFra schrieb am 18.07.2020:Habe vor kurzem noch einen Podcast zum Fall "Emanuela Orlandi" gehört, in dem u a auch auf die Theorie eingegangen wurde, dass das Attentat auf Papst Johannes Paul II und das Verschwinden von Emanuela zusammenhängen könnten bzw die Entführung Emanuelas dem Zweck dienen sollte, den Papst - Attentäter Ali Agca "freizupressen".
Dazu steht einiges im italienischen Wikipedia-Artikel zu Emanuela Orlandi.
Die Grauen Wölfe hinter dem Papstattentäter haben tatsächlich versucht, "auf diesen Zug aufzuspringen" in infamer Weise.
Dazu nahm sogar die STASI in einem Schreiben an den Vatikan Stellung.
Zitat von FritzPhantomFritzPhantom schrieb am 06.10.2021:Aber wozu das Mädchen entführt werden musste, ist mir nicht klar.
2 Möglichkeiten werden genannt:
1. Gelder zu erpressen, die die Vatikanbank einbehalten hatte und die ursprünglich zu Kriminellen belangten
2. Pädophilie "Partys" hinter den Mauern des Vatikan
Zitat von TsurukawaTsurukawa schrieb am 06.10.2021:Das ist eine klassische Verschwörungstheorie. Der Zusammenhang zwischen dem Papstattentat und der Entführung von E.O. ist ungefähr so plausibel, wie der Zusammenhang zwischen Alexandr Nawalnys Aufenthalt in Todtmoos und dem Verschwinden von Scarlet Salice... Völliger Quark...
Nicht ganz, ehemaliges Mitglied.

Habe den kompletten italienischen Wikiartikel durch deepl in unsere Sprache übersetzten lassen.
Er ist sehr umfangreich, der umfassendste, zum Schicksal des armen Mädchens.

Wikipedia: Sparizione di Emanuela Orlandi

Setzte ihn deshalb in einen Spoiler :

SpoilerAm 22. Juni 1983 verließ Emanuela gegen 16.00 Uhr das Haus, um zum Musikunterricht auf der Piazza Sant'Apollinare zu gehen. Der Flötenunterricht dauerte von 17:00 bis 18:00 Uhr und der Chorgesangsunterricht von 18:00 bis 19:00 Uhr. Als Emanuela die Gesangsstunde 10 Minuten vor der Zeit verließ, rief sie ihre ältere Schwester Federica von einer Telefonzelle aus an und erzählte ihr, dass ein Mann sie angehalten und ihr einen Job als Werbebotschafterin für Avon Cosmetics angeboten hatte, bezahlt mit 375 000 Lire (umgerechnet ca. 193 €), die während einer einige Tage später stattfindenden Modenschau im Atelier der Sorelle Fontana durchgeführt werden sollten; ihre Schwester riet ihr davon ab, das Angebot anzunehmen, und schlug ihr vor, nach Hause zu gehen, um mit ihrer Mutter darüber zu sprechen.[2][4] Den Ermittlungshypothesen zufolge hatte das Mädchen den Avon-Vertreter getroffen, bevor es zu einer Flötenstunde kam. Nach dem Telefonat mit ihrer Schwester wartete Emanuela darauf, dass die anderen Klassenkameradinnen den Gesangsunterricht verließen, und zusammen mit zwei von ihnen, Raffaella Monzi und Maria Grazia Casini, erreichte sie die Bushaltestelle am Corso Rinascimento[5] Nach Aussage der beiden Mädchen spielte Emanuela auf das Jobangebot an, das sie erhalten hatte, und sagte auf ihre Warnung hin, dass sie zuerst die Erlaubnis ihrer Eltern einholen würde und dass sie auf jeden Fall vorsichtig sein würde, um böse Überraschungen zu vermeiden. [6] Gegen 19.30 Uhr stiegen zuerst Maria Grazia und dann Raffaella in zwei verschiedene Busse auf dem Weg nach Hause ein, während Emanuela laut Raffaella nicht in den Bus einstieg, weil er zu voll war, und sagte, sie würde auf den nächsten warten. Von diesem Moment an verlor sich die Spur des Mädchens.[7]

Nach einer anderen Version vertraute Emanuela nach dem Telefonat ihrer Freundin und Musikschulkollegin Raffaella Monzi an, dass sie auf den Mann warten würde, der ihr das Angebot gemacht hatte, um ihm zu sagen, dass sie zuerst die Erlaubnis ihrer Eltern einholen würde. Raffaella erklärte, dass Emanuela sie bis zur Bushaltestelle begleiten und um 19.30 Uhr abfahren würde. Raffaella berichtete dann, dass sie nach dem Einsteigen in den Bus Emanuela durch das Fenster mit einer Frau[2] mit lockigem Haar[8] sprechen sah - die nie identifiziert wurde, obwohl einige annahmen, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine andere Schülerin der Musikschule handelte.[9]

Hausdurchsuchungen und anonyme Anrufe

Da Emanuela nicht nach Hause zurückgekehrt war, begannen ihr Vater Ercole und sein Sohn Pietro mit der Suche in und um die Musikschule und kontaktierten die Schulleiterin, die der Familie die Telefonnummern einiger Mitschüler von Emanuela gab und ihnen riet, zu warten, bevor sie die Polizei alarmierten; Dennoch begab sich Ercole Orlandi unmittelbar danach zur Polizeistation "Trevi" an der Piazza del Collegio Romano, um ihr Verschwinden zu melden, aber die Beamten, die ihn empfingen, baten ihn, mit der Anzeige noch zu warten, da sie der Meinung waren, das Mädchen sei mit Freunden zum Abendessen gegangen und habe vergessen, zu Hause anzurufen. [2] Die Beschwerde wurde am folgenden Morgen (23. Juni) von seiner Schwester Natalina bei der "Vatikanischen Inspektion für öffentliche Sicherheit" formell eingereicht.

Am folgenden Tag (24. Juni) veröffentlichten die römischen Zeitungen Il Tempo und Il Messaggero sowohl die Nachricht vom Verschwinden als auch ein Foto des Mädchens mit einem Hilferuf der Familie und Telefonnummern[10]. Nach einer Reihe von unzuverlässigen Anrufen erhielten die Orlandis am 25. Juni einen Anruf von einem jungen Mann, der sich als "Pierluigi" vorstellte und sagte, er und seine Freundin hätten auf dem Campo dei Fiori zwei Mädchen kennengelernt, von denen eine Kosmetika verkaufte, eine Flöte trug und sagte, sie heiße "Barbara". "Pierluigi" berichtete auch, dass Barbara", als sie gebeten wurde, Flöte zu spielen, sich weigerte, weil sie dazu eine Brille mit Sehstärke hätte tragen müssen, was sie nicht mochte, und fügte hinzu, dass sie ein Ray-Ban-Modell wie dasjenige, das Pierluigis" angebliche Freundin trug, bevorzugt hätte.

Drei Stunden später rief "Pierluigi" zurück und fügte hinzu, dass "Barbaras" Brille "tränenförmig sei, um Astigmatismus zu korrigieren", aber er weigerte sich, Emanuelas Familie zu treffen oder seine Freundin mit ihr sprechen zu lassen, da sie angeblich abgelenkt und unzuverlässig sei. Diese Anrufe erschienen der Familie glaubwürdig, da Emanuela tatsächlich astigmatisch war, sich schämte, eine Brille zu tragen und Flöte spielte. Am 26. Juni, während eines weiteren Anrufs, der vom Onkel des Mädchens (Mario Meneguzzi) entgegengenommen wurde[11], fügte "Pierluigi" einige Informationen über sich selbst hinzu: Er gab an, 16 Jahre alt zu sein und an diesem Tag mit seinen Eltern in einem Restaurant am Meer zu sein. Er kündigte auch an, dass "Barbara" bei der für September geplanten Hochzeit ihrer Schwester Flöte spielen würde, verweigerte aber jede weitere Zusammenarbeit, um Emanuela ausfindig zu machen und ihren Onkel persönlich zu treffen; als dieser ihn um ein Treffen im Vatikan - im Haus der Eltern des Mädchens - bat, war "Pierluigi" überrascht und fragte den Mann, ob er ein Priester sei. Die Ermittler stellten fest, dass sich unter Emanuelas Freunden tatsächlich ein Junge namens Pierluigi befand, der jedoch zum Zeitpunkt ihres Verschwindens anderswo Urlaub machte.

Am 28. Juni war ein Mann namens "Mario" an der Reihe, ein selbsternannter Besitzer einer Bar im Zentrum Roms, in der Nähe der Piazza dell'Orologio (ganz in der Nähe der Ponte Vittorio, auf Emanuelas üblichem Weg zur Musikschule), der mit starkem römischen Akzent angab, 35 Jahre alt zu sein. Auch er behauptete, einen Mann und zwei Mädchen gesehen zu haben, die Kosmetika verkauften, von denen eine sagte, sie komme aus Venedig und nenne sich "Barbarella". Ein kleines Detail während des Telefongesprächs von "Mario" ist bezeichnend: Als er nach der Größe des Mädchens gefragt wird, zögert er, als ob er es nicht wüsste, und erklärt dann lediglich: "Sie ist ziemlich groß", während Orlandi in Wirklichkeit nur 1,70 m groß war. Im Hintergrund ist eine zweite Stimme zu hören, die "No, de plus"[12] sagt. Es scheint also, dass ein zweiter Mann bei ihm war, der das Mädchen gesehen hatte, im Gegensatz zu "Mario", es sei denn, er war ein Mythomaner.

In einem zweiten Telefonat[13] erklärte "Mario", dass "Barbara" ihm anvertraut habe, dass sie freiwillig von zu Hause weggegangen sei, weil sie die häusliche Routine satt hatte, dass sie aber beabsichtigte, am Ende des Sommers zur Hochzeit ihrer Schwester zurückzukehren. Die Familie, die diese Hypothese für unmöglich hielt, verlor zu diesem Zeitpunkt das Vertrauen in die Anrufe von "Mario" und "Pierluigi". Jahre später wurde die Vermutung geäußert, dass es sich bei dem selbsternannten "Mario" um einen der Banda della Magliana nahestehenden Mann handelte, aber diese Hypothese wurde nie schlüssig bewiesen[14].

Nachforschungen und Spekulationen

In den Tagen nach Emanuelas Verschwinden stellten der Bruder des Mädchens und einige Freunde fest, dass eine junge Frau, die als ihr sehr ähnlich beschrieben wurde - obwohl nie bestätigt wurde, ob es sich tatsächlich um Emanuela handelte -, sowohl von einem Beamten der Staatspolizei (Bruno Bosco) als auch von einem Verkehrspolizisten (Alfredo Sambuco), der vor dem Senatsgebäude Dienst hatte (den das Mädchen angeblich gefragt hatte, wo die Sala Borromini sei), im Gespräch mit einem Mann beobachtet worden war. Der Polizist, der nach Beginn der Ermittlungen zum Verschwinden des Mädchens von der Polizei befragt wurde, berichtete, dass das Mädchen in Begleitung eines Mannes war, der etwa 1,75 m groß, zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahre alt, schlank, elegant gekleidet und mit langem, schütterem Haaransatz ausgestattet war, der eine Aktentasche oder einen Koffer bei sich trug und einen tundragrünen BMW Touring gefahren haben soll[8][9][15] Der Polizist gab an, dass er in den Händen des Mannes einen festen Umschlag, möglicherweise einen Tornister, gesehen habe. [8] Hinsichtlich des Emanuela unterbreiteten Stellenangebots wurde später festgestellt, dass die betreffende Kosmetikfirma - die im Übrigen nur weibliche Mitarbeiter beschäftigte - nichts mit dem der jungen Frau angeblich unterbreiteten Stellenangebot zu tun hatte, und es stellte sich außerdem heraus, dass zur gleichen Zeit andere Mädchen im Teenageralter von einem Mann unter dem falschen Vorwand angelockt worden waren, bei Veranstaltungen wie Modeschauen oder anderen Events für Kosmetikprodukte zu werben.

Den Verwandten von Orlandi gelang es auch, einen SISDE-Agenten, Giulio Gangi, einen Freund der Cousins des Mädchens, für die Ermittlungen zu interessieren, dem es gelang, den BMW des Mannes, der mit Emanuela gesprochen hatte, ausfindig zu machen; er fand insbesondere heraus, dass er (trotz fehlender Papiere) von einem Mechaniker im Stadtteil Vescovio repariert worden war. [Das Auto war angeblich von einer blonden Frau zu ihnen gebracht worden; der Schaden bestand angeblich darin, dass die Scheibe des rechten Frontfensters zerbrochen war, doch schien dieser Bruch nicht - wie bei einem Unfall oder Diebstahl üblich - durch eine direkte Einwirkung von außen nach innen, sondern von innen nach außen verursacht worden zu sein.[8]

Im Laufe der Jahre reihten sich verschiedene Hypothesen und Indiskretionen aneinander; so soll eine anonyme Quelle im Jahr 2005 enthüllt haben, dass das Mädchen bei einem "geselligen Treffen" in der Nähe des Janiculum-Hügels, der sich an der Endstation des Busses befand, mit dem das Mädchen nach Hause gefahren sein sollte, in der Residenz eines hohen Prälaten oder jedenfalls einer Person, die den vatikanischen Kreisen nahesteht, ums Leben gekommen sei und dass ihr Leichnam wahrscheinlich in der Nähe versteckt worden sei, vielleicht sogar zufällig. [2][7] Was die Ermittlungen zu den Spuren des BMW betrifft, so wurde 2008 berichtet, dass Gangi, der zu diesem Zeitpunkt mit Ermittlungen gegen einen Prostitutionsring beschäftigt war, der wahrscheinlich mit Angelegenheiten zu tun hatte, die streng in den Zuständigkeitsbereich seines Instituts fielen, kurz darauf die betreffende Frau ausfindig machte, die das Institut entdeckte und kontaktierte. Die Frau verweigerte die Zusammenarbeit, und als Gangi in sein Büro zurückkehrte, stellte er fest, dass seine Vorgesetzten über ihren Kontakt informiert worden waren, obwohl dieser unter falschem Namen und mit falschen Papieren und in einem Auto mit ebenfalls getarnten Nummernschildern stattgefunden hatte. [8][16] Gangi hatte auch das von dem BMW-Mann erwähnte Modehaus, das Atelier Sorelle Fontana, aufgesucht, wo er erfuhr, dass sich dort mehrere Mädchen in der Illusion vorgestellt hatten, sie könnten als Kosmetikerinnen an den Veranstaltungen des Hauses teilnehmen, was der Direktor entschieden ausschloss. [8] Im Jahr 2012 berichtete der Journalist Giuseppe Nicotri, dass einer der Gründe für die Entführung des Mädchens Transaktionen und Finanzgeschäfte ihres Vaters mit einigen Mitgliedern der Banca Antonveneta waren, und dass Nach Aussagen von Mehmet Ali Ağca soll an der Orlandi-Entführung auch Johannes Adam II. von Liechtenstein beteiligt gewesen sein, der am 11. Juni 1983 an einem Treffen im Vatikan teilgenommen habe (unter den Anwesenden soll auch Kardinal Agostino Casaroli gewesen sein), bei dem beschlossen wurde, Emanuela zu entführen und in den mitteleuropäischen Staat zu bringen. [17]

Die Rolle der Banda della Magliana

Am 11. Juli 2005 erhielt die Redaktion der auf Rai 3 ausgestrahlten Sendung Chi l'ha visto? einen anonymen Anruf[18], in dem es hieß, zur Aufklärung des Falls Emanuela Orlandi müsse man nachsehen, wer in der Basilika von Sant'Apollinare begraben sei, und sich "nach dem Gefallen erkundigen, den Renatino Kardinal Poletti getan hat". Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Verstorbenen um keinen Geringeren als einen der Chefs der Banda della Magliana, Enrico De Pedis (genannt Renatino), handelte[19]. Der Korrespondentin Raffaella Notariale war es gelungen, Fotos des Grabes und die Originaldokumente für die Beerdigung des Chefs zu erhalten, die von Kardinal Ugo Poletti, dem damaligen Präsidenten der CEI, gewünscht und genehmigt wurde.

Am 20. Februar 2006 behauptete ein Verräter der Bande, Antonio Mancini, in einem Interview mit dem Journalisten Fiore De Rienzo von Chi l'ha visto?, in der Stimme von "Mario" die eines Auftragskillers im Dienste De Pedis, eines gewissen Rufetto, erkannt zu haben[20]. Die von der Staatsanwaltschaft durchgeführten Ermittlungen bestätigten jedoch nicht, was Mancini erklärt hatte[7]. Die Redaktion der erwähnten Sendung Rai 3 erhielt daraufhin eine Postkarte, auf der ein südlicher Ort abgebildet war, mit folgendem Text: "Lasciate stare Renatino" [Lass Renatino in Ruhe].

Ebenfalls 2006 sammelte Notariale ein Interview mit Sabrina Minardi, der Ex-Frau des Lazio-Fußballers Bruno Giordano, die zwischen dem Frühjahr 1982 und November 1984 eine Affäre mit De Pedis hatte. Im Jahr 2007 machte Antonio Mancini Aussagen über die Verwicklung von De Pedis und einigen Vertretern des Vatikans in die Affäre Emanuela Orlandi, indem er den Richtern der Staatsanwaltschaft von Rom offenbarte, dass im Gefängnis zum Zeitpunkt des Verschwindens des 15-jährigen Mädchens "gesagt wurde, dass das Mädchen unser Zeug (der Bande, Anm. d. Red.) war, einer von uns hatte sie entführt"[21]. Die Erklärungen von Mancini scheinen auch von Maurizio Abbatino, einem weiteren Verräter und Hauptankläger der Bande, bestätigt zu werden, der im Dezember 2009 dem für die Magliana-Ermittlungen zuständigen Staatsanwalt einige unter den Mitgliedern der Bande gesammelte Informationen über die Beteiligung von De Pedis und seinen Männern an der Entführung und Ermordung von Emanuela im Zusammenhang mit seinen Beziehungen zu einigen Vertretern des Vatikans offenlegte[22].

Am 23. Juni 2008 berichtete die Presse über die Aussagen, die Minardi gegenüber den Justizbehörden, die beschlossen hatten, sie zu vernehmen, gemacht hatte: Orlandi wäre getötet und ihre Leiche, in einen Sack verpackt, in einen Zementmischer in Torvaianica geworfen worden. Bei dieser Gelegenheit entsorgte De Pedis laut Minardi auch die Leiche eines aus Rache getöteten 11-jährigen Jungen, Domenico Nicitra, Sohn eines Mitglieds der Bande, des Sizilianers Salvatore Nicitra. Der Junge wurde jedoch am 21. Juni 1993 getötet, also gut zehn Jahre nach dem Zeitpunkt, auf den Minardi den Vorfall datiert, und drei Jahre nach dem Tod von De Pedis selbst, Anfang 1990. Der Frau zufolge wurde die Entführung von Emanuela von De Pedis auf Anweisung von Monsignore Marcinkus durchgeführt, "als ob sie jemandem, der über ihnen steht, eine Botschaft übermitteln wollten".

Minardi erzählte insbesondere, dass sie mit dem Auto (einem weißen Autobianchi A112) an der Bar des Janiculum-Hügels angekommen war, wo De Pedis ihr gesagt hatte, sie solle ein Mädchen treffen, das er "zur Tankstelle des Vatikans" begleiten solle. Bei der Verabredung kamen ein dunkler BMW, der von Sergio", dem Fahrer von De Pedis, gefahren wurde, und ein roter Renault 5 mit einer gewissen Teresina" (Haushälterin von Daniela Mobili, einer Freundin von Minardi) und einem verwirrten kleinen Mädchen, das die Zeugin als Emanuela Orlandi erkannte, an Bord. "Sergio" soll sie in den BMW gesetzt haben, der von Minardi selbst gefahren wurde. Als die Frau mit dem Mädchen allein im Auto zurückblieb, bemerkte sie, dass das Mädchen "weinte und lachte" und "wie unter Drogen stand". Als sie an der Tankstelle ankam, wartete in einem Mercedes mit Vatikanstadt-Kennzeichen ein Mann, der "wie ein Priester aussah", und nahm sie mit[23].

Das Mädchen verbrachte seine Haft in Rom in einem Haus, das Daniela Mobili in der Via Antonio Pignatelli 13 in Monteverde Nuovo - Gianicolense gehörte und über "einen riesigen Keller verfügte, der fast bis zum Krankenhaus San Camillo reichte" (dessen Existenz neben einem kleinen Bad und einem unterirdischen See von den Ermittlern am 26. Juni 2008 festgestellt wurde[24]). Die Haushälterin von Frau Daniela Mobili, "Teresina", hätte sich um sie gekümmert; laut Minardi stand Frau Mobili, die mit Vittorio Sciattella verheiratet war, Danilo Abbruciati nahe, einem anderen prominenten Mitglied der Banda della Magliana, das in den Fall Calvi verwickelt war und die Renovierung des Gebäudes in der Via Pignatelli veranlasste[12].

Mobili leugnete, Minardi zu kennen oder an der Entführung beteiligt gewesen zu sein, da sie sich zu dieser Zeit wie ihr Mann im Gefängnis befand; Minardi sprach jedoch immer von der Haushälterin "Teresina", die zu dieser Zeit tatsächlich in der Wohnung arbeitete, obwohl sie keinen Führerschein besaß[25][26]. Später zitiert Minardi ein anderes Mitglied der Bande (das einem alten Phantombild entspricht[27]), das, als es von der Polizei aufgespürt wurde, gestand, dass die Hütte in der Via Pignatelli tatsächlich ein Versteck war, "aber nicht für die Entführten, sondern für die Gesuchten. Es war das Versteck von "Renatino" [De Pedis]", der die Verbindung zwischen dem ehemaligen Chef der Magliana und der Orlandi-Entführung leugnete[28].

Giulio Andreotti, in dessen Haus Minardi nach eigenen Angaben zweimal mit ihrem Begleiter De Pedis (damals bereits polizeilich gesucht) zu Abend gegessen hat, "hatte nichts mit Emanuela Orlandi zu tun, wohl aber Monsignore Marcinkus", so die Frau[23]. Sie sagte auch, dass sie, um ihre kranke Mutter zu pflegen, mit einem von Roberto Calvi zur Verfügung gestellten Privatflugzeug nach Frankreich geflogen sei und dass sie und De Pedis eine Milliarde [Lire] in bar zu Erzbischof Marcinkus gebracht hätten[29].

Minardis Aussagen, die von den Ermittlern zwar als teilweise inkohärent eingestuft wurden (auch aufgrund ihres früheren Drogenkonsums), gewannen im August 2008 nach dem Fund auf dem Parkplatz der Villa Borghese in Rom an Glaubwürdigkeit, des Journalisten Antonio Parisi, des BMW, den Minardi nach eigenen Angaben für den Transport von Emanuela Orlandi benutzt hatte und der zunächst Flavio Carboni gehörte, einem Geschäftsmann, gegen den im Prozess um den Tod von Roberto Calvi ermittelt wurde und der dann freigesprochen wurde, und später einem der Mitglieder der Bande[30].

Die Veröffentlichung des Protokolls, das Minardi der Justiz übergeben hatte, rief die Proteste des Vatikans hervor, der über Pater Federico Lombardi, den Pressesprecher des Heiligen Stuhls, von einem "Mangel an Menschlichkeit und Respekt gegenüber der Familie Orlandi, der ihren Kummer wieder aufleben lässt", sprach und die Anschuldigungen gegen Erzbischof Marcinkus, der längst verstorben ist und sich nicht mehr verteidigen kann, als "infam"[31] bezeichnete.

Am 30. Juni desselben Jahres strahlte Chi l'ha visto? die vollständige Fassung des anonymen Telefongesprächs[32] vom Juli 2005 aus, das bis dahin nicht veröffentlicht worden war. Nach den Enthüllungen über das Grab von De Pedis und Kardinal Poletti fügte die Stimme hinzu: "Und fragen Sie den Barkeeper in der Via Montebello, dass seine Tochter auch bei ihr war [...] mit der anderen Emanuela". Es stellte sich heraus, dass die Bar der Familie von S. D. V. gehörte, einer Freundin von Mirella Gregori, die am 7. Mai 1983 in Rom unter mysteriösen Umständen verschwunden war und deren Entführung mit der von Orlandi in Verbindung gebracht wurde[24]. Die Redaktion der Sendung wurde im Juli durch einen weiteren anonymen Anruf[33] von einer gewissen "Blondine" bedroht.

Am 19. November 2009 erkannte Sabrina Minardi, die von Staatsanwalt Giancarlo Capaldo und Staatsanwältin Simona Maisto bei der Staatsanwaltschaft Rom befragt wurde, offenbar die Identität von "Mario", d. h. des Mannes, der in den Tagen unmittelbar nach dem Verschwinden von Emanuela Orlandi wiederholt bei der Familie angerufen hatte[34][35][36][37]. Am 21. November strahlte Rai News 24 ein weiteres Interview mit Minardi aus, in dem sie sagte, dass Emanuela Orlandi die ersten fünfzehn Tage ihrer Gefangenschaft in Torvaianica in dem Strandhaus von Minardis Eltern verbracht habe[38].

Am 10. März 2010 wurde die Existenz eines neuen Verdächtigen, Sergio Virtù, bekannt, der von Sabrina Minardi als De Pedis vertrauter Fahrer angegeben wurde und angeblich eine operative Rolle bei der Entführung des Mädchens spielte. Gegen den Mann wird wegen schwerer vorsätzlicher Tötung und Entführung ermittelt. Virtù wurde am Tag des Verhörs wegen anderer Straftaten verhaftet und in das Gefängnis Regina Coeli gebracht. Der ehemalige Fahrer von Renatino war bereits zweimal wegen Betrugsdelikten verurteilt worden. Vor den mit den Ermittlungen beauftragten Staatsanwälten bestritt Virtù jede Anschuldigung in dieser Angelegenheit, insbesondere, dass er De Pedis nie gekannt habe oder mit ihm befreundet gewesen sei. Der Ex-Fahrer wurde auch wegen einer Reihe von Erklärungen einer anderen Frau angeklagt, die von den Ermittlern als seine frühere Lebensgefährtin bezeichnet wurde und die bei der Entführung von Orlandi eine Rolle gespielt und dafür auch Geld erhalten haben soll.

Im Juli 2010[39] gab das Vikariat Rom grünes Licht für die Untersuchung des Grabes von De Pedis in der Basilika Sant'Apollinare und ordnete die Entnahme von DNA-Proben von De Pedis' Bruder, Emanuelas Familienangehörigen und Antonietta Gregori, Mirellas Schwester, an.

Im Juli 2011 verhaftete die Staatsanwaltschaft Rom mehrere Mitglieder der römischen Familie De Tomasi, die unter anderem des Wuchers und der Geldwäsche beschuldigt werden. Den Ermittlern zufolge ist Giuseppe De Tomasi, bekannt als Sergione, der der Banda della Magliana angehört, dieselbe Person, die 1983 bei der Familie Orlandi anrief und sich als "Mario" ausgab, während sein Sohn Carlo Alberto De Tomasi der Verfasser des Anrufs an Chi l'ha visto? im Jahr 2005 ist[40]. 1984 wurde De Pedis in einer Wohnung in der Via Vittorini verhaftet, im Namen seines Frontmanns Giuseppe De Tommasi. Sergione, so erzählt der Verräter Abbatino, war ein Freund von Franco Nicolini und den Proietti, den Fischern, die Franco Giuseppucci ermordet hatten, und wurde von De Pedis begnadigt, um dann am 25. Juni 1988 seine Hochzeitsfeier im "Jackie O" in der Via Boncompagni zu organisieren und an seiner Beerdigung in der Basilika San Lorenzo in Lucina teilzunehmen. De Tommasi verteidigte sich damit, dass er diesen Anruf 1983 nicht hätte tätigen können, weil er im Gefängnis war, ebenso wenig wie den Anruf in der Fernsehsendung[41].

Am 24. Juli erklärte Antonio Mancini in einem Interview mit La Stampa, dass Orlandi in der Tat von der Bande entführt wurde, um die Rückgabe der Gelder zu erwirken, die über die Banco Ambrosiano in die IOR investiert worden waren, wie es der Richter Rosario Priore vermutet hatte. Mancini fügte hinzu, er glaube, dass die Zahl von 20 Milliarden zu niedrig angesetzt sei und dass es De Pedis gewesen sei, der die Angriffe auf den Vatikan habe stoppen lassen, obwohl das Geld nicht vollständig zurückgegeben worden sei, und dafür unter anderem die Möglichkeit erhalten habe, in der Basilika von Sant'Apollinare begraben zu werden, was auch tatsächlich geschehen sei[42].

Am 14. Mai 2012 wurde das Grab von De Pedis geöffnet, doch befand sich darin nur der Leichnam des Verstorbenen, der auf ausdrücklichen Wunsch seiner Familie eingeäschert wurde. Es wurden auch weitere Ausgrabungen durchgeführt, aber es wurden nur Nischen mit Knochenresten aus der napoleonischen Zeit gefunden, aber keine Spuren der DNA von Emanuela und Mirella. Vier Tage später, am 18. Mai, wurde gegen Don Pietro Vergari wegen Mittäterschaft an einer Entführung ermittelt[43].

2018 enthüllte Maurizio Abbatino in einem Interview mit Raffaella Fanelli, dass er von Claudio Sicilia in der Privatklinik Villa Gina in Rom erfahren hatte, dass einige Kriminelle aus dem Testaccio-Gebiet hinter der Entführung steckten - daher De Pedis - und erklärte, warum sein alter Freund das Mädchen Orlandi entführen würde:

"Für das Geld, das er den Vatikanfiguren gegeben hatte. Geld, das in die Kassen des IOR floss und nie zurückgegeben wurde. Und da waren nicht nur die Testaccini-Milliarden, sondern auch das Geld der Mafia. Der Mord an Michele Sindona und der an Roberto Calvi stehen im Zusammenhang mit der Entführung von Orlandi. Wenn der erste Fall nicht aufgeklärt wird, werden wir nie die Wahrheit über den angeblichen Selbstmord von Calvi und das Verschwinden des Mädchens herausfinden. Meiner Meinung nach war es kein Befehl [der Mafia, Anm. d. Red.], sondern etwas, das im Einvernehmen geschah. Ich kenne die Beziehungen von Renatino [De Pedis, Anm. d. Red.] zu Monsignore Casaroli. Ich kann die Beziehungen der Bande zum Vatikan bestätigen. Aber ich habe Don Vergari nie getroffen. Er mag wohltätige Arbeit geleistet haben, aber er war sicher nicht katholisch, Renato war Buddhist. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Magliana-Bande gehen auf diese Jahre zurück [mindestens bis 1976, Anm. d. Red.] Und sie sind auf Francos Freundschaften zurückzuführen. Es gab einen homosexuellen Jungen, sein Name war Nando. Er war es, der Franco zu Casaroli brachte. Casaroli war bekannt. Giuseppucci kannte ihn. Und ich weiß, dass diese Freundschaft später von Renatino 'geerbt' wurde[44]."

Die Einleitung der Untersuchung und die nachfolgenden Entwicklungen

Im Oktober 2015 stellte die GIP auf Antrag der Staatsanwaltschaft und mangels stichhaltiger Beweise die Ermittlungen zum Verschwinden von Emanuela Orlandi und Mirella Gregori ein, die 2006 aufgrund der Aussagen von Sabrina Minardi eingeleitet worden waren und bei denen sechs Verdächtige wegen Verschwörung zum Mord und Entführung angeklagt wurden: Monsignore Pietro Vergari, ehemaliger Rektor der Basilika von Sant'Apollinare, in der De Pedis bis 2012 begraben war, Sergio Virtù, der Fahrer des Chefs, Angelo Cassani, genannt Ciletto, Gianfranco Cerboni, genannt Giggetto, Sabrina Minardi und Marco Fassoni Accetti, der sich selbst der Entführung bezichtigt hatte. [45] Schließlich entschied der Kassationsgerichtshof 2016 gegen die Kassationsbeschwerde von Maria Pezzano, erklärte sie für unzulässig und bestätigte die von der GIP gegen Ende des Vorjahres beantragte gerichtliche Untersuchung[46].

Im September 2017 veröffentlichte der Journalist Emiliano Fittipaldi, Autor von zwei weiteren Büchern über den Vatikan, Gli impostori. Untersuchung der Macht. Im Mai war er in den Besitz eines Dokuments vom 28. März 1998 gelangt, das der damalige Leiter der APSA (der Behörde, die das Vermögen des Heiligen Stuhls verwaltet), Kardinal Lorenzo Antonetti (der drei Jahre zuvor verstorben war), zur Information an die Erzbischöfe Giovanni Battista Re (damals Stellvertreter für allgemeine Angelegenheiten des Staatssekretariats) und Jean-Louis Tauran (Attaché für die Beziehungen zu den Staaten) geschickt hatte und das den Titel Resoconto sommario delle spese sostenute dallo stato Città del Vaticano per le attività relative alla cittadina Emanuela Orlandi trägt und dessen erster Absatz lautet: "Die Präfektur für die Verwaltung des Vermögens des Apostolischen Stuhls hat den Auftrag erhalten, ein zusammenfassendes Dokument über die wirtschaftlichen Leistungen zu erstellen, die zur Unterstützung der Tätigkeiten nach dem Umzug der Bürgerin Emanuela Orlandi und den darauf folgenden Phasen erforderlich sind". Das Dokument, das beweisen sollte, dass das Mädchen am Leben war, wurde angeblich in der Nacht vom 29. auf den 30. März 2014 ohne jeglichen Verstoß und mit einem sicheren Schuss aus dem Tresor eines Panzerschranks der Wirtschaftspräfektur gestohlen, der unter der Verantwortung des Sekretärs Monsignore Lucio Ángel Vallejo Balda stand, der am 2. November 2015 im Rahmen der sogenannten Vatileaks 2 verhaftet wurde, weil er vertrauliche Informationen für die Veröffentlichung des Buches Via Crucis von Gianluigi Nuzzi geliefert hatte

Die Spur der Pädophilie

Einem Ermittlungsbericht zufolge wurde Emanuela Orlandi im Rahmen eines Sex-Party-Rings, an dem Kleriker, ein Gendarm des Vatikans und diplomatisches Personal einer ausländischen Botschaft beim Heiligen Stuhl beteiligt waren, angelockt und getötet[72]. Andere Untersuchungen weisen auf eine Spur nach Boston hin, in die pädophile Priester verwickelt sind[73].

Nach Angaben von Pater Gabriele Amorth wurde die junge Emanuela Orlandi bei einer Pädophilenorgie im Vatikan unter Drogen gesetzt und dann getötet. Dies ist die Hypothese, die der katholische Geistliche in einem Interview mit La Stampa[72] am 22. Mai 2012 aufstellte; die Nachricht ist auch in seinem Buch Der letzte Exorzist veröffentlicht.

In dem Interview sagt der Exorzist Folgendes: "Wie auch Monsignore Simeone Duca, Archivar des Vatikans, feststellt, wurden Partys organisiert, an denen auch ein Gendarm des Heiligen Stuhls als "Anwerber von Mädchen" beteiligt war. Ich glaube, dass Emanuela ein Opfer dieses Rings geworden ist. [...] Ich habe nie an die internationale Spur geglaubt, ich habe Grund zu der Annahme, dass es sich um einen Fall von sexueller Ausbeutung handelte, der kurz nach dem Verschwinden und dem Verstecken zum Mord führte. Auch diplomatische Mitarbeiter einer ausländischen Botschaft beim Heiligen Stuhl waren an dem Ring beteiligt.

Dieselbe Hypothese, an der auch Paul Marcinkus beteiligt war, wurde von dem Justizmitarbeiter Vincenzo Calcara, einem ehemaligen Mitglied der Cosa Nostra, aufgestellt, der 2014 in der Sendung Chi l'ha visto? von einem angeblichen Vertrauen eines Mafiabosses berichtete, wonach Orlandi während einer Sex- und Drogenparty gestorben und mit anderen angeblichen jungen Opfern im Vatikan begraben worden sei[74].



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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 12:24
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:Auch diplomatische Mitarbeiter einer ausländischen Botschaft beim Heiligen Stuhl waren an dem Ring beteiligt.
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:an dem Kleriker, ein Gendarm des Vatikans und diplomatisches Personal einer ausländischen Botschaft beim Heiligen Stuhl beteiligt waren
Zweimal "ausländisch". Das könnte doch,- neben allen anderen Nationalitäten- auch italienisch bedeutet?
Ist Italien aus Sicht des Vatikan "Ausland"?


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 12:51
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Zweimal "ausländisch". Das könnte doch,- neben allen anderen Nationalitäten- auch italienisch bedeutet?
Ist Italien aus Sicht des Vatikan "Ausland"?
Meines Wissens nicht. Der Vatikan-Staat ist ein Stadt-Staat innerhalb Italien respektive Rom.
Es gibt keine Botschaften anderer Länder dort.
Der durchaus misszuverstehende Text ist eventuell auch der Übersetzung geschuldet.

Es handelt sich darum dass ausländisches Personal einer der vielen Botschaften in Rom beteiligt war.
Um welches Land es sich dabei gehandelt hat bleibt offen und darum denke ich darüber nicht einmal nach.


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 12:57
Zitat von EchoM1EchoM1 schrieb:Es handelt sich darum dass ausländisches Personal einer der vielen Botschaften in Rom beteiligt war.
Um welches Land es sich dabei gehandelt hat bleibt offen und darum denke ich darüber nicht einmal nach.
@EchoM1
Es gibt sehr viele Botschaften in Vatikan City:
Botschaften und Konsulate in Vatikanstadt
Italien befindet sich auch darunter
https://embassy-finder.com/de/in_vatican-city_vatican


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Der Vermisstenfall Emanuela Orlandi

10.01.2023 um 15:57
Ich finde es sehr spannend, dass der Fall wieder aufgerollt wird. Warum jetzt? Ist die Nähe des Todes von Benedict ein Zufall? Ich glaube weder, dass dieser was damit zu tun hat noch das es im Buch darum geht. Aber irgendwas muss Franziskus sich ja dabei denken. Will er das noch erledigt wissen, bevor er selber stirbt, weil er denkt, danach wird es nicht mehr aufgeklärt oder will er dem erzkonservativen Flügel noch eins auswischen?


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