taren schrieb:Also das Hyperloop ein Problem löst welches nicht existiert kann wohl ausgeschlossen werden, da viele möglichst schnell ihr Ziel erreichen wollen.
so absolut einfach und sicher ist das nicht.
Dazu mal eine Anekdote: ich habe vor einigen Jahren als externer Berater bei einem Projekt in einem Landkreis "tief im Osten" gearbeitet. Es ging um die Verbesserung des OePNV Angebotes. Und ich denke, wir haben dort auch etwas wirklich Gutes aufgestellt, den Fahrplan deutlich verbessert, die alten noch Anfang der 90er aus dem Westen gebraucht erworbenen Busse ausgemustert und moderne Niederflurbusse beschafft, das Streckennetz optimiert und so Reisezeiten verringert, die Tarife vereinfacht und fuer viele Kunden die Preise gesenkt.
Und es war auch ein erfolgreiches Projekt in vielen Aspekten, die angestrebten Verbesserungen konnten umgesetzt werden, die Qualitaet des Angebots deutlich verbessert werden, und ich leugne nicht, dass ich auch nett daran verdient habe, aber nicht nur ich, sondern vor allem wurden so eine Reihe Arbeitsplaetze in einer strukturschwachen Region fuer Betriebspersonal (Fahrer, Werkstatt uvm.) erhalten, ein paar Arbeitsplaetze sogar neu geschaffen. Finanziert war das zwar fast komplett aus Steuermitteln, aber da fast das gesamte Geld in Personalkosten ging und auch die neubeschafften Fahrzeuge ein Basismodell aus deutscher Produktion war und eine Ausruestung durch einen Anbieter aus der Region hatten, blieb das Geld vor Ort und war sicher volkswirtschaftlich betrachtet nicht verschwendet...
Aber in Hinblick auf die Nutzungszahlen war es trotzdem kein Erfolg: wie auch? Ganz simple gesagt: die Rentnerin vom halb-ausgestorbenen Dorf hat sich sicher riesig gefreut, dass sie nun den Weg in die naechste Kleinstadt zum Einkaufen, Arztbesuch oder Freundinnenbesuch guenstiger, bequemer und zudem noch statt nur morgens, mittags und abends jetzt alle zwei Stunden fahren konnte. Aber deshalb ist sie ja auch nicht jetzt den ganzen Tag staendig hin- und hergegondelt. Die damals schon lange nach Berlin oder in den Westen weggezogenen Juengeren sind ja nicht nun einfach zurueckgezogen, nur weil es in ihrem Geburtsort endlich bessere Busse gab und die Arbeitgeber der Region haben nicht im Enthusiasmus ueber den tollen Fahrplan neue Arbeitsplaetze geschaffen oder gar neue Firmen gegruendet...
Mit einfachen Worten: es ist kein Automatismus, dass einem guten Verkehrsangebot auch eine entsprechende Nutzung nachfolgt.
Wenn zu wenige Interesse daran haben, von A nach B zu kommen, dann kann auch das beste Verkehrsangebot zwischen A und B das nicht aendern.
Aber Verkehrsbeduerfnisse koennen geschaffen werden, wenn es ein vernuenftiges Gesamtkonzept gibt und dann hat die Infrastruktur auch erhebliche positive Rueckwirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ich nehme als zusaetzliches Beispiel ergaenzend zu den Beispielen, die ich zuvor auffuehrte noch die Transkontinental-Eisenbahn in den USA. Wohl nichts hat fuer die wirtschaftliche Erschliessung des Westens der USA mehr beigetragen als der Golden Spike 1869, die Vollendung der Eisenbahnverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Finanziert wurde der Bau uebrigens, indem den beiden Baugesellschaften Union Pacific und Central Pacific beidseitig der gebauten Strecke Land zur eigenen Nutzung und Verwertung erhielten. Daher hatte die Bahngesellschaften auch gleich ein Interesse und den noetigen Einfluss in die Raumplanung der Region rund um die Bahn und konnten sicherstellen, dass ein stimmiges Gesamtkonzept entstand.
Ich koennte mir vorstellen, dass in aehnlichem Sinne auch Hyperloop gebaut, finanziert und zu einem Erfolg gebracht werden koennte: der oder die Baugesellschaften erhalten als Bezahlung jeweils um jede Station rundum eine Flaeche von n-km Radius ueberlassen, die sie selbst in Eigenverantwortung entwickeln koennen und aus dem sie frei Gewinne erzielen koennen und solange behalten duerfen und nutzen, wie der Bahnbetrieb aufrechterhalten wird. Sowas geht natuerlich nicht in Europa, aufgrund rechtlicher Probleme, aber auch ganz schlicht, weil es keine entsprechenden freien Areale gibt.
Aber zB. in Afrika waere das anders. Kap-Kairo zB. sind rund 10-12.000 km. Alle 200km eine Station, das waeren 50 bis 60 Bahnstationen und koennten entsprechend 50 bis 60 neue Entwicklungszentren sein. Ich denke, sowas koennte sehr viel zur wirtschaftlichen Erschliessung und Entwicklung des Kontinents beitragen und viel Positives bewirken!