@widersinn Die Bücher von Richard Feynman gelten als Geheimtipp. Wenn du die elementare Quantenphysik, im wesentlichen als die Quantenmechanik, verstehen möchtest, so führt meines Erachtens kein Weg an der linearen Algebra vorbei, aus dem mathematischen Wissen folgen unmittelbar viele physikalische Zusammenhänge, die ansonsten vollkommen "in der Luft hängen". Ich wüsste wirklich nicht, wie man sich ein qualitatives Verständnis, gänzlich ohne jegliche Kenntnis der mathematischen Strukturen, aneignen sollte.
Vielleicht zurück zum Thema:
@berlingo Die Frage ist bereits falsch gestellt. Das Wasserstoffatom lässt sich quantenmechanisch exakt lösen, sekundäre Effekte lassen sich störungstheoretisch in guter Näherung lösen. Man erhält als Lösungen die Wellenfunktionen des Elektrons in Abhängigkeit von den berühmten "Quantenzahlen" für die Energie und die verschiedenen Drehimpulse. Anschaulich beschreibt die Wellenfunktion eine Art Wolke, in dem das Elektron sich vorwiegend aufhält (auch wenn mathematisch da noch sehr viel mehr steckt).
Aus diesen Wellenfunktionen lassen sich mit Hilfe mathematischer Vorschriften (den "Operatoren") reale Messwerte (Eigenwerte der Operatoren) physikalischer Größen (den "Observablen") berechnen und auch tatsächlich messen. Befindet sich dein Wasserstoffatom in einem reinen Zustand, der also durch eine einfache Wellenfunktion und einen einfachen Satz an Quantenzahlen beschrieben wird, so kannst du exakte Messwerte vorhersagen. Zu jedem reinen Zustand gehört ein Satz an "Eigenwerten", die du real messen kannst.
In der Natur liegen allerdings selten "reine" Zustände vor, sondern in der Regel Überlagerungen ("Superpositionen") unterschiedlicher reiner Zustände, wobei die reinen Zustände auch unterschiedlich stark beigemischt sind. In einigen Fällen kann man genau vorhersagen, wie stark die Beimischungen der unterschiedlichen Zustände sind, also zum Beispiel zum Zeitpunkt t_1 zu 10% Zustand 1, zu 40% Zustand 2 und zu 50% Zustand 3. Zu einem Zeitpunkt t_2 zu vielleicht 30% Zustand 1, zu 50% Zustand 2 und zu 20% Zustand 3, und so weiter.
Falls du nun in einem solchen System eine Messung einer physikalischen Größe durchführst, so erhältst du jedoch nicht einen Messwert, der irgendwie eine Überlagerung aller reinen Zustände darstellt, sondern du misst die zu einem reinen Zustand gehörenden Werte. Hierbei spricht man vom "Kollaps" der Wellenfunktion: Die ursprünglich gemischte Wellenfunktion springt in einen reinen Zustand, zu dem du dann den passenden Eigenwert misst.
Hierin steckt die probabilistische Natur der Quantenmechanik: In welchen reinen Zustand das System kollabiert, kannst du nicht vorhersagen. Lediglich die zu einem Eigenwert zugehörigen Wahrscheinlichkeiten, entsprechend, wie stark der Anteil eines reinen Zustandes am Gesamtzustand ist, lassen sich quantifizieren.
Falls du zum Beispiel ein Atom mit einem Laser passender Frequenz anstrahlst, um eine Elektronenanregung durchzuführen, so kann es passieren, dass das Elektron vom Grundzustand in einen angeregten Zustand mit anderen Quantenzahlen gebracht wird. Quantenmechanisch kann man berechnen, dass es nicht einfach einen "Sprung" des Elektrons (anschaulich auf eine erweiterte Bahn) gibt, sondern vielmehr eine Art mehr oder weniger saubere Oszillation (siehe auch Rabi-Oszillation) zwischen dem Grundzustand und dem angeregten Zustand. Das Gesamtsystem befindet sich also in einem Zustand, in dem zum Teil der Grundzustand, zum Teil der angeregte Zustand beimischt, jeweils mit zeitlich veränderlichen Anteilen.
Du kannst, falls du das alles sauber durchrechnest, zu jedem Zeitpunkt sagen: "Wenn ich jetzt messe, befindet sich das Elektron zu 90% im angeregten Zustand und zu 10% im Grundzustand" (oder eben andere Werte). Führst du nun eine Messung durch, wirst du das Elektron sehr wahrscheinlich im angeregten Zustand finden - aber eben nicht mit Sicherheit!
All das klingt zunächst nach starkem Tobak, basiert jedoch auf einem robusten empirischen Fundament aus experimentell motivierten Postulaten und bald einem Jahrhundert an Laborerfahrung.